Zeltdach wird ausgezeichnet
Das Zeltdach des Olympiastadions in München ist eine eindrucksvolle Konstruktion. Sie steht bereits unter Denkmalschutz, wurde aber jetzt auch als historisch bedeutendes Ingenieurbauwerk ausgezeichnet.
Was wären die Olympischen Spiele in München 1972 ohne das beeindruckende Zeltdach des Olympiastadions gewesen? Und wo wäre das heutige Ingenieurbauwesen ohne dieses Dach? Die Idee von Frei Otto und die Entwicklungen von Fritz Leonhardt, Wolf Andrä und Jörg Schlaich an der Dachkonstruktion prägen noch heute den Ingenieurbau. Die Entwicklungen und Techniken für das Bauvorhaben waren noch später richtungsweisend für die Konstruktion von Dächern und Brücken. Dazu zählt das dehnbare, hoch-präzise vorgefertigte Seilnetz, die Erd-Anker und der erste große Einsatz von CAD. Einige Techniken, die bei dem Bau zum Einsatz kamen, waren nicht nur die damalig modernsten, sondern auch speziell für dieses Bauvorhaben entwickelt. Nach dem Bau des Zeltdaches wurden die gewonnenen Erkenntnisse aufgearbeitet und weiter erforscht.
Ingenieurleistung wird sichtbar
Für viele Ingenieurinnen und Ingenieure ist der Innovationsgeist und Mut aus dieser Zeit immer noch ein Vorbild. Und all dies rechtfertigt die jetzige Auszeichnung als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland. „Ich freue mich, dass mit dieser Auszeichnung die herausragenden Ingenieurleistungen, die dieses einzigartige Zeltdach erst möglich gemacht haben, für jedermann sichtbar gemacht werden“, freut sich Prof. Dr. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau über die Ehrung. Für Dr. Heinrich Bökamp, der Präsident der Bundesingenieurkammer, ist das Denkmal nicht nur ein beeindruckendes Bauwerk, er lobt auch die enge Verzahnung von Architektur und Ingenieurbaukunst, die zu diesem Zeltdach geführt haben: „Dieses Bauwerk hat auch heute noch Vorbildcharakter. Das Zusammenspiel von Gestaltung und Technik sowie die Zusammenarbeit mit dem Handwerk machen das Zeltdach zum dauerhaften Symbol deutscher Ingenieurbaukunst“.
Leichtigkeit in der Ingenieurbaukunst
Durch seinen ursprünglichen Beruf hat Bayerns Bauminister Christian Bernreiter eine besondere Verbindung zur Zeltdachkonstruktion: „Als Stahlbau- und Schweißfachingenieur bewundere ich das Zeltdach des Olympiastadions sehr. Zusammen mit dem Olympiapark gibt es der Stadt München ein einzigartiges Gesicht und hat einen großen Wert für die Bürgerinnen und Bürger. Jedes Jahr kommen Touristen aus aller Welt, um diesen charakteristischen Ort mit seiner einzigartigen Wirkung zu besichtigen. Dass die einzigartige Ingenieurbaukunst nun besonders geehrt wird, ist absolut verdient.“ Für die Münchner Stadtbaurätin Prof. Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk ist es ein Wahrzeichen, dessen Architektur und Ingenieurbaukunst die gebaute Philosophie der Baukultur verkörpert und meint: „Das transparente Zeltdach des Olympiageländes steht für Durchlässigkeit und Leichtigkeit. Es wurde als Symbol der Demokratie geschaffen.“
Vierte Auszeichnung in Bayern
Das Zeltdach ist das vierte bayerische Bauwerk, das diese Ehrung erhält. Die anderen drei sind: Ludwig-Donau-Main-Kanal, König-Ludwig-Brücke in Kempten, Fleischbrücke Nürnberg. Seit 2007 wird die Auszeichnung „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ vergeben. Unterstützt wird die Auszeichnung vom vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB), den Ingenieurkammern der Länder und dem Förderverein „Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“.