Zum E-Paper
Elstertalbrücke 02.08.2024, 00:00 Uhr

DB saniert historische Ziegelsteinbrücke

Die historisch bedeutsame Elstertalbrücke im Vogtland hat das Ende ihrer technischen Nutzungsdauer erreicht. Daher wird das Gleistragwerk erneuert und das Mauerwerk saniert. Zudem werden eine Überleitstelle und ein Elektronisches Stellwerk (ESTW) errichtet. Dadurch kann die Streckenkapazität erhöht sowie der Zugbetrieb bei Bauarbeiten und Störungen (vor allem für den Nahverkehr) flexibler gestaltet werden. Besonderes Augenmerk liegt auf der Einhaltung des Denkmalschutzes.

Die Elstertalbrücke im sächsischen Vogtland vor den Bauarbeiten. Foto: Deutsche Bahn

Die Elstertalbrücke im sächsischen Vogtland vor den Bauarbeiten.

Foto: Deutsche Bahn

Die Elstertalbrücke im Vogtland ist mit rund zwölf Millionen verbauten Steinen die zweitgrößte Ziegelsteinbrücke der Welt. Das von 1846 bis 1851 errichtete Bauwerk ist 68 Meter hoch, 270 Meter lang und besitzt zwei Etagen. Es überführt die zweigleisige und elektrifizierte Strecke Leipzig – Hof (zweite Etage) sowie die Eisenbahnstrecke Gera – Weischlitz über das Tal der Weißen Elster. Darüber hinaus beherbergt das Bauwerk einen Wanderweg (erste Etage).

Reparaturarbeiten nach Ende des zweiten Weltkrieges

Mit der Sprengung des Mittelpfeilers zum Ende des zweiten Weltkrieges wurde die Brücke teilweise zerstört. Von 1945 bis 1950 wurde sie repariert, von 1959 bis 1962 wurde die Fahrbahnwanne erneuert. Die Elektrifizierung folgte 2012.

Im Fokus: der Denkmalschutz

Nun hat die Eisenbahnüberführung (EÜ) das Ende ihrer technischen Nutzungsdauer erreicht. Derzeit dringt Wasser in das Bauwerk ein, da die Abdichtung beziehungsweise die Entwässerung sanierungsbedürftig sind. Um die Standsicherheit der Brücke weiterhin zu erhalten, wird das Gleistragwerk der vorhandenen Gewölbebrücke neu gebaut und das Mauerwerk umfassend saniert. Die Hauptarbeiten werden voraussichtlich von 2021 bis 2025 durchgeführt. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Denkmalschutz des historisch bedeutsamen Bauwerks. Das Projekt umfasst drei Teilprojekte:

1. Neubau der Fahrbahnwanne

Die vorhandene Fahrbahnwanne wird zurückgebaut und durch ein neues, den modernen Richtlinien entsprechendes Gleistragwerk ersetzt.

2. Neubau der Überleitstelle Elstertal

Die Brücke wird vom 15 Kilometer langen, zweigleisigen Abschnitt Herlasgrün – Plauen umgeben. Bei Bauarbeiten oder Störungen ist auf dem Teilstück nur ein eingleisiger Betrieb möglich. Dies schränkt die Streckenkapazität erheblich ein. Deshalb wird nahe der Brücke eine Überleitmöglichkeit für den Zugverkehr, unter anderem mit vier Weichen und einem Elektronischen Stellwerk (ESTW) in Röttis, hergestellt. Künftig ist eine flexiblere Betriebsführung im Zugverkehr möglich. Folgende Bauarbeiten sind dafür geplant:

  • Realisierung der Überleitstelle am Brückenkopf in Richtung Plauen und der Bauweiche im Bereich Jocketa
  • Neubau des ESTW zur Steuerung der Überleitstelle und der Bauweiche inklusive der Leit- und Sicherungstechnik im Rahmen von drei Bauzuständen
  • Anpassung der Oberleitung im Bereich der Überleitstelle und der Bauweiche
  • Aufbau der neuen Stromversorgung mit 50 Hertz am ESTW-Modul inklusive des Neubaus der Elektronische Weichenheizanlage und des Netzersatzes aus der Oberleitung
  • Aufbau von Telekommunikationsanlagen
  • Herstellung von Lückenschlüssen im vorhandenen Kabeltrogsystem
  • Arbeiten am GSM-R Standort (Global System for Mobile Communications–Rail(way)) auf dem Viadukt

3. Sanierung der Eisenbahnüberführungen (EÜ)

Die Brücke wird komplett saniert. Derzeit wird ermittelt, welche Bereiche (Gewölbe, Pfeilerreihen, Stirnwände etc.) in welchem Umfang erneuert werden.

Umweltschutz

Da der Baubereich in einem Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiet, einem Naturschutz- und einem Vogelschutzgebiet sowie einem Biotop liegt, richtet sich ein besonderes Augenmerk auf den Umweltschutz. Ziel ist, die Auswirkungen der Bauarbeiten auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten. Dies wird bereits bei der Planung berücksichtigt, beispielsweise indem nur notwendige Flächen zur Nutzung eingeplant werden. Bei unvermeidlichen Eingriffen in Lebensräume von Tieren und Pflanzen wird in Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden und der örtlichen „Grünen Liga“ ein Pflege- und Entwicklungskonzept mit Ausgleichsarbeiten konzipiert. Im Vorfeld der Arbeiten werden bereits Vorkehrungen für den Artenschutz wie zum Beispiel das Umsiedeln von Zauneidechsen getroffen.

Ausgleichsarbeiten finden vor allem auf Bahnflächen statt

Um die Ausgleichsarbeiten dauerhaft zu sichern, wurden hauptsächlich Bahnflächen und bereits erworbene Grundstücke für die Umsetzung genutzt. Alle Arbeiten werden in einem Landschaftspflegerischen Begleitplan (LBP) dokumentiert und mit den Umweltbehörden abgestimmt. Das Vorhaben wird durch eine umweltfachliche Bauüberwachung begleitet.

Einblicke in die Arbeiten an der neuen Fahrbahnwanne gewährt das folgende Video: https://bauprojekte.deutschebahn.com/p/elstertalbruecke

Empfehlungen der Redaktion:

  1. Sanierung oder Neubau: Lösungen für unsere Brücken
  2. Erfolgreicher Brückenschlag für Nordbrücke
  3. Laser ersetzt Hammer
  4. Brückenbau, Ermüdung und Wasserstraßenbau
  5. Digitale Zwillinge revolutionieren den Wasserbau
  6. Nichts mehr verpassen: Hier geht‘s zur Anmeldung für den Bauingenieur-Newsletter…
Von Von Deutsche Bahn / Melanie Schulz