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DGNB Gold für L’Oréal-Distributionszentrum 19.06.2024, 00:00 Uhr

Vorbild in Sachen Biodiversität

Ein Feldlerchenpaar, das auf dem Gründach nistet. Ein Kreuz- und Wechselkrötenhabitat rund um einen Folienteich nahe der Kantine. Zaun- und Mauereidechsen auf dem Gelände, dazu über 30 Vogelarten und die vom Aussterben bedrohte Grüne Strandschrecke: Das Areal rund um das L’Oréal-Distributionszentrum bei Karlsruhe weist eine einzigartige Artenvielfalt auf – und wurde deshalb jetzt mit dem DGNB Zertifikat Gold für Biodiversitätsfördernde Außenräume ausgezeichnet.

Das L’Oréal-Logistikzentrum in Muggensturm bei Karlsruhe punktet mit biodiversitätsfördernden Außenräumen. Zahlreiche teils vom Aussterben bedrohte Tierarten leben auf dem Betriebsgelände.  Foto: L’Oréal / Katja Zimmermann

Das L’Oréal-Logistikzentrum in Muggensturm bei Karlsruhe punktet mit biodiversitätsfördernden Außenräumen. Zahlreiche teils vom Aussterben bedrohte Tierarten leben auf dem Betriebsgelände.

Foto: L’Oréal / Katja Zimmermann

Die Preisverleihung fand erst kürzlich im Allianz Forum in Berlin statt. Das auf Bau und Immobilien spezialisierte Beratungsunternehmen Drees & Sommer SE hat das Projekt umfassend begleitet. Für Ina Allmendinger, Junior EHS (Environment, Health & Safety) Managerin im weltweit größten Logistikzentrum von L’Oréal in Muggensturm ist die Auszeichnung ein Beleg dafür, dass die Biodiversitätsstrategie des Unternehmens aufgeht: „Bei L’Oréal liegt für alle Unternehmensstandorte ein umfassender Leitfaden zum Biodiversitätsmanagement vor. Unser Ziel ist, dass bis 2030 unsere Standorte und die von uns betriebenen Gebäude eine positive Auswirkung auf die Biodiversität in ihrer Umgebung haben. Neben dem Klimaschutz, der Ressourcenschonung und der Minimierung der Wasserverwendung liegt uns die Biodiversität besonders am Herzen, da sie für den Erhalt unserer Ökosysteme von entscheidender Bedeutung ist.“ 

Alles beginnt mit einer guten Planung

Das Ziel von L’Oréal sei natürlich ambitioniert, erklärt Drees & Sommer Auditorin für Biodiversitätsfördernde Außenräume Laura Lerner. Aber: „Das Distributionszentrum in Muggensturm zeigt, dass Industrie und Natur kein Widerspruch sein müssen – und dass es mit einer guten Planung gelingen kann, Außenraumflächen naturnah und biodiversitätsfördernd zu gestalten, um dadurch die Artenvielfalt vor Ort zu fördern“, so Lerner. 

Das Distributionszentrum in Muggensturm wurde bereits 2019 nach nur einem Jahr Bauzeit feierlich eröffnet, es ist also bereits seit fünf Jahren im Betrieb. Mit rund 180.000 Quadratmetern Fläche ist es das größte Logistikzentrum von L’Oréal. 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beliefern von dort die Absatzmärkte Deutschland, Österreich und Schweiz des Weltmarktführers der Kosmetikbranche. Investor und Grundstückseigner des Zentrums ist das Unternehmen Prologis, weltweit führender Anbieter von Logistikimmobilien. 

Vorbild bei Nachhaltigkeit und Biodiversität 

Nachhaltigkeit spielte beim Bau des L’Oréal-Distributionszentrums von Beginn an eine zentrale Rolle. So wurde das Gebäude CO2-neutral konzipiert, rund 7 400 Solarpanels auf dem Dach erzeugen den für den Betrieb notwendigen Strom. Das Dach ist zudem begrünt und bietet somit Lebensraum für diverse Tierarten – genauso wie die klima- und biodivers konzipierte Umgebung. Dazu gehört auch ein umfangreiches Entwässerungskonzept mit großem, begrüntem Wasserrückhaltebecken. Das gesammelte Regenwasser wird zum Bewässern der Grünflächen, für die Reinigung der Hallen und für die WC-Spülungen genutzt. Eine verstärkte Isolierung der Anlage sowie eine Gebäudeleittechnik, mit der zentral die Beleuchtung und die Lüftung gesteuert werden können, sparen ebenfalls Energie.

Lebensraum für 173 Tierarten

„L‘Oréal nutzt viele Möglichkeiten, um das Gelände biodiversitätsfreundlich zu gestalten und stetig zu optimieren“, sagt Laura Lerner. Auf dem Gründach nistet ein Feldlerchenpaar, was in Deutschland einzigartig ist. Ein Folienteich im an die Kantine angrenzenden Innenhof bietet Lebensraum für die Kreuzkröte sowie die streng geschützte Wechselkröte. Mit der Sichtung der Zaun- und Mauereidechse auf dem Gelände gelangen Nachweise von zwei streng geschützten Reptilienarten. Auf dem Gründach leben neben den Feldlerchen auch die vom Aussterben bedrohte Grüne Strandschrecke sowie die streng geschützte Blauflügelige Ödlandschrecke. Darüber hinaus wurden in einem Gutachten 30 Vogelarten, 9 Fledermausarten, 15 Falterarten, 17 Arten von Fang- und Heuschrecken und diverse Großsäuger wie etwa Füchse nachgewiesen. Insgesamt bietet das Areal Lebensraum für 173 verschiedene Tierarten. 

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Von Drees & Sommer SE / Melanie Schulz