Digitale Lösungen für die Fremdüberwachung
Mit Technologien zur 3D-Realitätserfassung lassen sich in der Bauwerkserhaltung umfangreiche Bauwerksinformationen erheben. Wichtig vor dem Einsatz digitaler Technologien ist jedoch eine sorgfältige Kosten-Nutzen-Analyse.
Einen Blick in die Zukunft der Fremdüberwachung, also die Überwachen von Parametern, die in Normen und Vorschriften festgelegt sind, durch eine unabhängige, externe Stelle, gab Dipl.-Ing (FH) Christoph Bock, Geschäftsführer der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e.V. Berlin (BGib) bei der Betoninsta 2022 Anfang Februar in Dortmund. Bock stellte ein digitales FÜ-Portal (Fremdüberwachungsportal) vor, das derzeit von der BGIB entwickelt wird. Damit kann der gesamte Prozess der Fremdüberwachung digital organisiert werden. Dabei ist zu jedem Zeitpunkt ersichtlich, in welchem Status sich die Baustelle befindet.
Das Portal ist fast fertig und befindet sich aktuell in der Test- und Einführungsphase. Es wird Mitgliedern der Bundesgütegemeinschaft in Kürze zur Verfügung gestellt. Ziel ist, die Abläufe zwischen allen an der Betonerhaltung Beteiligten deutlich zu beschleunigen.
3D-Technologien zur Realitätserfassung in der Bauwerkserhaltung
Die Vorteile digitaler Verfahren waren auch Thema des Beitrags „Digitale Bestandsaufnahme mittels 3D-Realitätserfassungstechnologien in der Bauwerkserhaltung am Beispiel von Parkbauten“ von Cher Sze Tan, M.Eng. Der Geschäftsführer der IFSB GmbH, Dortmund stellte dabei ein neuartiges 3D-Bauwerksaufnahmeverfahren zur Erzeugung und Erhebung von umfangreichen Bauwerksinformationen vor, das zusammen mit Fachleuten verschiedener Kompetenzbereiche aus dem Bausektor entwickelt wurde.
Das interdisziplinäre Verfahren ist eine Ergänzung der klassischen Bauwerksdiagnostik. Damit können – basierend auf den erhobenen Daten und Informationen – nachhaltige digitale Planungsunterlagen erstellt werden, die fundierte Einzelfallentscheidungen im Bereich Ist-Zustandsfeststellung und Schadensbewertung unterstützen. Eine digitale Rissanalyse macht dabei ein exaktes und zuverlässiges Monitoring zur Abschätzung des künftigen Schadensverlaufes möglich, so dass Präventivmaßnahmen zur Vermeidung größerer Schäden rechtzeitig veranlasst werden können.
Allerdings sind die Anschaffungskosten für Hard- und Software hoch und es werden spezielle Kenntnisse zur Aufnahme und Datenverarbeitung benötigt. Das Verfahren erfordert zudem eine höhere Einarbeitungszeit in digitale Daten und Tools beim Zielkunden sowie eine Schnittstellen-Organisation zwischen den Baubeteiligten. Cher Sze Tan wies daher ausdrücklich darauf hin: „Nicht jeder Prozess braucht digitalisiert werden. Vor Einsatz der Digitalisierung sollte eine Kosten-Nutzen-Analyse durchgeführt werden.“
Fremdüberwachung gewinnt an Bedeutung
Zugeschaltet aus Berlin war der Leiter der Prüf- und Überwachungsstelle der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e.V. Berlin (BGib), Dipl.-Ing. Uwe Grunert der das Prinzip der Fremdüberwachung nach den aktuell gültigen Regeln vorstellte und zu dem Ergebnis kam, dass die Fremdüberwachung zunehmend an Bedeutung gewinnt. So konnte auch Marco Götze, Vorstandsvorsitzender der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e.V. (ib), auf die stetig steigenden Zahlen der gemeldeten Fremdüberwachungen verweisen, die sich im Vergleich zu 2015 fast verdoppelt haben.
Weitere Highlights auf der BetonInsta 2022
Die BetonInsta 2022 fand am 3. Februar 2022 mit knapp 300 Teilnehmern aus allen Bereichen der Betoninstandsetzung in einer Präsenzveranstaltung unter Einhaltung der „2G Plus“-Regeln im Kongresszentrum Westfalenhallen in Dortmund statt. Gekommen waren Vertreter öffentlicher und privater Auftraggeber, von Wohnungsbaugesellschaften, Energieversorgern, Ingenieur- und Architektenbüros, Sachverständige sowie Mitarbeiter aus Unternehmen der Bauwirtschaft und von Produktherstellern aus dem ganzen Bundesgebiet.
Unter anderem standen Vorträge zu unterschiedlichen Bereichen der Betoninstandhaltung auf dem Programm. So gab Dipl.-Ing. Uwe Grimsehl von der Stadt Köln in seinem Vortrag „Planung, Vergabe und Ausführung von Instandsetzungsbaustellen unter Berücksichtigung der Gütesicherung“ einen Überblick über die Anforderungen und Besonderheiten der städtischen Baumaßnahmen in der Domstadt. Anhand einer Fülle von überzeugenden Praxisbeispielen leitete er daraus die Instrumente und Möglichkeiten zur Qualitätssicherung bei der Instandsetzung ab, zeigte jedoch auch deren Grenzen auf.
Restnutzungsdauer von Betonbauwerken
Unter den weiteren Fachvorträgen war das Thema „Dauerhaftigkeit und Abschätzung der Restnutzungsdauer von Betonbauwerken – Regelwerk und Praxis“ von Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Breit (Technische Universität Kaiserslautern) sowie Dr.-Ing. Melanie Merkel, M. Eng. (bsm2 Breit Schuler Merkel Beratende Ingenieure PartGmbB), Kaiserslautern. Vor dem Hintergrund, dass nicht nur eine bevorstehende Instandsetzungsmaßnahme zu planen ist, sondern auch die abgestimmte Lebensdauer des Bauwerks betrachtet werden soll, ging es hier vor allem um die Fragen, inwieweit zum Beispiel Chloride im Beton verbleiben dürfen, wie die vorhandene Carbonatisierungstiefe des Betons die Restnutzungsdauer beeinflusst und welche Korrosionsschutzprinzipien eine technisch und gleichzeitig wirtschaftliche Lösung darstellen.
Das Fazit: Bei der Carbonatisierung existiert grundsätzlich kein festzulegender Grenzwert, ab dem möglicherweise mit Korrosion zu rechnen ist. Zur Abschätzung der Restnutzungsdauer soll der Bemessungswert der Carbonatisierungstiefe kleiner sein als die ermittelte Betondeckung.
Umfangreiche Ausstellung
Ergänzend zu den Vorträgen boten 23 Aussteller sowie 19 ausführende Unternehmen und Ingenieurbüros der bundesweiten Planergütegemeinschaft GUEP den Teilnehmern die Möglichkeit, sich über neueste Produkte, Produktentwicklungen und Dienstleistungen rund um die Betoninstandsetzung zu informieren. Dies war gleichzeitig eine gute Gelegenheit für Networking und vertiefende Gespräche.
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