Zum E-Paper
Arbeiten am Brenner laufen 27.02.2020, 15:50 Uhr

Die Großprojekte der Brenner-Basistunnel-Baustelle

Der Brenner Basistunnel wird die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt. Durch mehrere Bauabschnitte entsteht der 64 Kilometer lange Tunnel. Dabei sind allein die Vorarbeiten für den Tunnel Großprojekte.

Die Nothaltestellen im Mittelstollen werden im zyklischen Vortrieb hergestellt.

Die Nothaltestellen im Mittelstollen werden im zyklischen Vortrieb hergestellt.

Foto: PORR

Von Tirol nach Südtirol führt einer der Wege über den Brenner. Statt mit Auto kann man auf dieser Strecke auch mit der Bahn nach Italien reisen. Derzeit dauert diese Fahrt 80 Minuten. Wenn der Brenner Basistunnel 2026 eröffnet ist, verkürzt sich die Zeit auf 25 Minuten. In den 25 Minuten werden 64 Kilometern überwunden. Mit dieser Länge ist der Brenner Basistunnel der längste unterirdische Eisenbahntunnel der Welt. Doch bis er fertiggestellt ist, wird gebaut – und dass in vielen verschiedenen Bauabschnitten. Wir stellen das größte Baulos auf österreichischer Seite vor und zeigen, dass zur Baustelle nicht nur der Tunnel gehört.

Der Bauabschnitt Pfons Brenner beim Brenner Basistunnel umfasst mehrere Vorleistungen. Foto: PORR

Der Bauabschnitt Pfons Brenner beim Brenner Basistunnel umfasst mehrere Vorleistungen.

Foto: PORR

Aufgaben im Baulos H51 für den Brenner

Das Baulos H51 Pfons-Brenner führt von der Gemeinde Pfons bis zur Staatsgrenze am Brenner. In diesem Bauabschnitt entstehen 37 Kilometer Haupttunnelröhren. Dazu kommen 9 Kilometer Erkundungsstollen sowie die Nothaltestelle St. Jodok.

Den zentralen Ausgangspunkt für die Arbeiten bildet die Baustelleneinrichtungs-Fläche Wolf. Foto: PORR

Den zentralen Ausgangspunkt für die Arbeiten bildet die Baustelleneinrichtungs-Fläche Wolf.

Foto: PORR

Logistiklösungen am Baulos H51

Bis zu 5 zyklische sowie zwei kontinuierliche Vortriebe des Brenner Basistunnels laufen im Baulos H51 gleichzeitig. Das ist eine logistische Herausforderung. Damit die Vortriebe nach Plan ablaufen, wurde für das Baulos H51 die Baustelleneinrichtung Wolf geschaffen. Von hier wird über den Zufahrtstunnel Nord die Baustelle des Brenner Basistunnels erreicht. Unter beengten Platzverhältnissen ist die Baustelleneinrichtung Wolf so erstellt, dass die Baustelle im Tunnel nicht stillsteht. Hier sind Einrichtungen wie ein Leitstand, ein Baustellenlabor für Beton und Gestein, Baustellenbüros, Werkstatthallen, Gewässerschutzanlage, zwei Betonmischanlagen (sie sind seit 31. Juli 2019 in Betrieb), Lagerflächen für das Baumaterial sowie ein Tübbinglager, Verladebahnhof mit Schüttbunker und Förderbandverbindung zu den Silos der Mischanlage angelegt. Damit ist viel los auf der Baustelleneinrichtung. Die besondere Herausforderung: Es gibt nur eine einzige Zufahrtsmöglichkeit. So muss also genau koordiniert werden, wer gerade welches Material anliefert und in welcher Reihenfolge.

7,7 Millionen Kubikmeter Ausbruchmaterial können in der Deponie Padastertal eingebaut werden. Foto: PORR

7,7 Millionen Kubikmeter Ausbruchmaterial können in der Deponie Padastertal eingebaut werden.

Foto: PORR

Ausbruchmaterial von Baulos H51 lagern

Rund 4 Millionen Kubikmeter Abbruchmaterial entstehen beim Vortrieb im Baulos H51. Und das muss irgendwo gelagert werden: Im Padastertal, einem Seitental des Wipptales, wurde deshalb die größte Bodenaushubdeponie im gesamten Projektgebiet errichtet. Aus dem Baulos H51 wird das Abbruchmaterial im Schutterstollen auf automatischen Förderbändern unterirdisch zur Deponie transportiert. Etwa ein Drittel des Tunnelausbruchmaterials kann als Zuschlag zur Betonherstellung wiederverwendbar werden. Hierzu ist auf der Baustelleneinrichtungsfläche Padastertal eine Aufbereitungsanlage eingerichtet. Diese ist über den Logistiktunnel Padaster mit der Baustelleneinrichtungsfläche Wolf verbunden. Material

Nach Durchschlag des Erkundungsstollens Nord werden aus dem künftigen Nachbarbaulos H41 weitere circa zwei Millionen Kubikmeter Ausbruchmaterial per Förderband parallel zum Baubetrieb im Baulos H51 angeliefert.

Der Rohstoff, der nicht wieder aufbereitet werden kann, wird in der Deponie eingebaut. Insgesamt kann die Deponie 7,7 Millionen Kubikmeter Ausbruchmaterial aufnehmen.

Wenn der Eisenbahnbetrieb im Brenner Baisistunnel läuft, werden der Zufahrtstunnel Wolf, der Padasterunnel und der Schutterstollen für Service- und Wartungszwecke genutzt.

Der Knotenpunkt zu den Haupttunnel, die Querkaverne, ist circa 105 Meter lang. Foto: PORR

Der Knotenpunkt zu den Haupttunnel, die Querkaverne, ist circa 105 Meter lang.

Foto: PORR

Vortriebe im Baulos H51

Zum gesamten Projekt gehört ein Erkundungsstollen. Dieser befindet sich mittig zwischen den zwei Haupttunnelröhren und etwa zwölf Meter unterhalb. Er wird vor den Haupttunnelröhren erstellt und liefert Aufschluss über die Beschaffenheit des Gebirges. Dadurch können die Bauleiter einschätzen, wie der weitere Tunnelvortrieb der Hauttunnelröhren verlaufen wird. Zudem ermöglicht er Zusatzinjektionsarbeiten und dient später der Instandhaltung sowie der Entwässerung.

Die Bauwerke Erkundungsstollen, Querkaverne, Nothaltestelle, Überleitstelle und die Haupttunnel bis zu den Montagekavernen für die Tunnelbohrmaschinen (TBM) sowie sämtliche Querschläge werden im zyklischen Vortrieb hergestellt.

Das Baulos H51 erleben

Wer die Ausmaße der Deponie im Padastertal erleben möchte, kann diese erwandern. Um die Deponie führt ein 5,4 Kilometer langer Panoramaweg. Neben der Schönheit des Padastertals können die Wanderer auf Aussichtsplattformen das Baustellentreiben beobachten. Thementafeln informieren zum gesamten Projekt des Brenner Basistunnels.

Und wer noch näher ran will, der kann an einer Führung in das Innere des Berges teilnehmen und dort stehen, wo ab 2026 nur noch Eisenbahnen fahren.

www.porr.de

www.bbt-se.com

www.bbtinfo.eu

Der Bau des Brenner Basistunnels im Infofilm: Teil 1Teil 2Teil 3Teil 4

Besichtigung Baustelle Wolf

Panoramaweg Padastertal

Von Dipl. Ing. Claus Melzer, Heike van Ooyen

Dipl. Ing. Claus MelzerProjektleiter, ARGE H51 Pfons-Brenner, PORR Heike van OoyenVDI Fachmedien, Redaktion Bauingenieur