Carbonseilbrücke gewinnt Staatspreis
Der bedeutendste Preis für Bauingenieurinnen und -ingenieure in Deutschland ging an eine kürzlich fertiggestellte elegante Netzwerkbogenbrücke in Stuttgart-Degerloch. Daneben wurden noch drei Projekte in Eberswalde, München sowie Illerbeuren mit Auszeichnungen geehrt und eines in Landsberg am Lech mit einer Anerkennung.
Die Stadtbahnbrücke in Stuttgart-Degerloch wird mit dem Deutschen Ingenieurbaupreis 2022 ausgezeichnet. Im Juli 2022 wählten die Jurorinnen und Juroren unter Vorsitz von Prof. Dr.-Ing. Jan Akkermann das im Dezember 2021 fertiggestellte Siegerprojekt aus. Die Juroren befanden, dass „die Netzwerkbogenbrücke mit kohlefaserverstärkten Kunststoffseilen mit Carbon-Hängern als Innovation weltweit ein überaus gelungenes Beispiel für die Ingenieurbaukunst ist und prägende Antworten auf aktuelle Fragestellungen im Bauwesen gibt.“
Der Deutsche Ingenieurbaupreis wurde bereits zum vierten Mal in gemeinsamer Trägerschaft des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und der Bundesingenieurkammer ausgelobt. Der Preis wird im Zweijahresrhythmus verliehen. Das Wettbewerbsverfahren wurde vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung durchgeführt. Die feierliche Preisverleihung findet am 28. November 2022 in Köln statt.
Die Konzeptidee für das Siegerprojekt stammt vom Büro Schlaich Bergermann Partner, sbp aus Stuttgart. Bauherr ist die SSB Stuttgarter Straßenbahnen AG. Der Deutsche Ingenieurbaupreis ist als Staatspreis der bedeutendste Preis für Bauingenieurinnen und -ingenieure in Deutschland.
Weitere Ehrungen
Neben dem mit 30.000 Euro dotierten Deutschen Ingenieurbaupreis 2022 wurden drei Auszeichnungen mit jeweils 5000 Euro Preisgeld sowie eine Anerkennung mit 3000 Euro Preisgeld vergeben.
Auszeichnungen bekamen folgende Projekte:
- Fahrradparkhaus als Holzkonstruktion, Eberswalde (Ingenieurbüro: ifb Frohloff Staffa Kühl Ecker, Berlin; Bauherr: Stadt Eberswalde, Tiefbauamt)
- Altstadtringtunnel München, Verstärkung Block 34 im laufenden Verkehr (Ingenieurbüro: Prof. Feix Ingenieure GmbH, München; Bauherr: Landeshauptstadt München)
- Instandsetzung einer denkmalgeschützten Stampfbetonbrücke/Illerbrücke, Illerbeuren (Ingenieurbüro: Konstruktionsgruppe Bauen AG, Kempten; Bauherr: Landratsamt Unterallgäu)
Eine Anerkennung ging an das Projekt Lady-Herkomer-Steg, Landsberg am Lech (Ingenieurbüro: Planungsgemeinschaft Lechsteg, Mayr Ludescher Partner, Beratende Ingenieure, München und DKFS Architects; Bauherr: Stadt Landsberg am Lech)
Ehrung für Innovationskraft und Erfindungsreichtum
Die Baukunst deutscher Ingenieurinnen und Ingenieure hat in Deutschland eine lange Tradition, sie sei bekannt für ihre Innovationskraft und ihren Erfindungsreichtum, kommentierte Bundesbauministerin Klara Geywitz die diesjährige Entscheidung der Jury: „Dafür stehen auch die diesjährigen Preisträger. Sie werden für herausragende Projekte gewürdigt, in denen sie ihre Profession mit den Themen Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Innovation verknüpft haben.“ So zeichne sich das Siegerprojekt, die Stadtbahnbrücke in Stuttgart-Degerloch, durch eine ideenreiche Konstruktion aus, die den öffentlichen Nahverkehr in einer Großstadt stärke.
Auch die anderen Preisträger seien Leuchttürme. Ein Berliner Ingenieurbüro hat für ein Fahrradparkhaus in Eberswalde den ökologischen Rohstoff Holz eingesetzt. „Von diesen Projekten brauchen wir in Deutschland mehr“, betonte die Ministerin anlässlich der Bekanntgabe der Siegerprojekte. „Mit dem Deutschen Ingenieurbaupreis tragen wir dazu bei, die herausragenden Leistungen des Berufsstandes sichtbar zu machen und zeigen, dass Klimaschutz und Ingenieurbaukunst Hand in Hand gehen.“
Carbonseile und Bestandserhaltung
„Auch in diesem Jahr gab es wieder beeindruckende Ingenieurprojekte, die von Planern verschiedener Disziplinen ins Rennen um den Deutschen Ingenieurbaupreis geschickt wurden“, war das Fazit von Prof. Dr.-Ing. Helmut Schmeitzner, Vorstandsmitglied der Bundesingenieurkammer. Die mit dem ersten Platz ausgezeichnete elegante Netzwerkbogenbrücke wurde nach seinen Worten möglich gemacht durch den innovativen Einsatz von Carbonseilen. „Darüber hinaus war es uns wichtig, auch Projekte mit einer Auszeichnung zu würdigen, bei denen herausragende Ingenieurleistungen in den Dienst der Bestandserhaltung gestellt wurden oder die in anderer Weise den Nachhaltigkeitsgedanken fördern.“
Jury
Der Jury zum Deutschen Ingenieurbaupreis 2022 gehörten an:
- Prof. Dr.-Ing. Jan Akkermann, Stuttgart (Vorsitz)
- Prof. Dr.-Ing. Stephan Engelsmann, Stuttgart
- Dr.-Ing. Christine Lemaitre, Stuttgart
- Prof. Dr.-Ing. Steffen Marx, Dresden
- Prof. Dr.-Ing. Martin Mertens, Kevelaer
- Prof. Dr.-Ing. Helmut Schmeitzner, Berlin
- Dirk Scheinemann, Abteilungsleiter Bauen und Wohnen im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung Bauwesen (BMWSB)