Hohe Flexibilität und kurze Bauzeiten

Dachstuhlausbau mit Gipsplatten.

Foto: James Hardie Europe GmbH

Mit einem Minus von 26,6 Prozent gegenüber 2022 erreichte die Zahl der Baugenehmigungen im vergangenen Jahr einen neuen Tiefstand, Zahlen auf die sich der Bundesverband der Gipsindustrie in einer aktuellen Meldung beruft. Und der Trend setzte sich fort. Laut statistischem Bundesamt wurden allein von Januar bis Mai dieses Jahres 24 Prozent weniger Baugenehmigungen für neue Wohnbauten erteilt, als im gleichen Vorjahreszeitraum. Um den angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten, fordert Bauministerin Klara Geywitz jetzt die Leute zum Umzug aufs Land auf. „Wohl dem, der so flexibel ist. Für die meisten Wohnungssuchenden dürfte dies wohl kaum eine Lösung sein,“ sagt Dipl.-Ing. Holger Ortleb. Der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Gipsindustrie und der Forschungsvereinigung der Gipsindustrie kritisiert: „Die Politik hat beinahe ausschließlich den Neubau im Fokus. Dabei haben bereits die Deutschlandstudien von TU Darmstadt und Pestel Institut gezeigt, dass vor allem unter den Dächern von Bestandsgebäuden durch Aufstockung oder Ausbau ein riesiges Potential erschlossen werden kann.“

Lösungen für Dachaufstockungen und Dachausbau

Als klassische Variante haben sich bei Dachaufstockungen und -ausbau Leicht- und Trockenbaukonstruktionen mit Gipsplatten durchgesetzt. Sie können vor allem in Bereichen eingesetzt werden, wo der massiven Bauweise aus statischen Gründen Grenzen gesetzt sind. „Gipsplatten sind dabei eine wichtige Lösungskomponente. Damit können relativ leichte Konstruktionen erstellt werden. Es ist möglich, mit Leicht- und Trockenbaukonstruktionen mit Gipsplatten eine flexible, von der Statik unabhängige Innenraumplanung zu realisieren, die sich individuell an den Wünschen und Bedürfnissen der Nutzer orientiert,“ erklärt Holger Ortleb. „Dazu kommen weitere bautechnische, ökonomische und ökologische Vorteile gegenüber Beplankungen mit alternativen Plattenwerkstoffen“, so Ortleb weiter.

Gestalterischer Ausdruck

Gestalterisch können Architekten und Planer bei Leicht- und Trockenbaukonstruktionen mit Gipsplatten aus dem Vollen schöpfen. Rundbögen in Türdurchgängen, gerade, gebogene oder spitz zulaufende Wände, halb- oder dreiviertelhohe Raumteiler, Raum-im-Raum Lösungen – um nur einige Beispiele zu nennen – erweitern die architektonischen Ausdrucksmöglichkeiten im Innenausbau enorm und verwandeln so manche enge Mansarde in eine stylische Dachwohnung. Notwendige Installationen für Elektro-, Sanitär- oder Kommunikationseinrichtungen verschwinden dabei ganz elegant im Wandhohlraum. Schlanke Wandkonstruktionen sorgen für ein Plus an Platz. Bewohner sowie Vermieter oder Verkäufer profitieren davon gleichermaßen. Die einen, weil ihnen mehr Wohnfläche zur Verfügung steht, die anderen durch eine höhere Rendite.

Flexibel reagieren

Auch nachträglich können die Räume jederzeit mit geringem Aufwand an veränderte Anforderungen angepasst oder für Umnutzungen bereitgestellt werden. Angesichts unsicherer demografischer und wohnungswirtschaftlicher Rahmenbedingungen sichert dies die Zukunftsfähigkeit einer Aufstockungsmaßnahme und gewährleistet die langfristige Wirtschaftlichkeit der Investition.

Nicht brennbar

Abgesehen davon, dass beim Einbau von Leicht- und Trockenbaukonstruktionen mit Gipsplatten in der Regel keine statischen Probleme provoziert werden, bieten sie eine Menge bauphysikalischer Vorteile. Gips ist nicht brennbar. Daher bringen sie keine zusätzlichen Brandlasten in den Bau ein. Vielmehr sind Gips- und Gipsfaserplatten wichtige Bestandteile von zahlreichen, klassifizierten Konstruktionen mit nachgewiesener Feuerwiderstandsdauer. Je nach Systemaufbau kann ein Feuerwiderstand bis zu 180 Minuten realisiert werden.

Schallschützend

Auch im Schallschutz können erhöhte Anforderungen durch intelligente Wandaufbauten mit aufeinander abgestimmten Komponenten und modernen Dämmstoffen sicher erreicht werden. Entgegen der landläufigen Meinung ist auch die Befestigung schwerer Lasten kein Problem. Zudem können die Oberflächen von Leicht- und Trockenbaukonstruktionen mit Gipsplatten ganz normal gestrichen oder mit Tapeten beschichtet oder mit Fliesen oder Natursteinplatten belegt werden.

Angenehmes Raumklima

Dazu kommen die raumklimatischen Eigenschaften: Gipsbaustoffe sorgen für ein positives Raumklima. Sie verursachen keine gesundheitsgefährdenden Schadstoffemissionen und sind in der Lage, die Luftfeuchtigkeit im Raum zu regeln, indem sie höhere Feuchtigkeit aufnehmen, speichern und bei trockener Raumluft wieder abgeben. Dies sowie das ausgewogene Verhältnis von Wärmedämmung und Wärmespeicherung sorgen für eine hohe Wohnqualität mit ausgeglichenem Klima im Raum.

Kurze Bauzeiten

Neben der hohen Flexibilität und den positiven bauphysikalischen Eigenschaften ist der schnelle und einfache Auf-, Aus- oder Umbau einer der wesentlichen Vorzüge der Leicht- und Trockenbaukonstruktionen mit Gipsplatten. Bei Aufstockungen setzt sich immer mehr die Vorfertigung von Bauteilen und Raummodulen unter idealen, wetterunabhängigen Bedingungen in der Werkstatt durch. Die einzelnen Elemente müssen anschließend vor Ort lediglich noch montiert werden. Die Bauzeiten sind entsprechend kurz.

Keine Trocknungszeiten

Bei Aus- und Umbau des Dachbodens werden zunächst Profile aus Holz oder Metall entsprechend der gewünschten Raumaufteilung montiert und anschließend mit Gips- oder Gipsfaserplatten beplankt. Dabei wird praktisch keine Feuchtigkeit in die Konstruktionen eingebracht. Dies sorgt für einen schnellen Baufortschritt, weil keine Trocknungszeiten berücksichtigt werden müssen. „So oder so – mit Leicht- und Trockenbaukonstruktionen mit Gipsplatten kann dringend benötigter Wohnraum durch Aufstockung oder Dachgeschossausbau in kurzer Zeit bereit gestellt werden“, stellt Holger Ortleb fest.

Empfehlungen der Redaktion:

1. Aus Gips wird Gips
2. Grüner Beton soll Standard werden
3. Hanf, Flachs und Popcorngranulat als Baustoff
4. Leistungsstarker Wärmespeicher für den Bau?
5. Holzgebäude können Brände überstehen
6. Den CO2-Fußabdruck senken
7. Klimaanpassungskonzepte für Düren und Dormagen
8. Veränderungen im Blick
9. Nichts mehr verpassen: Hier geht‘s zur Anmeldung für den Bauingenieur-Newsletter…