Ein Stadtquartier wird produktiv
Die Stadt Winnenden hatte zusammen mit der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) einen offenen Städtebauwettbewerb ausgeschrieben. Gewonnen hat diesen das Büro JOTT architecture and urbanism aus Frankfurt am Main. Ihr Entwurf überzeugte dadurch, dass sie Flächen für Industrie, Gewerbe, Wohnen und Freizeit in dichten und urbanen Baublöcken mischen. Dabei sind die Gebäude in großzügige, gemeinschaftlich genutzte Freiräume eingebettet.
Baublöcke in denen Werkstätten, Industriehallen, Büros, Labore, Ateliers, Kitas, Hofläden und ein Café untergebracht sind, auf den Dächern stehen Gewächshäuser und aus den Wohnungen geht der Blick ins Grüne: Das ist die Vorstellung des Gewinner-Entwurfs vom Büro JOTT architecture and urbanism aus Frankfurt am Main für den Städtebauwettbewerb der IBA`27 und der Stadt Winnenden. Sie stellen sich sieben solcher gemischten Häuserblöcke vor, die dicht gebaut werden. Im Inneren der Baublöcke liegen Höfe, in denen städtische Betriebsamkeit herrscht. Die Freiräume um die Baublöcke durchziehen das Quartier und verbinden die Häuser. Sie sollen gemeinschaftlich genutzt werden. Dieses neue produktive Quartier soll auf etwa 5,5 Hektar entstehen und ist eins von 14 offiziellen IBA‘27-Projekten. Prof. Dr. Janna Hohn und Josh Yates vom Büro JOTT architecture and urbanism konnten sich mit diesem Entwurf gegen 34 Einreichungen beim Wettbewerb durchsetzen. Sie haben für die Jury mit ihrem Entwurf die Aufgabenstellung am besten erfüllt. Denn das Ziel war es zu zeigen, wie das jetzt landwirtschaftlich genutzte Areal in Zukunft durch ein Quartier genutzt werden kann, dass die Nutzungsweisen durchmischt und dabei ressourcenschonend und lebenswert ist. Dabei sind sie mit ihren Baublöcken zum einem flexibel geblieben und bieten unterschiedlichste Nutzungsmöglichkeiten an, zum anderen geben die Baublöcke eine klare Struktur vor.
Neues Quartier wird zu Vorzeigeprojekt
„Politik und Fachwelt sind sich schon seit Langem darüber einig, dass Produktion und Gewerbe wieder zurück in die Städte kommen sollen“, erläutert der Juryvorsitzende Prof. Tim Rieniets. „In der Realität ist das aber leider oft nicht der Fall. Überall ist zu beobachten, dass stadtnahe Handwerks- und Produktionsbetriebe lukrativeren Nutzungen wie beispielsweise Wohnprojekten weichen müssen. Das produktive Stadtquartier in Winnenden ist ein echtes Pionierprojekt, weil es exemplarisch zeigen kann, wie Wohnen und Arbeiten in einem attraktiven Stadtquartier verschmelzen.“ Für den Oberbürgermeister von Winnenden Hartmut Holzwarth trennt die Moderne die Funktionen von Landwirtschaft, Handwerk, Gewerbe mit den Funktionen Wohnen, Arbeiten und soziale Begegnung, obwohl die Verbindung der Funktionen eigentlich Tradition ist und meint: „Der vom Büro JOTT entworfene und vom Preisgericht ausgewählte Quartiersplan reintegriert diese Funktionen sensibel in einem schlüssigen städtebaulichen Zukunftsmodell, klimafreundlich und sozial vernetzt. Dieser komplexe neue Ort kann daher ein echtes Vorbild für andere produktive Stadtquartiere in nah und fern werden. Es ist ein Glücksfall für Winnenden, diese herausfordernde Aufgabe im Rahmen der IBA‘27 mit allen Beteiligten angehen zu können.“ Bei der IBA‘27 steht die produktive Stadt im Mittelpunkt. „Für die IBA ist der Wettbewerb ein Meilenstein“, sagt der IBA’27-Intendant Andreas Hofer. „Die Stadt Winnenden hat sich entschlossen, zu zeigen, wie Alternativen zu den ausufernden reinen Gewerbegebieten aussehen können und dabei gleichermaßen der Flächenknappheit für die Industrie und dem Mangel an bezahlbaren Wohnungen zu begegnen. Der Entwurf erzählt die Geschichte der produktiven Stadt aus den spezifischen Qualitäten der Region und des Standorts heraus: Von der kleinteiligen Selbstversorgerlandwirtschaft in Tradition der ›Stückle‹, über Räume für Garagentüftler, Start-ups und etablierte Handwerksbetriebe bis hin zu Laboren und Produktionsflächen für die Hightech-Industrie – ergänzt mit vielfältigen Wohnangeboten, die urbanes Leben mit Gemeinschaft und grünen Außenräumen verbinden. Wenn die Kommune den eingeschlagenen Weg systematisch weiterverfolgt, könnte hier ein Vorzeigequartier für die Menschen und Firmen in Winnenden entstehen, auf das im IBA-Präsentationsjahr 2027 die Welt schaut.“
2027 sind Bausteine im Quartier erlebbar
Damit das Projekt bald starten kann, wird das Büro JOTT architecture and urbanism von der Stadt Winnenden für die Rahmenplanung beauftragt, die auf der Grundlage ihres Entwurfs aufgebaut wird. Für das Quartier wird es eine amtliche Neuordnung der Grundstücke durchgeführt. Ist dieses geschehen, steht fest, welche Grundstücke die Stadt als Eigentümerin für die zusammenhängenden Baublöcke vergeben kann. Bei der Konzeptvergabe werden dann die Grundstücke nach dem besten Konzept vergeben. Sind diese Abläufe geschehen, dann werden 2027 im Präsentationsjahr der IBA erste Bausteine des neuen Quartiers sichtbar und erlebbar für die Besucherinnen und Besucher sein.
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