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Einsturz der Carolabrücke 13.11.2024, 00:00 Uhr

Zu den Ursachen und ihren Folgen

In Presseberichten der vergangenen Wochen wurde der Stadt Dresden vorgeworfen, Gutachten zum Zustand der Carolabrücke vor dem Einsturz ignoriert zu haben. Jetzt hat das mit der Ursachenforschung des Teileinsturzes der Carolabrücke beauftragte unabhängige Büro von Prof. Steffen Marx im Auftrag von Oberbürgermeister Dirk Hilbert dazu eine gutachterliche Stellungnahme abgegeben.

Prof. Steffen Marx: "Der Einsturz ohne Vorankündigung muss zu einer Überprüfung und Nachjustierung der Beurteilungsmethodik von Brücken mit ähnlicher Konstruktion und Bauzeit führen." Foto: Stadt Dresden

Prof. Steffen Marx: "Der Einsturz ohne Vorankündigung muss zu einer Überprüfung und Nachjustierung der Beurteilungsmethodik von Brücken mit ähnlicher Konstruktion und Bauzeit führen."

Foto: Stadt Dresden

Spannungsrisskorrosion der Spannglieder ursächlich

In einem Schreiben, das am Montag, 4. November 2024, an den Oberbürgermeister übermittelt wurde, weist Prof. Marx darauf hin, dass sein Büro einer sehr großen Breite denkbarer Ursachen für den Einsturz der Carolabrücke nachgeht, dennoch lasse sich die Hauptschadensursache sehr klar eingrenzen. Sein Fazit: „Der Brückeneinsturz ist mit hoher Gewissheit auf ein Versagen des großen Kragarms über dem Pfeiler D zurückzuführen. Das Versagen des Querschnitts wurde sehr wahrscheinlich hauptsächlich durch sogenannte Spannungsrisskorrosion der Spannglieder verursacht, welche bereits beim Bau der Brücke initiiert wurde und die sich dann über viele Jahre im Inneren der Brücke unsichtbar von außen und weitgehend unabhängig von oberflächlichen Schadensbildern vollzog. Die Spannungsrisskorrosion bei Spannstahl war zum Zeitpunkt des Baus unbekannt. Der verwendete Spannstahl zeigt jedoch nach heutiger Kenntnis eine außerordentlich hohe Gefährdung für diese Korrosionsform. Die einzige Möglichkeit, diesen Schädigungsprozess zu entdecken und sicher beurteilen zu können, ist die sogenannte Schallemissionsmessung. Deswegen wurde nach dem Einsturz von Brückenzug C eine Messanlage im noch stehenden Brückenzug A installiert. Eine Installation in Brückenzug B ist zeitnah geplant.“

Zum Zustand der Bewehrungsstähle infolge des erhöhten Chlorideintrags

Zu den Chloridwerten und dem Zustand der Bewehrungsstähle schreibt der Professor der Technischen Universität Dresden einordnend: „Es ist zutreffend, dass an einzelnen Messstellen zum Teil stark erhöhte Chloridwerte gemessen wurden, welche die zulässigen Werte deutlich überschreiten. An den betroffenen Stellen wurden konzentrierte Schäden an der Betonstahlbewehrung festgestellt, die auf chloridinduzierte Korrosion zurückzuführen sind. Aus den Schäden an der Betonstahlbewehrung ist keine Aussage über den Zustand des für die Tragfähigkeit maßgebenden Spannstahls möglich. Diese Aussage wurde im Gutachten gar nicht getroffen. Die Spannbewehrung wurde nicht untersucht.“

Beurteilungsmethodik von Brücken muss nachjustiert werden

Die in einem Zeitungsartikel genannte „Gelenkdurchbiegung” war nicht kritisch, heißt es weiter. Sie sei bekannt gewesen, intensiv untersucht und in der jüngeren Vergangenheit messtechnisch dauerüberwacht worden. Ebenso sei das Bauwerk fortlaufend bewertet und gepflegt worden. Die Spannungsrisskorrosion sei damit jedoch nicht zu erkennen gewesen. Vor dem Hintergrund zieht Prof. Steffen Marx Lehren, die über die Carolabrücke weit hinausreichen: „Der Einsturz ohne Vorankündigung muss zu einer Überprüfung und Nachjustierung der Beurteilungsmethodik von Brücken mit ähnlicher Konstruktion und Bauzeit führen.“

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Von Stadt Dresden / Melanie Schulz