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Stahlkonstruktionen 05.09.2024, 00:00 Uhr

Den CO2-Fußabdruck senken

Ob Neubau oder Bauen im Bestand, der Stahl spielt seine Vorteile aus: Er ist langlebig, flexibel, vollständig recycelbar und lässt sich heutzutage stark CO2-reduziert herstellen. Einige Aspekte sollten dabei beachtet werden.

Nachhaltigkeit im Industriebau: Eine Halle kann so geplant und konstruiert werden, dass sie demontiert und an einem anderen Standort wieder aufgebaut werden kann. Aufgrund des geringen Gewichts sind Lochstegträger dafür sehr gut geeignet. Foto: Acelormittal

Nachhaltigkeit im Industriebau: Eine Halle kann so geplant und konstruiert werden, dass sie demontiert und an einem anderen Standort wieder aufgebaut werden kann. Aufgrund des geringen Gewichts sind Lochstegträger dafür sehr gut geeignet.

Foto: Acelormittal

Trotz eines geringen CO2-Fußabdrucks wirtschaftlich: Beim Bau von Stahlkonstruktionen ist das heute schon möglich. Planende und Ausschreibende mit Fokus auf der CO2-Reduzierung sollten jedoch einige entscheidende Details beachten. Ein Faktor ist die Produktauswahl. Je nach Herstellungsart lässt sich Stahl mittlerweile stark CO2-reduziert erzeugen. Während bei der herkömmlichen Produktionsweise im Hochofen (mit Kokskohle als Reduktionsmittel) 2,2 bis 2,8 Tonnen CO2 pro Tonne Stahl entstehen, sind es über die Elektrolichtbogenofen-Route nur etwa 0,6 bis 0,85 Tonnen CO2 pro Tonne. Im Elektrolichtbogenofen wird Schrott zu Stahl geschmolzen. Wenn bei diesem Prozess der Strom aus regenerativen Quellen stammt, lassen sich die Emissionen nochmals halbieren auf bis zu 0,35 Tonnen CO2 pro einer Tonne Stahl. Wichtig dabei ist, dass die CO2-Angaben von einer unabhängig zertifizierten Umweltproduktdeklaration (EPD) bestätigt werden. So können Planer und Investoren den Daten vertrauen.

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Industriebauten, wie der Standort von Green Teuto Systemtechnik (GTS) in Ibbenbüren, sind eine beliebte Einsatzmöglichkeit von Stahl.

Foto: Acelormittal

Ibbenbüren macht es vor

Im Zuge seiner eigenen Nachhaltigkeitsstrategie hat Green Teuto Systemtechnik (GTS) – ein Unternehmen der Krone Gruppe und Hersteller von Landmaschinen und Nutzfahrzeugen – beim Bau des ersten Produktionsstandortes in Ibbenbüren auf eben solchen, CO2-reduzierten Stahl gesetzt. Insgesamt wurden 1 400 Stahlträger der Arcelormittal-Marke „XCarb Recycelt und erneuerbar hergestellt“ verbaut. Dieser Stahl wird in einem Elektrolichtbogenofen aus 100 Prozent Recyclingschrott mit erneuerbaren Energien produziert. Die Walzprofile haben einen CO2-Fußabdruck von nur 0,333 Tonnen CO2 pro Tonne Stahl, was auch in einer entsprechenden EPD hinterlegt ist. Die Industriehalle ist zudem energetisch hochmodern aufgestellt. Bei dem Projekt in Ibbenbüren waren insgesamt drei Parteien beteiligt, GTS als Bauherr, Arcelormittal als Stahllieferant und Wurst Stahlbau für die Fertigung. Diese Kooperation zeigt, dass umweltfreundlich produzierter Stahl immer stärker gefragt wird und zukünftig eine tragende Rolle spielen wird, um die Klimaziele zu erreichen.

1400 CO2-reduzierte Stahlträger der Arcelormittal-Marke „XCarb Recycelt und erneuerbar hergestellt“ wurden in dem Hallenbau von GTS verbaut.

Foto: Acelormittal

Recycling: gleichwertigen oder sogar besseren Stahl erzeugen

Industriebauten wie der neue GTS-Standort sind eine beliebte Einsatzmöglichkeit von Stahl. Aber bei weitem nicht die einzige. Von der kleinen Stahlfaser für Bewehrungen über Leichtbau-Fassaden in unterschiedlichsten Formen und Farben bis hin zu Dachkonstruktionen für Solarmodule: Dem Einsatz von Stahl und Stahlprodukten im Baubereich – auf Kundenwunsch mit einer stark CO2-reduzierten Herstellungsweise – sind heutzutage kaum Grenzen gesetzt. Die Recyclingfähigkeit und Weiterverwertung macht Stahl zu einem attraktiven Baustoff. Stahl ist bereits heute das am häufigsten recycelte Material der Welt. Recyclingraten über 85 Prozent sind üblich. Stahlschrott ist dank der unbegrenzten Recyclingfähigkeit wertvoll, und das Material kann relativ einfach von anderen Reststoffen separiert werden. Im Gegensatz zu anderen Baustoffen können beim Recycling gleichwertige oder sogar bessere Stähle erzeugt werden.

Entscheidend sind die Produkte und Stahlsorten

Wenn es um die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks geht, spielt nicht nur die Herstellungsweise eine Rolle. Wichtig ist auch die entsprechende Auswahl: Aus Blechen geschweißte Träger sollten vermieden und stattdessen alle Abmessungen und Möglichkeiten der Walzprofile genutzt werden. Beispielsweise können neben den bekannten IPE- und HE-Profilreihen für übliche Konstruktionen mit den in EN 10365 genormten HD- oder HL-Profilen auch hochbelastete oder weitgespannte Konstruktionen gebaut werden. Auch die Stahlsortenwahl kann zur Material- und damit CO2-Einsparung beitragen: Die geringer belastbare Stahlsorte S235 sollte nicht mehr zum Einsatz kommen, sondern mindestens S355 für übliche Bauteile und S460 für höhere Belastungen. Da die Materialeinsparung mit durchschnittlich 15 bis 25 Prozent deutlich höher ist als der Aufpreis für die höherwertigen Stahlsorten, ist auch ein finanzieller Anreiz vorhanden.

Zertifizierte EPDs erhältlich

Von der reinen Herstellung über die Konstruktionsphase und das Design bis hin zur Wiederverwertung besticht Stahl durch Materialbeständigkeit, Langlebigkeit, Robustheit und Recyclingfähigkeit. Unabhängig zertifizierte EPDs für Stahlprodukte wie Bleche, Träger und Spundwände belegen dazu den Beitrag des Werkstoffs für klimagerechtes und zukunftsorientiertes Bauen. Bezieht man alle Lebensphasen eines Gebäudes inklusive des kompletten Rückbaus und der Gründungen im Erdreich in die Bewertung der Nachhaltigkeit mit ein, zeigen sich die Vorteile von Stahlkonstruktionen für das ökologische Bauwesen. Beim nachhaltigen Bauen geht es zunächst darum, möglichst leicht und effizient zu bauen. Wenn die Träger dann noch mit emissionsreduziertem Stahl produziert wurden, lässt sich der CO2-Fußabdruck eines Projekts zusätzlich reduzieren.

Fazit: Entscheidend für CO2-reduzierten Stahlbau ist es, die richtigen Produkte auszuwählen und, vorrangig, die Hauptbauteile zu optimieren. So wird das Klima geschont und günstiger gebaut.
https://germany.arcelormittal.com/