Vorausschauender nachhaltiger Bauen
Die Stimmung auf den Stadionrängen bei der Leichtathletik Weltmeisterschaft in Budapest scheint gut zu sein und das Stadion ist bis in den obersten Rang gefüllt. Damit bei dem drittgrößten Sportereignis der Welt möglichst viele Zuschauerinnen und Zuschauer einen Platz finden, wurde das Athletics Center um 25.000 Plätze erweitert. Dabei wurde der Fokus auf einen vorausschauenden und nachhaltigen Stadionbau gelegt.
Oft sind große Stadien nur für einen einzigen Anlass geplant. Für eine spätere Nutzung durch die lokale Bevölkerung sind sie überdimensioniert. Somit verwandeln sie sich nach dem Großereignis zu Geistersportstätten, die auch „White Elephants“ genannt werden. Die Kritik an überdimensionierten, nicht nachhaltigen Stadien ist in der Planerlandschaft angekommen. Moderner Stadionbau muss keine „White Elephants“ mehr erschaffen. Mit intelligenter Planung kann dieses Problem eliminiert werden. Für das Stadion der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2023 in Budapest haben Napur Architekten gemeinsam mit dem Bauunternehmen Nüssli gezeigt, wie ein solches Konzept aussehen kann.
Sportstättenbau auf neuen Wegen
Die Napur Architekten hatten für den Stadionkomplex „National Athletics Center“ (Nemzeti Atlétikai Központ) eine Vision. Auf einem 15 Hektar großem Gelände wollten sie ein Zentrum schaffen, das für Sport und Begegnung sorgen sollte, mit vielseitigen Möglichkeiten. Das Stadion sollte insgesamt 15.000 Sitzplätze umfassen und für größere Sportereignisse flexibel erweiterbar sein. Damit waren die Anforderungen für die Planung und den Bau in Budapest von Anfang an hoch. Denn das Stadion musste nicht nur den Bedürfnissen für die heimische Sportgemeinschaft entsprechen, es musste auch den internationalen Standards für Großereignisse gerecht werden. Ohne die Funktionalität des Stadions zu beeinträchtigen, musste daher eine innovative Lösung geschaffen werden, die zusätzliche Zuschauerplätze schafft.
Innovation ermöglicht Flexibilität
Temporäre Strukturen waren hier für das Bauunternehmen und das Architekturbüro die Lösung, um den Anspruch gerecht zu werden. Das Grundkonzept sieht eine schwebende Dachkonstruktion vor, die über der erhöhten Empfangsebene liegt. Dadurch entsteht ein Zwischenraum, der für einen zweiten Rang genutzt werden kann. Damit kann temporär ein geschlossener Oberrang mit 25.000 zusätzlichen Sitzplätzen errichtet werden. Dies wurde so für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft geplant und installiert. Nachdem die letzten WM-Medaillen an die Athletinnen und Athleten überreicht wurden, findet bis Ende November der Rückbau des temporären Teils des Stadions statt. Übrig bleiben der permanente Unterrang und das Dach mit den vollständigen Anzeigentafeln, Licht und Tontechnik. Zurück bleibt ein Zentrum für Sport und Gemeinschaft, das nicht überdimensioniert ist und nachhaltig genutzt werden kann.
Revitalisierung eines Industriegebiets
Das neue Sportzentrum in Budapest ist auf dem ehemaligen Industriegebiet Vituki am Donau-Ufer realisiert wurden. Hierzu wurde der Bereich nachhaltig saniert und zu einem öffentlichen Sport- und Erholungspark umgebaut. Nach dem Rückbau des Oberrangs haben im unteren Stadionbereich 15.000 Zuschauerinnen und Zuschauer Platz. Die erhöhte Ebene über dem Unterrang ermöglicht einen Blick ins Stadion und auf die Parkanlage mit der Donau. Nach den Leichtathletik-Weltmeisterschaften wird diese erhöhte Empfangsebene bis Frühjahr 2024 fertiggestellt. Geplant sind dort Lauf- und Rollschuhbahnen, Einrichtungen für Street-Workout und Trainingsangebote. Durch die Pergolakonstruktion ist der Bereich überdacht und beleuchtet. Damit bietet die Plateaufläche Raum zur täglichen Nutzung, aber auch Flexibilität durch zusätzlichen Platz für künftige Großereignisse. Die Kombination aus permanenten und temporären Strukturen ist eine verantwortungsvolle Lösung für einen nachhaltigen Stadionbau.