Ressourcen nutzen und Abfall vermeiden
In der Baubranche werden so viele Ressourcen genutzt und Abfall produziert wie in keinem anderen Industriesektor. Das soll und muss sich ändern. Das Schlagwort dazu ist Circular Economy oder auch Kreislaufwirtschaft. Wie geplant und gebaut werden kann, um möglichst wenig Materialien zu entsorgen, sondern wieder zu verwenden, das greift auf der BAU 2023 das zweite Leitthema Ressourcen & Recycling auf.
Die Bauwirtschaft kann es sich nicht mehr leisten, wie in den letzten Jahrhunderten vorzugehen: Bauen – Nutzen – Abreißen – Entsorgen. Aus diesem linearen Weg muss ein Kreislauf werden. Bauteile und Baumaterialien müssen möglichst in einem geschlossenen Kreislauf mehrfach genutzt und wiederverwendet werden. Die Industrie und der Fachhandel entwickeln mittlerweile Produkte für Idee Cradle-to-Cradle (von der Wiege zur Wiege). Wie die Kreislaufwirtschaft aufgegriffen werden kann, zeigen viele Aussteller auf der Weltleitmesse BAU 2023 in München.
Wiederverwendete Baustoffe
Wie ein Produkt in der Kreislaufwirtschaft bleiben kann, das zeigt zum Beispiel Lindner (Halle A2 | Stand 530) mit ihren faserverstärkten Kalziumsulfat-Doppelbodenplatten. Diese fanden bereits einen Einsatz in einem Gebäude und werden nach der Nutzung wieder aufgearbeitet, damit sie weitergenutzt werden können. Beim Besuch des Gemeinschaftsstandes vom Informationszentrum Beton (Halle A2 | Stand 320) werden die Besucherinnen und Besucher über einen Boden aus Recyclingbeton laufen. Somit kann man sich nicht nur am Stand über die Möglichkeit des wiederverwerten von Beton informieren, sondern diesen gleich unter seinen Füßen spüren. Auch ArcelorMittal (Halle B2 | Stand 319) greift das Thema Wiederverwendung auf und stellt einen Stahl vor, der aus recyceltem und erneuerbarem Material besteht. Bei der Herstellung des Stahls wird ebenfalls auf die Klimabilanz geachtet, da er in einem Elektrolichtbogenofen (EAF) unter Verwendung von 100 Prozent grünem Strom hergestellt wird.
Nachweise für ressourcenschonendes Bauen
Immer öfter wird bei Ausschreibungen ein Nachweis für die Nachhaltigkeit der geplanten Produkte und Baustoffe verlangt. Doch die Vielzahl an Normen und Regularien erschweren die Ausweisung der Nachhaltigkeit. Umwelt-Produkt-Deklarationen (EPDs – Environmental Product Declarations) liefern für die Nachweise die Grundlagen, wie zum Beispiel die des Instituts für Bauen und Umwelt (IBU) (Halle B0 | Stand 120). Dort ist ersichtlich, wie die Umweltauswirkungen von Baustoffen, Bauprodukten und Baukomponenten sind. In Produkt- oder Materialdatenbanken sind kreislauffähige Produkte gelistet. Die Daten kommen von den Herstellern, die ihre Produkte dort hochladen und dann bewerten lassen können. Diese Informationen fließen in die Nachhaltigkeitsbewertungen von Bauwerken ein, die von DGNB, BNB, BREEAM und LEED vorgenommen werden.
Großes Potenzial mit Urban Mining
Der Begriff Urban Mining beschreibt die Materialien, die dem urbanen Raum entnommen werden können, um sie der Wiederverwertung zuzuführen. Dieses Potenzial ist groß. Laut Bundesumweltamt liefert ein Altbau mit zehn Wohneinheiten durchschnittlich 1.500 Tonnen Material zur Wiederverwertung. Dem Thema nimmt sich am 19. April 2023 das RKW Kompetenzzentrum an (Halle B0 | Communication Area). In Praxisvorträgen werden die Möglichkeiten des Urban Minings dargestellt. Der Blick wird auf die Forschung und Planung gerichtet und es wird gezeigt, wie die Umsetzung der Wiederverwertung gelingen kann. Die Referentinnen und Referenten sprechen über ihre Erfahrungen und die Herausforderungen und zeigen, welche Chancen es gibt.
Auf der Suche nach alternativen Baustoffe
Holz hat sich wieder als nachwachsender Rohstoff etabliert. Doch es gibt auch andere Materialien, die die Baustoffe der Zukunft sein können: Flachs, Bambus, Lehm, Hanf oder Stroh. Diese nachwachsenden Rohstoffe können auch im Bauwesen eine größere Rolle spielen, doch ihrer Rolle ist noch sehr klein im Vergleich zu den konventionellen Baumaterialien. Doch auf der BAU haben die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, sich über die Alternativen zu informieren. Mit dem Baustoff Lehm beschäftigt sich unter anderem conluto (Halle A1 | Stand 419) und aus dem Baustoff Stroh stellt die Maxit Gruppe (Halle A1 | Stand 240) eine Putzträgerplatte her.
Weitere News zur BAU 2023
Übersichtsinformationen und Produktmeldungen zur BAU 2023 finden Sie in der aktuellen Ausgabe des Bauingenieur 04|2023 auf den Seiten A6–A15 und hier.
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