Bauvorhaben mit Zukunft
Im IBA Hamburg Quartier „Wilhelmsburger Rathausviertel“ ist das Ziel hochgesteckt. Es soll nachhaltig sein, Re-Use-Ansätze verfolgen und dabei eine architektonische Qualität aufweisen. Mit diesen Anforderungen gingen die Architekturbüros ins Werkstattverfahrens. Als Sieger gingen Behnisch Architekten hervor, die mit ihrem Konzept zeigten, wie nachhaltiges Bauen in Zukunft aussehen kann.
Ressourcenschonendes Bauen war für das Werkstattverfahren des neuen Quartiers „Wilhelmsburger Rathausviertel“ eine Voraussetzung und während des Wettbewerbs ist das Bewusstsein hierfür bei allen gestiegen. Der Entwurf von Behnisch Architekten hat einstimmig überzeugt. Ihr Entwurf bot zum einen eine gute Ausarbeitung von räumlichen Qualitäten und zeigte, wie die richtigen Materialien zum richtigen Zweck eingesetzt werden. Dabei ist die Konstruktion materialeffizient und zirkulär. Der CO2-Fußabdruck des Quartiers wird durch einen verringerten Betoneinsatz minimiert. Dies wird durch kreislauffähige Materialien und eine geschickte Erschließung möglich. „Der Kreislaufgedanke muss in der Bauwirtschaft noch in Schwung kommen. Das Projekt in Wilhelmsburg kann dafür hilfreich und lehrreich sein. Aber trotz aller Diskussion um Konstruktion und Materialeinsatz: Am Ende geht es um gute Grundrisse, schöne Wohnungen, die bezahlbar sind, und ansehnliche Häuser. Genau diese Synthese leistet der Entwurf von Behnisch Architekten“, lobt Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor der Freien und Hansestadt Hamburg den Siegerentwurf.
Recycling-Beton kommt zum Einsatz
Stefan Wulff, geschäftsführender Gesellschafter bei Otto Wulff meint: „Der Siegerentwurf von Behnisch Architekten stellt es im Rahmen des anspruchsvollen Werkstattverfahrens in der Praxis unter Beweis: Mithilfe von materialeffizienten Strategien und zirkulären Konstruktionen wird der Ressourcenverbrauch minimiert und die gebaute Umwelt zum Materiallager der Zukunft.“ Bei der Realisierung des Projektes soll eine neue Recycling-Beton-Rezeptur eingesetzt werden. An diesem hat das Bauunternehmen Otto Wulff zusammen mit lokalen Praxispartnern in Hamburg Eggers Tiefbau, eHoch3, TUHH und Otto Dörner in den letzten vier Jahren im EU-geförderten Projektes CIRCuIT (Circular Construction In Regenerative Cities) gearbeitet. Die neue Rezeptur beinhaltet einen wesentlich höheren Anteil an Rezyklaten, die aus mineralischem Abfall gewonnen werden. Damit besteht der Recycling-Beton zu etwa 70 Prozent aus mineralischem Abfall. Auf dem Firmengelände von Otto Wulff wurde der Beton in einer eigens dafür errichteten Musterbude erforscht und demonstriert.
Erbauung eines Quartiers
Kreislaufwirtschaftliche Konzepte und Recycling-Beton werden die Zukunft des Bauens prägen. Doch nicht nur diese Ansätze haben den Entwurf von Behnisch Architekten geprägt. Das Konzept sieht auch eine flexible Raumtrennung vor, die zu einer langen Nutzungsdauer der Wohnungen führen soll. Damit ist eine Anpassungsfähigkeit für zukünftiges Wohnen geschaffen. „Innovationen und Nachhaltigkeit gehören zur DNA der IBA Hamburg. Daher stellen wir für dieses Projekt gerne ein attraktives und zentral gelegenes Baugrundstück im Wilhelmsburger Rathausviertel zur Verfügung, um zu zeigen, wie der Kreislauf städtischer Material- und Ressourcenströme geschlossen werden kann. Mit diesem nachhaltigen Projekt werden wir eine vielfältige Nutzung mit gefördertem Wohnungsbau, Gewerbe und Gastronomie umsetzen“, beschreibt Kay Gätgens, Geschäftsführer IBA Hamburg. Im Wilhelmsburger Rathausviertel wird es eins der ersten Projekte sein, die in die Umsetzung gehen. Es liegt im Süden des künftigen Quartiers und ist mit rund 185 Eigentumswohnungen, freifinanzierte Mietwohnungen und geförderte Mietwohnungen geplant. Insgesamt sollen im neuen Quartier auf 32 ha circa 1.600 Wohneinheiten mit gewerblichen Nutzungen und ergänzender sozialer Infrastruktur entstehen. Für den Bebauungsplan Wilhelmsburg 91 wird im zweiten Quartal 2024 die Vorweggenehmigungsreife für den Bebauungsplan erwartet. Ist dieses geschafft, stellt die IBA Hamburg die Hochbaureife her. Danach kann eine Baugenehmigung erwirkt werden.