Nachhaltige Architektur: Holzbau, Recycling, Sanierungen und mehr
Neubauten in Holzbauweise, ein Recyclinghaus sowie verschiedene vorbildliche Sanierungen hat die neu formierte Jury des diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreises Architektur nominiert.
Die renommierte Auszeichnung wird in diesem Jahr zum neunten Mal gemeinsam von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. vergeben. Die Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises Architektur erfolgt im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitstages am 3. Dezember 2021 in Düsseldorf.
Dreimal Holzbau unter den Nominierten
Mit der Vielseitigkeit von Holz als Baustein für klimagerechtes und nachhaltiges Bauen beschäftigen sich gleich mehrere Projekte. In Nürnberg punktet ein dreigeschossiges Mehrfamilienhaus in der Oskar-von-Miller-Straße mit seiner neuartigen Massivholzkonstruktion. Der Neubau fügt sich laut DGNB auf gelungene Weise in die prominente Mustersiedlung der „Deutschen Bauausstellung“ von 1949 ein und verleiht mit seiner Freiraumqualität dem Ensemble den Charakter einer gewachsenen Siedlung.
Ein Gewinn für sein Umfeld sei das Hotel an der Bauhofstraße in Ludwigsburg, bei dessen Errichtung und Betrieb die größtmögliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes eine zentrale Rolle spiele. Das als modulares Bausystem entwickelte Gebäude leiste einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung des Holzbaus im innerstädtischen Kontext.
Und auch Kulturbauten lassen sich in Holz neu denken, wie die TauberPhilharmonie in Weikersheim nach Angaben der DGNB zeigt. In seiner Baugestalt, Orientierung und hölzernen Materialität füge sich die konsequent zeitgenössische Architektur dieses Pilotprojekts für ein nachhaltiges Gesellschaftshaus im ländlichen Raum unaufgeregt in das historisch gewachsene Umfeld ein.
Vorbildliche Sanierung und Recycling
Als Beispiel für eine ressourcenschonende Sanierung führt die DGNB das Verwaltungsgebäude des Tierparks Berlin an. Statt für den Totalabbruch entschied man sich für den Erhalt des DDR-Systembaus aus den frühen 1960er-Jahren. Mit wenigen gezielten Maßnahmen, wie einer neuen vorgehängten Fassade in vorgefertigter Holztafelbauweise, kann das Haus zu einem späteren Zeitpunkt erweitert oder zerstörungsfrei zurückgebaut werden.
In Chemnitz bilden der Umgang mit der vorgefundenen Bausubstanz und das respektvolle Weiterbauen den Beispielcharakter der Sanierung eines Gebäudes aus der Gründerzeit. Die Ästhetik des Imperfekten und der minimalistische Ansatz machen das Casa-Rossa-Projekt zu einem Pionier der Umbauwende, heißt es in der Pressemitteilung.
Zu den Nominierten zählt zudem das Recyclinghaus im Stadtteil Kronsberg in Hannover. Das zweistöckige Einfamilienhaus sei ein Prototyp für experimentelles Bauen und demonstriere als Reallabor für verschiedenste Arten und Dimensionen des Recyclings, was heute bereits möglich ist.
Weitere preiswürdige Konzepte
Im Projekt „Einfach Bauen“ in Bad Aibling (Bayern) werden laut DGNB auf vorbildliche Weise die Möglichkeiten und Grenzen des gleichnamigen Prinzips wissenschaftlich fundiert betrachtet. Hierfür wurden drei identische Häuser in Leichtbeton, Massivholz und Mauerwerk errichtet und Konstruktion, Nutzerverhalten, Behaglichkeit sowie Raumklima über einen längeren Zeitraum im Hinblick auf Einsparungen in der Gebäudetechnik vergleichend bewertet. Die frei verfügbaren Ergebnisse sollen allen an der Wertschöpfungskette des Planens und Bauens Beteiligten wichtige Impulse geben.
Mit dem Kö-Bogen II in Düsseldorf hat es auch Europas größte Grünfassade unter die besten Acht beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur geschafft. Das mehrgeschossige Gebäude für Büro und Handel überzeugte die Jury mit seiner städtebaulichen Setzung und als ambitionierter Versuch, Bauen, Technik sowie Natur zu verbinden und im Sinne einer neuen Qualität einer grüneren, menschlicheren Stadt wirksam werden zu lassen.
Neu formierte Jury
Gekürt hat die nominierten Projekte eine neu zusammengesetzte Jury, zu der acht von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis und der DGNB benannte Expertinnen und Experten aus Architektur, Bauen und Gesellschaft zählen. Anders als bislang bestimmt dieses neue Gremium auch direkt über die drei Finalisten sowie das Gewinnerprojekt.
Die diesjährigen Jurymitglieder sind:
- Manfred Belle, Stellvertretender Vorsitzender Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW
- Martin Haas, Inhaber haascookzemmrich Studio2050
- Markus Müller, Präsident Architektenkammer Baden-Württemberg
- Reiner Nagel, Vorsitzender des Vorstandes Bundesstiftung Baukultur
- Katja Oldenburg-Schmidt, Bürgermeisterin Hansestadt Buxtehude
- Amandus Samsøe Sattler, DGNB Präsident, Founding Partner und Director Allmann Sattler Wappner Architekten
- Marika Schmidt, Inhaberin mrschmidt Architekten BDA
- Prof. Antje Stokman, Landschaftsarchitektin und Professorin für Architektur und Landschaft HafenCity Universität Hamburg
Die Auszeichnung wird zudem unterstützt durch die Bundesarchitektenkammer, den Bund Deutscher Architekten und die Bundesstiftung Baukultur sowie Caparol.
Das könnte Sie auch interessieren:
DGNB: Nachhaltige Sanierungen neu zertifiziert