Aus holzfasergedämmten Mauerziegeln gebaut
Um Wohnraum für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen, ließ das Herzoglich Bayerische Brauhaus Tegernsee insgesamt 48 möblierte Appartements und 13 Kleinwohnungen auf einem eigenen Grundstück errichten. Die Außenwände wurden dabei aus holzfasergefüllten Mauerziegeln errichtet. Außerdem kam ein Lüftungssystem zum Einsatz, das auf das hochwärmedämmende Mauerwerk speziell abgestimmt ist. Auf diese Weise ist eine besonders ökologische und wohngesunde Lösung für die Bewohner entstanden.
Fritz Wepper, Uli Hoeneß, Philipp Lahm und nun auch noch Manuel Neuer wohnen am schönen Tegernsee in den bayerischen Alpen. Die Wohnungssituation am Fuße des Wallbergs stellt sich entsprechend schwierig dar. Grundstücke sind nur schwer zu bekommen und falls doch, dann ist die Bieterskala nach oben offen. Auch das Errichten einer Immobilie mit anschließender Vermietung rechnet sich entsprechend kaum, zumindest wenn man nicht bereits ein Grundstück sein Eigen nennt. Mietwohnungen am und rund um den Tegernsee sind nicht nur rar, sondern auch kaum bezahlbar. Eine Situation, in der es für die Gastronomie und das Hotelgewerbe extrem schwer ist, Personal zu finden – auch wenn überdurchschnittlich hohe Löhne gezahlt werden.
Selbst ist das Bayerische Brauhaus
Um hier eine Lösung zu schaffen, entschloss sich das Herzoglich Bayerische Brauhaus Tegernsee auf einem seiner Grundstücke ein Mehrfamilien- sowie ein Bettenhaus mit Tiefgarage zu errichten. Mit der Planung einschließlich der kompletten schlüsselfertigen Ausführung wurde die im nahegelegenen Wolfratshausen ansässige Krämmel Unternehmensgruppe beauftragt. Der zeitliche Rahmen war eng gesetzt:. Baubeginn war im März 2022, bezugsfertig waren die Gebäude anderthalb Jahre später. Insgesamt 48 möblierte Einzimmerappartements und 13 Kleinwohnungen vereinfachen die Personalunterbringung seither deutlich.
Optisch im Landhausstil, technisch hocheffizient
Beide Bauten sind optisch im typischen Landhausstil der Region gehalten, Ausstattung und Bauweise sind jedoch hochmodern und entsprechen KfW Effizienzhaus 40 EE-Standard. Zur energetischen Ausstattung gehört eine knapp 500 Quadratmeter große Photovoltaikfläche auf den Dächern sowie eine Hybrid-Heizungsanlage, bestehend aus einer Luft-Wasser-Wärmepumpe und einer modernen Gas-Brennwertheizung. Während die Luft-Wasser-Wärmepumpe die Grundlast des Gebäudes deckt, wird die Gas-Brennwertheizung nur bei Bedarf zugeschaltet. Zudem wurden ausschließlich effiziente LED-Leuchten verbaut.
Eine energetisch hochwirksame Außenfassade
Hinzu kommt ein hochwärmegedämmtes Mauerwerk aus mit Holzfasern verfüllten Mauerziegeln. Die Ziegelsteine mit dem Namen WS08 Silvacor werden von der Firmengruppe Leipfinger-Bader (LB) aus Vatersdorf in Niederbayern hergestellt. Daneben bietet der Hersteller ein dezentrales Lüftungssystem mit integrierten Wärmetauschern an, welches bautechnisch und -physikalisch exakt auf das Ziegelsystem abgestimmt ist. Die holzfasergefüllten Ziegel kamen gemeinsam mit den Lüftungsbausteinen zum Einsatz und bilden zusammen eine energetisch hochwirksame Außenfassade in monolithischer Bauweise.
Monolithisches Mauerwerk vorgegeben
Obwohl hochdämmendes Außenmauerwerk nach wie vor häufig mit Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) ausgeführt wird, sind aufgeklebte EPS-Platten bei privat genutzten und nicht verkäuflichen Gebäuden immer seltener zu finden. Denn werden die Investitionskosten erst einmal den über Jahre auflaufenden Betriebskosten gegenübergesetzt, dann erweist sich die scheinbar günstigere WDVS-Variante schnell als Kostenfalle. Spätestens bei näherer Betrachtung der wohnbiologischen sowie ökologischen Aspekte hat sich Polystyrol gegenüber den monolithischen Außenwänden endgültig aus der Diskussion verabschiedet. Entsprechend war auch bei diesem Projekt von Anfang an eine Ziegelbauweise vom Bauherrn vorgegeben.
Nachwachsende Nadelholzfasern bilden den Kern
Der Wärmedämmziegel WS08 Sivacor überzeugt nicht nur mit herausragenden energetischen Werten, sondern auch durch den ökologischen Aufbau, vor allem durch die Verfüllung mit nachwachsenden Nadelholzfasern, wie der bei Krämmel für das Projekt verantwortliche Architekt Marcel Reinhard betont. Mit der Zielsetzung einer möglichst großen Nettowohnfläche wurde die Außenwand in einer Ziegelstärke von 425 mm ausgeführt. In Kombination mit einem 30 mm starken Wärmedämmputz sowie einem 15 mm Innenputz erreicht das Außenmauerwerk quasi als Standardausführung einen U-Wert von 0,17 W/(m2K) – ein Wert, der bei dieser Wandstärke übliche Standards übertrifft. Eine solide Basis für das Erreichen des KfW Effizienzhaus 40 EE-Standards war also bereits mit dieser Wandausführung gelegt. Ganz nebenbei werden mit diesem Konstruktionsaufbau auch hervorragende Schallschutzwerte erreicht. Außerdem zeichnet sich der Silvacor-Mauerziegel durch eine hohe Druckfestigkeit fk von 2,2 [MN/m2] aus, welche einer Einstufung in die Druckfestigkeitsklasse 6 entspricht.
Automatische Be- und Entlüftung beugt Schäden vor
Seit Jahrzehnten in der Diskussion ist hingegen eine kontrollierte Be- und Entlüftung. Denn: Ungenügende Stoßlüftungen, Fenster in Dauerkippstellung oder Wäscheständer in der Wohnung werden auch in Zukunft Lüftungsschäden nach sich ziehen. Außerdem wird bei jeder Fensterlüftung Wärmeenergie ungenutzt nach außen geführt. Eine kontrollierte Be- und Entlüftung kann hier Abhilfe schaffen, insbesondere in Einzimmerappartements, die tagsüber häufig „unbewohnt“ sind. Für die beiden Neubauten in Tegernsee war eine solche Ausführung also naheliegend.
In die Wand integriert
Hierbei wird die Be- und Entlüftung in die Wand integriert und nicht in das Austausch-Bauelement Fenster. Angeboten werden die Lüftungselemente von Leipfinger-Bader als Einbaublock sowie als Rollladen- oder Raffstorekasten für den Neubau. Für Sanierungen wurde speziell ein auf Kernlochbohrungen abgestimmtes System entwickelt. Neben der Förderfähigkeit nach KfW-Kriterien überzeugt unsichtbare Luftführung über die Rollladenschlitze.
Effizient und leise
Alle Einzelzimmerappartements und Wohneinheiten wurden mit einer Rollladenlüftung von Leipfinger-Bader ausgestattet. Ebenfalls unsichtbar in diesen speziell entwickelten Rollladenkästen integriert sind: ein leistungsstarkes Gebläse, ein Lüftungskanal sowie Keramikelemente für die Wärmespeicherung. Be- und entlüftet wird durch die Änderung der Laufrichtung des Ventilators. Diese sogenannte Pendellüftung erfolgt im 90-Sekundentakt. Im Abluftbetrieb speichern die im Lüftungskanal integrierten Keramikelemente die in der Abluft enthaltene Wärme zwischen. Im Belüftungsmodus geben sie diese wieder an die Zuluft ab. Gut 90 Prozent der Wärme wird so bei einem Stromverbrauch von nur zirka 2,7 Watt wiedergewonnen. Mit einem geprüften Schallpegel von lediglich 31 dB, gemessen im Abstand von 3 Metern, ist das LB-Lüftungssystem das derzeit leiseste zertifizierte Wohnraum-Lüftungsgerät. Alle wichtigen Einstellungen, wie das An- und Ausschalten, die Wahl der Leistungsstufe zwischen Lüftungs- und Wärmerückgewinnungsbetrieb oder dem Feuchtigkeitsgrad, lassen sich über die LB-Steuerung einfach vornehmen.
Ein perfektes Wohnklima
Energetisch betrachtet kommt den Außenwänden neben dem Dach die größte Bedeutung zu. Als flächenmäßig größter Teil der Außenhülle legen die Außenwände den Grundstein eines jeden Energiekonzepts und die bei diesem Bauprojekt gewählte Ausführung war wesentlich mitentscheidend für das Erreichen des geforderten KfW-Effizienzhaus 40 EE-Standards. Der holzfasergefüllte WS08 Silvacor-Mauerziegel sowie das auf hochwärmedämmendes Mauerwerk perfekt abgestimmte LB-Lüftungssystem sorgen zudem für ein konstant perfektes Wohnklima und sichern zuverlässig vor Bauschäden durch Kondensationsfeuchte und Schimmelbildung.
Von Leipfinger Bader / Melanie Schulz