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Betoninstandsetzung im DenkmalschutzDenkmal- und Artenschutz berücksichtigt 14.08.2023, 15:00 Uhr

Sanierung der 90 Jahre alten Ammerbrücke

Bei der Brückensanierung der 90 Jahre alten Ammerbrücke war nicht nur der Denkmalschutz zu berücksichtigen, sondern auch der Artenschutz. Um das Ingenieurbauwerk zu erhalten, diente der schadhafte Melan-Bogen als Rüstträger für die Schalung des Ersatzneubaus. Der Bogen wurde mit einem statisch mitwirkenden Instandsetzungssystem saniert.

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Bei der Sanierung der Ammerbrücke galt es, die Anforderungen an Denkmal- und Artenschutz zu erfüllen.

Foto: Hermann Weiher / StoCretec

Im Südwesten Oberbayern wurde 1929 die Ammerbrücke (auch Echelsbacherbrücke genannt) errichtet. Sie ist als Melan-Bogenbrücke (ein Bauverfahren nach Josef Melan (1853–1941) 1892, bei dem im Freivorbau steife Fachwerkbögen aus Stahl errichtet und auf deren Unterseite Schalungsträger angebracht werden, die Fachwerkbögen werden mit einbetoniert und dienen als Bewehrung des Stahlbetonbogens) erstellt und hatte zu ihrer Bauzeit die größte Bogenweite von 130 Metern der Welt. In einer Höhe von etwas 76 Metern führen zwischen Rottenbuch und Bad Bayersoien 183 Meter über die Ammerschlucht. Die ungenügende Dichtheit der Betontechnologie aus der Zeit ihrer Erbauung haben zu massiven Schäden geführt: abgeplatzter Beton, Hohlstellen und korrodierter Bewehrungsstahl. Feuchtigkeit und in Wasser gelöste Schadstoffe langten so in die Bausubstanz. So war eine Sanierung zum Erhalt des Denkmals notwendig.

Nicht nur die Anforderungen des Denkmalschutzes führten dazu, dass der Bogen erhalten blieb. Im Inneren des Bogens lebt eine Fledermauskolonie. Somit gab es auch Anforderungen vom Artenschutz. Die Sanierung sah daher vor, den Bogen als Rüstträger für die Schalung des Ersatzneubaus zu nutzen. Damit umfasste das Projekt in Oberbayern den Abriss der alten Brückentafel, den Bau einer Ersatzbrücke für etwa 10.000 Fahrzeuge täglich und die Instandsetzung des Melan-Bogens.

Beschichtung mit Oberflächensystem

Das Planerteam entschied sich aufgrund der Randbedingungen für das Instandsetzungsprinzip W. Hierbei kommt neben der Ausbesserung mit einem alkalischen Mörtel ein zusätzliches Oberflächenschutzsystem als Beschichtung zum Einsatz, wodurch der Korrosionsschutz durch die Begrenzung des Wassergehaltes im Beton erreicht wird. Bei der Ammerbrücke hat das Team sich für das Betonersatzsystem StoConcrete Repair Prime TS 203 und StoConcrete Repair Prime TG 203 entschieden. Als Oberflächenschutzsystem kam StoConcrete Protect Elastic FB zum Einsatz. Risse konnten mit dem Injektionssystem StoConcrete Inject IHS auf Epoxidharzbasis kraftschlüssig abgedichtet werden.

Durchführung der Sanierung

Um die Instandsetzung ausführen zu können, wurde die Altbeschichtung bis fünf Millimeter Schichtdicke vollständig entfernt. Zudem wurden an den Schadstellen Beton abgetragen. Darauf folgte der minialische Korrosionsschutz auf dem freigelegten Stahlfachtragwerk und der Bewehrung. Auf den Korrosionsschutz wurde die kunststoffmodifizierte, zementgebundene Haftbrücke appliziert. Mit dem Reparaturmörtel wurde manuell und mit dem Nassspritzmörtel maschinell reprofiliert. Bei den Mörteln wurde darauf Wert gelegt, dass sie für statische relevante Instandsetzung von Betontragwerken ausgelegt sind und sowohl vertikal als auch über Kopf verarbeitet werden können.

Abschließender Schutz

Zusätzlicher Schutz für das Betontragwerk wurde durch zementgebundenes, acrylatmodifiziertes Beschichtungssystem erreicht. Dieses ist statisch und dynamisch rissüberbrückend. Zudem konnte mit ihm der geforderte Oberflächenschutz von OS 5b / OS D I erreicht werden. Durch das Beschichtungssystem werden Wasser und Schadstoffe daran gehindert, in den Beton einzudringen, dabei ist er frost- und tausalzbeständig für die Zukunft. Oberhalb des Melan-Bogens fließt der Verkehr auf einem Ersatzneubau.

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