Stahl-Glas-Konstruktion lässt die Fassade schweben
Es ist ein Design-Akzent im Düsseldorfer Medienhafen, die 35 Meter lange Capricorn Brücke. Sie verbindet nicht nur zwei Gebäude miteinander, sondern auch die beiden Bauingenieurdisziplinen Brücken- und Fassadenbau. Beim Bau der Brücke waren die Bereiche Materialkompetenz, Tragwerksplanung sowie eine ausgeklügelte Montage besonders gefragt.
Die 35 Meter lange Stahl-Glas-Konstruktion der Capricorn Brücke im Düsseldorfer Medienhafen scheint zwischen den beiden Bürogebäuden zu schweben. Diese Illusion erreichte das Planerteam durch einen Brückenkörper aus Rohrgitter und trapezförmigen Isolierglasscheiben, die polygonal angeordnet sind. Der Entwurf stammt von Supergelb Architekten (ehemals Gatermann + Schossig Architekten GmbH). Sie verbinden mit der Fußgängerbrücke das Bürogebäude Float mit dem Capricorn Haus. Da dieses eine nachträgliche Verbindung ist, tragen die angeschlossenen Gebäude die Brücke nicht. Aus diesem Grund besteht das Tragwerk aus einem Mittelpfeiler und zwei Brückenarmen. Über diese Mittelstütze aus 13 Rundstützen wird die Last abgetragen. Über drei Bohrpfähle im Boden ist die Mittelstütze verankert. Heute trägt der Mittelpfeiler zum Capricorn-Gebäude einen zwölf Meter freitragenden Brückenarm und zum Float-Gebäude einen 20 Meter freitragenden Brückenarm. Die Stahlkonstruktion für die Verglasung besteht aus acht Stahlpolygone, Längsrippen und Diagonalen. Die Umsetzung übernahm der Fassadenbauer seele. Sie konstruierten das räumliche Fachwerksystem mit Spanten und Querschotten. Die Planung für das Tragwerk stammt aus dem Büro osd – office for structural design und Wilhelm & Partner.
Montage der schwebenden Brücke
Das Design der Brücke ist wesentlich durch das Tragwerkskonzept geprägt. Das Planungsteam musste bei der Brückenfassade gleichzeitig Komfortvorgaben wie Wegbreite, Lichtraumhöhen, Barrierefreiheit und Rutschsicherheit berücksichtigen und den bauphysikalischen Anforderungen wie Dämmung und Schallschutz gerecht werden. Als Herausforderung wurde die Passgenauigkeit des Gebäudeanschlusses gesehen. Um diesen Anschluss herstellen zu können, gab es ein ausgeklügeltes Montagekonzept. Die detaillierte Planung der Montage umfasste nicht nur den reibungslosen Transport der Brücken- und Fassadenteile, sondern auch das Einpassen der Brücke zwischen die gebäudeseitigen Befestigungspunkte. Die Brücke wurde dann vom Fassadenbauer in drei Abschnitten montiert. In drei Teilen wurden der vorgefertigte Brückenfuß und der vorgefertigte mittlere Bereich der Tragstruktur angeliefert. Nachdem die Bauteile temporär gelagert wurden, konnte die Montage mithilfe eines Mobilkrans durchgeführt werden. An einem Wochenende erfolgte das Einheben und Fixieren der beiden 26 Tonnen und zwölf Tonnen schweren, vormontierten Kragarme. Daran schlossen die Verglasungsarbeiten am Brückenkörper und Stützenpfeiler an. Hierfür wurden rund 60 Glaselemente montiert. Die Elemente haben eine Größe von bis zu 8,1 x 3 Metern. Die ungewöhnlichen Glasformate – Dreiecke mit spitzen Winkeln – sind das besondere an dem Objekt. Bei den Glaselementen musste im Gegensatz zum klassischen Fassadenbau die Brückenverformungen und damit deren zwängungsfreies Lagerungskonzept berücksichtigt werden.
Gebäudehülle und Brücke passen zusammen
Bereits 2017 konnte der Fassadenhersteller eine filigrane Konstruktion bei der CF TEC Bridge in Toronto realisieren. Der Entwurf von Wilkinson Eyre Architects nutze die Materialien Messing und Glas als prägende Elemente für die Fußgängerbrücke. Dabei lieferte der Fassadenbauer verschiedene laminierte Glasscheiben, bronzefarbene Messingplatten, Handläufe und Edelstahlgitterroste sowie den Stahlbau und montierte die Brücke und Fassade zwischen der Hudson‘s Bay Shopping Mall und dem Toronto Eaton Centre (TEC). Dabei verbindet das Design der Brücke die beiden Gebäude architektonisch miteinander. Vom Hudson Bay Gebäude aus beginnt die Fassade der Brücke in einem verspielten Messing und geht dann in eine strengere Glasoptik über, die sich der Architektur des TEC-Gebäudes anpasst. Damit entsteht durch die Brücke das Bild, dass die Gebäude ineinanderfließen. Die Realisierung der kühnen Konstruktionen der beiden Fußgängerbrücken war für den Fassadenbauer nur möglich, indem eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Bauherr, Architekt und Ingenieur stattfand und ein ausgeklügelte Planungs- und Fertigungsmethoden erstellt wurde.
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