Exkursion zur Rheinbrücke Krefeld-Uerdingen
Am 31. August 2024 ging der Bauingenieur erstmalig auf Exkursion und führte die Teilnehmenden zur denkmalgeschützten Rheinbrücke Krefeld-Uerdingen. Hier übernahm der Kooperationspartner Straßen.NRW das vielseitige Programm.
Rund 85 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen das einmalige Exkursionsangebot, eine Kooperationsveranstaltung von Straßen.NRW und der Fachzeitschrift Bauingenieur, wahr und kamen bei bestem spätsommerlichen Wetter zum Treffpunkt auf der Uerdinger Rheinseite unterhalb der Brücke. Viele von Ihnen waren dem Bereich Bauingenieurwesen, regionalen Universitäten oder dem VDI zuzuordnen, aber auch Freunde und Familien mischten sich unter das Publikum. Das Interesse war bei allen sehr groß, sodass die Gäste mit ihren klugen Fragen dazu beitrugen, die Inhalte der Veranstaltung noch weiter zu vertiefen.
Ein vielseitiges Programm
Los ging es mit einer Begrüßung durch Ulrike Gläsle, Leiterin Marketing bei den VDI Fachmedien GmbH & Co. KG-, und einem Einführungsvortrag von Leonard Schulte-Hammerschmidt, Projektleiter Brückenbau bei Straßen.NRW, zu den Besonderheiten der einmaligen Zügelgurtbrücke und zu den laufenden Sanierungsarbeiten. Hiernach ermöglichte der Landesbetrieb Straßenbau.NRW den Besucherinnen und Besuchern einen Zugang zur Brücke, den nur wenige erhalten: so war eine Besichtigung des Widerlagers und eine exklusive Fahrt mit dem Brückenwagen möglich. Außerdem machte der Landesbetrieb aktuelle Sanierungsarbeiten auf der anderen Rheinseite dem Publikum zugänglich und informierte hierüber. Alle Angebote wurden von Experten oder einer Expertin von Straßen.NRW begleitet: die Bauingenieurin für Brückenbau Elena Adjimusa etwa beantwortete Fragen im Widerlager, Straßen.NRW-Projektleiter Brückenbau Leonard Schulte-Hammerschmidt erläuterte die Sanierungsarbeiten und Streckenwart Ummelmann brachte die Gäste mit dem Brückenwagen ganz dicht an die Unterseite der Brücke heran.
Das zu besichtigende Widerlager stellt ein eigenes Teilbauwerk der Rheinbrücke dar und beeindruckte durch seine imposante Innenraumgröße. Es führte die Besucherinnen und Besucher zudem in das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte: im 2. Weltkrieg wurde es als Kommandozentrale genutzt, diverse Gänge und die Nischen für die Feldbetten der Soldaten sind noch heute sichtbar. Von hier aus hatten die Wehrmacht-Truppen im Jahr 1945 die eigene Brücke gesprengt, um den Alliierten den Weg über den Rhein zu erschweren. Dabei wurde aber nur ein Teilbauwerk zerstört, dessen Stahl man nach Kriegsende barg und mit dem die Brücke schließlich wiederaufgebaut werden konnte. Darüber hinaus beantwortete Elena Adjimusa viele Fragen zum Zustand, zum Erhalt der Brücke, aber auch zum Neubau.
Die Fahrt mit dem Brückenbesichtigungswagen war ein einmaliges Erlebnis und bot interessante Einblicke in die Konstruktion des Fachwerkträgers der Strombrücke und dessen Besonderheiten.
Die Sanierungsarbeiten auf der anderen Rheinseite betreffen unterseitig die Fahrbahnplatten. Hier wird zurzeit die Kraftübertragung von der Fahrbahnplatte in die Stahlträger durch Verpressen und Unterfüttern der Fugen wieder hergestellt. Da der Unterpressmörtel bei Bewegung wieder rausgedrückt würde, erfordert die Maßnahme einen Quasi-Ruhezustand. Deshalb wird die Brücke während der Sanierungsarbeiten auf 7,5 Tonnen abgelastet, alle LKW über 7,5 Tonnen werden über die A44, die A40 und die A42 umgeleitet. Die Neuverfugungen waren gut sichtbar.
Ein überschwengliches Feedback
Die Rückmeldung der Teilnehmenden war überwältigend positiv: „Das war wirklich einmalig, so etwas müsste viel öfter angeboten werden, vielen, vielen Dank, dass Sie das ermöglicht haben!“ – und dies ist nur ein Beispiel von vielen.
Die Rheinbrücke Krefeld-Uerdingen
Für alle, die bei der Exkursion nicht dabei sein konnten: Bei der Rheinbrücke Krefeld-Uerdingen handelt es sich um eine alte Zügelgurtbrücke, bei der das Tragseil nicht – wie bei echten Hängebrücken – in Ankerblöcken im Baugrund befestigt, sondern mit dem Fahrbahnträger verbunden ist. Zwar ist diese Bauweise in Deutschland ohnehin nicht sehr verbreitet, die Konstruktion der Krefeld-Uerdinger Rheinbrücke ist aber darüber hinaus einzigartig und ein Beispiel deutscher Ingenieurskunst. So bestehen etwa alle vier Teilbauwerke aus unterschiedlichen hochinteressanten Konstruktionen. Die Strombrücke zum Beispiel, setzt sich aus zwei voneinander unabhängigen Zügelgurtsystemen zusammen, die über einen 50 Meter langen Einhängeträger miteinander verbunden sind.
Stahlproben und Nachrechnungen der Brücke haben jedoch ergeben, dass diese schon bald durch ein neues Bauwerk ersetzt werden muss. Ideen, wie die alte Brücke trotz allem erhalten werden kann, gibt es zwar schon, gesichert ist ihr Fortbestand aber noch nicht. So könnte die Brücke zwar als Rheinquerung für Fußgänger und Radfahrer erhalten werden und ein Neubau direkt daneben erfolgen, doch auch ein Abriss war schon Thema, da eine neue Streckenführung möglicherweise ein langes Planfeststellungsverfahren mit sich bringen würde. Konkrete Pläne für ein neues Bauwerk soll die DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) im kommenden Jahr erarbeiten. Bis zur Fertigstellung einer neuen Brücke gilt es, die jetzige verkehrstüchtig zu halten. Von Juli bis voraussichtlich Ende Herbst laufen deshalb Sanierungsarbeiten. Darüber hinaus wird die Brücke engmaschigen Brückenprüfungen unterzogen.
Die Vorbereitung
Im Vorfeld zu dieser Exkursion hat der Bauingenieur ein WebPanel „Sanierung oder Neubau: Lösungen für unsere Brücken“ veranstaltet. Mitgewirkt haben Udo Schnell, Redaktionsleiter der VDI Fachmedien GmbH & Co. KG, Prof. Dr.- Ing. Larissa Krieger, Lehrstuhl Statik und Brückenbau, Hochschule Kaiserslautern / Kaiserslautern University of Applied Sciences, Dr.-Ing. Markus Spengler, KHP König und Heunisch Planungsgesellschaft und Stephan Huth, Landesbetrieb Straßenbau.NRW.
Danksagung
Wir bedanken uns bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Straßen.NRW, die diesen Tag ermöglicht haben!