Digital besser bauen
Die Bauarbeiten für das Büro- und Geschäftshaus „Annenhöfe“ im Zentrum von Dresden liegen voll im Zeitplan. Dabei leisten digitale Methoden und Werkzeuge einen wichtigen Beitrag.
Noch rund ein halbes Jahr, dann ist es so weit: Voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2022 soll der Gebäudekomplex „Annenhöfe“ fertig sein. Der sechsgeschossige Gebäudekomplex mit zweistöckiger Tiefgarage liegt in der Dresdner Innenstadt, unweit des historischen Zwingers.
Zum Jahresbeginn 2022 sind die Fassadenarbeiten zum Großteil vollendet, die ersten Gerüste abgebaut, und der Innenausbau ist in vollem Gange. „Trotz der Pandemie haben wir keine Verzögerungen und liegen voll im Zeitplan“, sagt Magnus May, Projekt- und Oberbauleiter bei der Niederlassung von Wolff & Müller in Dresden.
Digital optimierte Prozesse
Ein solch anspruchsvolles Projekt mit insgesamt rund 37.500 Quadratmeter Bruttogeschossfläche innerhalb kürzester Zeit in Innenstadtlage zu errichten, erfordert nicht nur viel Bau-Know-how, sondern auch optimierte Prozesse. Digitale Methoden und Werkzeuge erleichtern die Abstimmung im Projektteam. Dazu gehört erstens die modellbasierte Zusammenarbeit mit Building Information Management (BIM). Zweitens nutzen alle Beteiligte die Plattform Thinkproject, um Pläne und weitere Unterlagen zu verwalten.
Auch zur Qualitätssicherung wird eine App eingesetzt. „Mit all diesen Lösungen schaffen wir es, dass Mitarbeiter aus verschiedenen Unternehmen mit jeweils eigener IT-Infrastruktur bestmöglich und im gleichen Datenraum zusammenarbeiten“, erklärt May.
Modellbasierte Zusammenarbeit
Im Planungsteam fiel die Entscheidung, modellbasiert zusammenzuarbeiten, auch wenn der Bauherr das nicht explizit eingefordert hat. Die Architekten, Tragwerks- und TGA-Planer erstellen ihre Fachmodelle mit ihrer jeweils eigenen Software. Über das IFC-Format wird ein sogenanntes Koordinationsmodell erzeugt, sodass alle Beteiligten immer auf dem aktuellen Stand sind. Mit Blick auf die Pandemie hat die BIM-Methode einen weiteren Vorteil.
„Die komplette Abstimmung zwischen den Projektbeteiligten kann per Videokonferenz stattfinden“, erklärt May. „Zeitweise wurden pandemiebedingt alle Planungsrunden virtuell abgehalten, weil wir die besprochenen Themen am Modell visualisieren und klären können“. Per Tablet lässt sich das virtuelle Modell ebenso einfach auf die Baustelle mitnehmen. Sehr hilfreich für das Bauteam war auch, dass die Bewehrungsplanung im 3D-Modell abrufbar ist.
Projektmanagement mit Thinkproject
Die Plattform Thinkproject unterstützt Fachleute und Unternehmen mit digitalen Lösungen über den gesamten Lebenszyklus eines Bauprojekts. Bei den „Annenhöfen“ wird sie unter anderem eingesetzt, um die knapp 3000 Pläne für das Projekt zu strukturieren und zu verwalten. Von verschiedenen Geräten aus, ob Laptop, Tablet oder Smartphone, können die Projektbeteiligten darauf zugreifen.
Zur Fotodokumentation innerhalb der ARGE wird ein spezielles Modul verwendet: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fotografieren die relevanten Stellen vor Ort mit dem Smartphone, stellen die Bilder direkt auf die Plattform und klassifizieren sie. So entsteht nach und nach eine Dokumentation des Baufortschritts – inklusive der Leistungen, die später überbaut werden und im fertigen Projekt nicht mehr sichtbar sind. Ein weiteres Modul wird für das Mängelmanagement genutzt.
App-basierte Qualitätssicherung
Um den Bauablauf zu überwachen und die Qualität der Arbeiten zu sichern, verwenden die Bauleiterinnen und Bauleiter sowie Poliere eine Lösung namens MoreApp. Sie enthält Protokolle, Checklisten und Vorlagen für die typischen Abläufe auf der Baustelle. „Ein großer Vorteil ist, dass alle Formulare sofort online verfügbar sind, ganz ohne Zettelwirtschaft und ohne Zeitverzögerung zwischen Baustelle und Büro“, erklärt Peter Karger, stellvertretender Projektleiter seitens Züblin.
Kurs auf Nachhaltigkeit
Mit digitaler Unterstützung lassen sich auch jene Faktoren einfacher überwachen, die für die geplante Nachhaltigkeitszertifizierung der Immobilie entscheidend sind. Geplant ist, die „Annenhöfe“ mit dem LEED-Gütesiegel in der Kategorie Core and Shell in Gold zu zertifizieren. „Alle Zwischenprüfungen auf dem Weg dahin liefen bisher erfolgreich, die Ampeln stehen auf Grün“, erklärt May.
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