Bauprojekte beeinflussen Entwicklung in der Region
100 Jahr nach der Internationalen Bauausstellung mit der richtungsweisenden Weißenhofsiedlung in Stuttgart wird 2027 wieder in der Region Stuttgart die Internationale Bauausstellung (IBA‘27) stattfinden. Und die Bauprojekte für die IBA‘27 laufen jetzt an. Was alles geplant ist und welche Auswirkungen auf die Region entstehen werden, darüber berichtete Karin Lang, Geschäftsführerin der IBA‘27, allen Interessierten rund um den Arbeitskreis Bautechnik des VDI Württembergischer Ingenieurverein.
In der Region Stuttgart bewegt sich was. Immer wieder neue Bauprojekte kommen ins Rollen. Viele von diesen stellt der Arbeitskreis Bautechnik des VDI Württembergischer Ingenieurverein kontinuierlich seinen Mitgliedern vor. Meist vor Ort. Doch die Corona-Pandemie hat dies nur selten zugelassen und so ist der Leiter des Arbeitskreises Dipl.-Ing. Klaus Hofmann, jetzt auf eine digitale Veranstaltung ausgewichen. Dabei hat er sich das Projekt ausgesucht, dass die Region Stuttgart entscheiden prägen soll: Die Internationale Bauausstellung 2027. Auch für den VDI ist die IBA‘27 interessant, da viele Bereiche der Bautechnik mit Innovationen angesprochen. Zudem findet man das Fokusthema des VDI „1,5 Grad. Innovationen. Energie. Klima. Gemeinsam für das Klimaziel“ in allen Projekten der IBA‘27 wieder. Karin Lang, kaufmännische Geschäftsführerin der IBA‘27 hat gezeigt, wo die Arbeit der IBA‘27 gerade steht und was die nächsten Schritte sein werden.
Bauprozesse aufbrechen
„Mit der IBA‘27 soll eine Dynamik in der Region ausgelöst werden, wobei die vereinbarten Ziele und Maxime nicht über Bord geworfen werden dürfen“, berichtet Lang über die Ziele der IBA‘27. Um eine möglichst große Bandbreite an den Projekten abzudecken, entwickelte die IBA‘27 fünf Themen und Räume, in denen Erkenntnis für die Region herausgearbeitet werden, aber auch überregional zutreffen. Diese fünf Themen und Räume sind: „Die Zukunft der Zentren“, „Orte der Bewegung und Begegnung“, „Die Produktive Stadt“, „Das Erbe der Moderne“ und „Der Neckar als Lebensraum“. Für das Thema „Die Produktive Stadt“ hebt Lang exemplarisch das IBA‘27-Projekt „Quartier Backnang-West“ hervor. Auf 16,4 ha soll eine Nutzungsdurchmischung von Urbaner Landwirtschaft und Urbaner Produktion entstehen. Bei dem Wettbewerb für das neue Quartier gab es auch eine der ersten Innovationen der IBA‘27. Im Wettbewerbsverfahren wurden die bisherigen Planungs- und Beteilungsprozesse aufgebrochen, indem man mit einem Skizzenverfahren startete. 120 internationale Teilnehmer reichten für das Quartier Geschichten, Comics oder Entwürfe ein. Aus diesen wurden 16 Büros ausgewählt, die nun aus ihren Skizzen Städtebauliche-Entwürfe erstellen und abgeben. Das Züblinareal in Stuttgart stellt Lang als IBA‘-Projekt für das Thema „Die Zukunft der Zentren“ dar. „Hier soll eine Heilung von Wunden durch den Stadtbau stattfinden“, erklärt Lang. Bei dem Thema sollen die Projektbeteiligten den Fragen nachgehen „Was macht Zentren attraktiv“, „Weshalb treffen wir uns an Orten?“, „Was folgt auf Einzelhandel?“. Eine These der IBA‘27 wird im Thema „Orte der Bewegung und Begegnung“ angesprochen, die neue Mobilität. Auch wenn die IBA‘27 eine Bauausstellung ist, greift sie dieses Thema auf, da die Mobilität nicht nur ein Zukunftsthema ist, sondern durch die Gestaltung von Mobilität das städtische Leben gestaltet werden kann. Als Beispiel dient das Projekt „Bahnstadt Nürtingen“. Bahnhöfe sollen nicht mehr nur als Umsteigeknoten gesehen werden, sie sollen einen Zusatznutzen erhalten und Wohnen und Arbeit verdichten und in das städtische Leben integriert werden. „Aus Orten soll Stadt entstehen“, wirft der IBA‘27-Pressesprecher Tobias Schiller ein. Beim Thema „Das Erbe der Moderne“ ist die Graue Energie ein wichtiger Punkt. Ihr Erhalt ist nicht nur im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankesn, sondern auch eine baukulturelle Frage, die eng mit Wertschätzung verflochten ist. Ein IBA‘27-Thema, da ist sich Lang sicher, kann jedoch nur angerissen werden: „Der Neckar als Lebensraum“. „Hier wollen wir einen Anstoß geben und wissen, dass es eine Generationenaufgabe ist“, beschreibt Lang euphorisch das Thema. Der Neckar soll bei diesem Projekt nicht nur Verkehrsraum sein, sondern eine Entwicklung zum Landschaftsraum machen. Der Neckar und seine Zuflüsse sollen dabei zugänglich werden.
Auf dem Weg zum IBA‘27-Projekt
Mit ihren Bauprojekten geht die IBA‘27 der Frage nach „Wie wollen wir zukünftig leben, wohnen und arbeiten?“ Dabei sieht sie es für die Stadt und Region Stuttgart als Aufbruch in die Zukunft. Um die Projekte konstruktiv und nachhaltig umzusetzen, gehen die Verantwortlichen in einen offenen dialogorientiertes Format. Bereits 2014, als die Idee der IBA‘27 in der Region Stuttgart aufkam, wurden die Konzepte entwickelt und sich für erlebbare Zukunftsprojekte entschieden. Auf dem Weg zur Ausstellung im Jahr 2027 hat die Stadt und Region einige Zwischenziele vor sich. Bereits 2018 startete die Projektsammlung für das IBA‘27-Netz. Das IBA‘27-Netz ist als eine offene Sammlung von Projekten und Initiativen aus der Stadtregion Stuttgart zu sehen. In diesem Netzwerk sind visionäre Konzepte versammelt. 2020 wurden 13 Projekte zu IBA‘27-Projekten ausgewählt. Im Dezember 2020 kam ein 14 Projekt hinzu. Diese IBA‘27-Projekte treten aus dem IBA‘27-Netz hervor. Es sind Bauvorhaben, die für das Kuratorium der Bauausstellung ein besonders großes Potenzial haben und zu Ausstellungsorten weiterentwickelt werden. Die IBA‘27-Projekte werden bis zur Ausstellung in 2027 intensiv begleitet. Bei ihnen ist es wichtig, dass Innovationen angewendet werden und die Verantwortlichen über den Tellerrand schauen. In einem nächsten Schritt werden noch IBA‘27-Quartiere ausgewählt. Sie sollen als Ankerpunkte für das Ausstellungsjahr dienen und führen die Zukunftsthemen der IBA‘27 zusammen. Sie sollen Vorbilder für die Stadt von morgen sein. Und damit die Region auf die Ausstellung 2027 vorbereitet wird und um zu zeigen, was die IBA‘27 bisher geschaffen hat und noch schaffen wird, sind zwei Festivals in 2023 und 2025 geplant. Dabei sollen temporäre Projekte vorgestellt werden, die impulsgebend für die IBA‘27 sein werden. Auf den Festivals lernen die Besucher die Arbeitsweise für die Projekte und die Projekte näher kennen. Sie sind eine Plattform für Gespräche, Präsentationen und Experimente. Für die nächsten Schritte der IBA‘27 sind weitere IBA‘27-Projekte geplant. Dabei möchte Lang auch den VDI Württembergischer Ingenieurverein auf den Laufenden halten und vielleicht sind bei der nächsten Veranstaltung auch wieder über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, zum Teil international aus Sacramento und Vancouver, dabei, die interessiert zuhören und mitdiskutieren.
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