Faserverstärkte Bewehrungsstäbe der neuen Generation
Glasfasern statt Stahl für Bewehrungsstäbe – das ist nicht neu, aber noch die Ausnahme. Wenigstens bei anspruchsvollen Projekten überzeugen die technischen Vorteile die Anwender jedoch immer öfter, sodass auch Hersteller ihr Angebot ausbauen.
Mit „Durostone FRP Rebar“ bringt der internationale Kunststoffverarbeiter Röchling Industrial SE & Co. KG aus Haren (Deutschland) seine Alternative zu Bewehrungsstäben aus Stahl für die Bauindustrie auf den Markt. Die in Zusammenarbeit mit der Asa.Tec GmbH aus Langenlois (Österreich) entwickelten glasfaserverstärkten Stäbe ermöglichen nach Angaben des Unternehmens eine korrosionsfreie, hochfeste und langlebige Bauweise bei gleichzeitiger Reduzierung der Gesamtkosten. Röchling freue sich, eine neue Generation faserverstärkter Bewehrungsstäbe anbieten zu können, erklärt Uwe Kassens, verantwortlich für den Bereich der Composites bei Röchling Industrial.
Spezielles Herstellverfahren schont Verstärkungsfasern
Die FRP-Rebar-Bewehrungsstäbe (Fiber Reinforced Polymer Reinforcement Bar) bietet Röchling in zwei Ausführungen an: Sie bestehen entweder aus glas- oder aus basaltfaserverstärktem Verbundkunststoff, sodass es den Typ GFRP aus glasfaserverstärktem Kunststoffverbund (GFK) sowie – schon länger – den Typ BFRP aus basaltfaserverstärktem Kunststoffverbund (BFK) gibt. Eine Zulassung nach ASTM in den USA und für Kanada nach CSA für gerade Rebars liegt nach Unternehmensangaben bereits vor, eine DIBt- sowie EU-Zulassung sei angemeldet. Die technischen Unterlagen zu den Bewehrungsstäben nennen bisher nur BFRP-Referenzen aus dem internationalen Raum.
Zusätzlich zu den typischen Kunststoffverbund-Eigenschaften wie geringes Gewicht, hohe Festigkeit und Beständigkeit (siehe nächster Abschnitt) nannte Röchling auf Nachfrage des Bauingenieur als Besonderheit seiner Bewehrungsstäbe das Herstellverfahren, bei dem die Bewehrungsstäbe nicht mechanisch bearbeitet werden müssen, sondern die Profilierung der Stäbe in dem Verfahren selbst aufgebracht wird. Vorteil sei, dass daher keine Verstärkungsfasern zerstört werden und eine anschließende Lackierung nicht erforderlich sei, sodass eine harzreiche Oberfläche vorliege.
Geringes Gewicht, hohe Festigkeit und Beständigkeit
„Unsere Rebars haben nur rund ein Viertel des Gewichts von Bewehrungsstäben aus Stahl, wobei die Festigkeit zwei- bis dreimal höher ist“, erklärt Thomas Heilig, Projektleiter von Asa.Tec. Das Material rostet selbst in aggressiven chemischen Medien nicht, ist elektrisch nicht leitfähig und induktionsfrei. Außerdem hat es eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit, ermöglicht signaldurchlässige Betonbewehrung und ist genauso zu verarbeiten wie Stahl.
„Aufgrund der hohen Beständigkeit lassen sich Wartungs- sowie Instandhaltungskosten reduzieren. Das geringe spezifische Gewicht ermöglicht es, die Gesamtkonstruktion kleiner zu dimensionieren“, erklärt Heilig. Beispielsweise könne durch den Einsatz unserer Rebars die Menge an Beton stark reduziert werden. „Insgesamt verringert der Einsatz unserer Produkte die für Bauherren relevanten Lebenszykluskosten eines Projektes immens.“
Gleichzeitig erhöhen die kunststoffverstärkten Bewehrungsstäbe die Nachhaltigkeit der Bauwerke, da aufgrund der langen Lebensdauer und des geringeren Materialeinsatzes Ressourcen gespart werden. „Unsere Produkte bieten unseren Kunden damit die Möglichkeit, eine wirtschaftliche und nachhaltige Bauweise miteinander zu kombinieren“, erklärt Hans-Jürgen Geers, General Manager Technology & Marketing Composites bei Röchling Industrial, der sich für die technische Umsetzung verantwortlich zeichnet.
Kooperation über Landesgrenzen hinweg
Entwickelt und hergestellt werden die FRP-Rebars in einer Kooperation zwischen Röchling Industrial und Asa.Tec. „Wir freuen uns sehr, dass wir nach gemeinsamer Forschung und Entwicklung nun die Bewehrungsstäbe auf den Markt bringen“, so Franz Lübbers, CEO Röchling Industrial. „Damit treten wir in einen für Röchling neuen Markt ein, der ein großes Potenzial bietet.“
Einsatz in anspruchsvollen Anwendungen
Angewendet werden die glasfaserverstärkten Bewehrungsstäbe vor allem im Tiefbau, besonders für Bauwerke, die in Kontakt mit Chemikalien oder Säuren kommen. Aufgrund der höheren Zugfestigkeit im Vergleich zu Stahlbewehrungsstäben werden sie auch in Bereichen mit hohen Anforderungen eingesetzt, zum Beispiel im Brücken- und Tunnelbau sowie beim Bau von Tiefgaragen, Parkhäusern oder im Hafenbau.
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