Sanierung der Neuen Nationalgalerie abgeschlossen
Nach fast fünfzigjähriger Nutzung musste sich die Neue Nationalgalerie in Berlin von Ludwig Mies van der Rohe einer Grundsanierung unterziehen. Jetzt wurde der Schlüssel zum denkmalgerechten sanierten Gebäude wieder an die Staatlichen Museen zu Berlin und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben.
Es ist das einzige Bauprojekt, das Ludwig Mies van der Rohe in Europa nach seiner Emigration in die USA geplant hat: die Neue Nationalgalerie in Berlin. Von 1963 bis 1968 verwirklichte er den Stahl-Glas-Bau, der heute unter Denkmalschutz steht. Doch die intensive Nutzung über fast fünfzig Jahre hinweg führten zur jetzigen umfassenden Sanierungsarbeiten. Dabei wurde vom Architekten David Chipperfield und seinem Team die bestehende Substanz unter Erhaltung des bauzeitlichen Erscheinungsbildes instandgesetzt und ertüchtigt. Heute übergab das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), die für die denkmalgerecht Sanierung verantwortlich waren, den Schlüssel zur Neuen Nationalgalerie wieder an die Staatlichen Museen zu Berlin und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Kulturstaatsministerin Monika Grütters betont: „Mit ihrer großen, lichtdurchfluteten Halle und den Ausstellungsräumen im Untergeschoss erstrahlt die Architekturikone Mies van der Rohes nun in neuem Glanz. Mit ihrer einzigartigen Bauweise, aber erst recht mit ihrem spektakulären Inhalt, wird die Neue Nationalgalerie von August an wieder zu einem Publikumsmagneten des Kulturforums in Berlin werden. Nach dem Humboldt Forum und der Staatsbibliothek Unter den Linden ist es trotz der Einschränkungen durch die Pandemie gelungen, auch diese bedeutende Kulturbaustelle im Herzen unserer Hauptstadt fertigzustellen. Dafür gebührt allen Beteiligten, dem BBR und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, großer Dank – insbesondere dem Architekturbüro von David Chipperfield, dass die originalgetreue Sanierung des Gebäudes mit Umsicht und viel Liebe zum Detail gestaltet und begleitet hat.“
Denkmalgerechte Sanierung bis zum Rohbau
Die denkmalgerechte Sanierung der Neuen Nationalgalerie umfasste die Instandsetzung der Stahlbeton-Konstruktion und die Erneuerung der technischen Gebäudeausrüstung. Um dies zu erreichen, waren tiefe Eingriffe in die Baukonstruktion notwendig. Dabei wurde immer sowohl auf den Denkmalschutz wie auch die Nutzung eines modernen Museumsbetriebs geachtet. Rund 35.000 original Bauteile mussten demontiert werden, um den Rohbau freizulegen. Dazu zählten die Natursteinplatten im Sockelbereich und sämtliche Bauteile der Innenausstattung. Erst nach ihrer Restaurierung oder Modifikation wurden die Bauteile wieder an ihrer ursprünglichen Position angebracht. „Ein Gebäude von solch unantastbarer Autorität zu zerlegen war eine merkwürdige Erfahrung, aber ein Privileg. Die Neue Nationalgalerie hat für meine Arbeit und die vieler anderer Architekten Maßstäbe gesetzt. Hinter die Fassade zu blicken hat ihre Genialität und zugleich ihre Mängel offenbart, jedoch meine Bewunderung für Mies‘ Vision nur verstärkt. Unsere Arbeit war daher von chirurgischer Natur. Sie befasste sich mit technischen Belangen, um seine Vision zu schützen. Ein solches Unterfangen in einem Gebäude, in dem man nichts verstecken kann, ist einschüchternd, aber wir hoffen den Patienten dem Anschein nach unberührt entlassen zu haben – nur in viel besserem Zustand“, beschreibt Architekt David Chipperfield die Sanierung.
Neuerungen mit Denkmalschutz vereint
Bei dem Bauvorhaben ging es nicht um eine Neuinterpretation, sondern um eine respektvolle Sanierung eines Hauptwerks der Internationalen Moderne. Baustaatssekretärin Anne Katrin Bohle führt aus: „Mit der 1968 eröffneten Neuen Nationalgalerie schuf Mies van der Rohe gegen Ende seines Lebenswerkes ein universelles Fanal der klassischen Moderne. Seine Baukunst schafft räumliche Freiheit in reinster Form. Seine Bauten sind nutzungsneutrale Solitäre. Die Funktion ordnet sich der Form unter. Mies van der Rohe war mit seinem Werk Wegbereiter einer ganzen Architektengeneration. Ich freue mich sehr, dass die Bundesbauverwaltung heute den Staatlichen Museen zu Berlin ein von Grund auf instandgesetztes und weltweit so bedeutsames Bauwerk zur weiteren Nutzung übergibt.“ Nach Abschluss der letzten Bauphase sind nun die Ausstellungshalle und die Innenbereiche von Grund auf instandgesetzt und die 35.000 restaurierten Originalbauteile haben wieder ihren Platz gefunden. Im Einklang mit dem Denkmalschutz und dem Erbe von Mies van der Rohe wurde in der oberen Ausstellungshalle 1.600 Quadratmeter neues Glas eingebaut, 15.000 Quadratmeter haben eine neue Beschichtung erhalten und 500 Schweißnähte an der Stahlkonstruktion wurden saniert. Im Hinblick auf die heutigen technischen Anforderungen zur Klimatisierung, Brandschutz und Sicherheit wurde die technische Gebäudeausrüstung in der Neuen Nationalgalerie erneuert.
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