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Energie und Umwelt 01.04.2019, 00:00 Uhr

Nachhaltigkeit durch Kreislaufwirtschaft

Das Bauen verursacht rund 40 Prozent des Material- und Energieverbrauchs in Europa. Gleichzeitig werden die natürlichen Ressourcen immer knapper. Um ein Mindestmaß an Nachhaltigkeit zu erreichen, bedarf es einer Kreislaufwirtschaft.

Das „Circle House“ in Aarhus ist hundertprozentig recycelfähig. Abb.: Peikko

Das „Circle House“ in Aarhus ist hundertprozentig recycelfähig. Abb.: Peikko

Das Bauvolumen der kommenden 50 Jahre wird ebenso groß sein wie zuvor. Wenn das derzeitige starre Modell der Abfallentsorgung beibehalten wird, kann eine große wirtschaftliche und ökologische Schwierigkeit entstehen. Diese Thematik steht ganz oben, sowohl auf der politischen als auch auf der ökonomischen Agenda. „Um Gebäude ästhetisch und funktional zu gestalten, wenden wir ein hohes Maß an Ressourcen und Fähigkeiten auf. Doch der Abriss eines Gebäudes nach Ablauf seiner Lebensdauer erfolgt ungeplant, hässlich und bedeutet erheblichen Wertverlust“, erklärt Kasper Guldager Jensen con 3XN Architects und GXN Innovation. Bei schwindenden Ressourcen und weiterer Verknappung steigen die Materialpreise. Dies öffnet die Tür für neue Geschäftsmodelle. Laut Guldager Jensen ist ein Wendepunkt erreicht, an dem sich die ökologischen und ökonomischen Vorteile treffen.

Betrachtet man ein Bauwerk als Material-Reserve, resultiert eine völlig neue Perspektive auf das Ökosystem des Bauens. Durch ein Umdenken im Bauwesen kann aus dem Abriss ein Geschäft werden. Eine kreislauffähige Bauwirtschaft hat sowohl lang- als auch kurzfristige Vorteile. Das Bauteil-Recycling ist ein lohnendes Geschäft. Steigende Rohstoffpreise werden dies nur noch beschleunigen. Zirkuläres Denken führt zu schnelleren und sichereren Methoden, nicht nur beim Neubau, sondern auch im Umbau oder Abriss. Es macht aus Materialien, die früher Abfall waren, einen Sekundärrohstoff mit hohem Mehrwert.

Aus nur vier Arten von Platten- und Wandelementen entsteht das recycelfähige Gebäude. Abb.: Peikko

Aus nur vier Arten von Platten- und Wandelementen entsteht das recycelfähige Gebäude. Abb.: Peikko

 

Methode zum Recycling von Gebäuden

Das erste hundertprozentig recycelte Gebäude der Welt wird momentan in Dänemark erbaut. Das „Circle House“ in Aarhus ist eine branchenübergreifende Zusammenarbeit zwischen Herstellern, Bauunternehmen und Abbruchunternehmen. Es besteht aus 60 Sozialwohnungen in Reihenhäusern.

„Wir wählten eine vereinfachte Methode, um unsere Ideen zu testen. Wir lernen in gewisser Weise von den alten Entwurfsmethoden von Anschlüssen und Details – wie zum Beispiel Dübel, Muttern und Schrauben. Diese Art der Detailplanung wird eine neue skandinavische Ästhetik schaffen“, beschreibt Guldager Jensen.

Das „Circle House“ ist so konzipiert, dass nur vier Arten von Platten- und Wandelementen verwendet werden. Einfache mechanische Verbindungen ermöglichen das Recycling von Bauteilen und Materialien, wenn das Gebäude später einmal abgerissen werden muss. Kalkmörtel wird zum Korrosions- und Brandschutz der Verbindungen verwendet. Wenn die Zeit gekommen ist, kann der Mörtel mit einem Hochdruckreiniger entfernt und die Verbindungen gelöst werden. Diese Art der Bauweise bedeutet, dass alle Materialien einen hohen Wiederverwendungswert haben.

Gebäude sollten und können als Material-Reserven betrachtet werden. Abb.: Peikko

Gebäude sollten und können als Material-Reserven betrachtet werden. Abb.: Peikko

Ein Beispiel für innovatives, zirkuläres Denken ist das neue Hochhaus „Quay Quarter“ in Sydney, Australien, welches auf einem bestehenden Hochhaus errichtet wird. Durch die Wiederverwendung vieler Konstruktionen aus dem Bestand können Material und Zeit im Wert von 130 Millionen Australischen Dollar eingespart werden. „Bis zu 65 Prozent der tragenden Stützen, Träger und Decken und 98 Prozent der tragenden Wände bleiben erhalten. Das zeigt, dass kreislauffähiges Bauen nicht nur ökologisch und nachhaltig ist, sondern auch wirtschaftlich.

GXN Innovation und Peikko gründeten ein Forschungsprogramm, um neue Lösungen für die Fertigteilindustrie zu entwickeln. „Wir arbeiten gemeinsam an einem Fahrplan, der zu einem kreislauffähigen Bausystem führt“, sagt Topi Paananen, der CEO von Peikko. „Dies ist einzigartig in der Betonindustrie, welche es schwer hatte, ihre Position beim Thema Nachhaltigkeit zu finden“, ergänzt Guldager Jensen.

www.peikko.com

Was bedeutet Kreislaufwirtschaft in der Bauindustrie?

Das Whitepaper von Peikko beschreibt die Besonderheiten des kreislauffähigen Bauens – was bereits getan wurde und was in Planung ist. Es stellt verschiedene technische und praktische Lösungen vor, die helfen, an der Spitze der Kreislaufwirtschaft im Bau zu stehen.

Das Whitepaper zeigt: – Zirkuläre Bauprinzipien – Kreislauffähige Produkte und Verfahren von Peikko – Materialbewusstsein und Wertschöpfungskettenmanagement – Recyclingfähige Gebäudekonzepte, die bereits Realität sind

www.peikko.com/circular