Künstliche Intelligenz organisiert Recycling von Baustoffe
Das Recycling von Baustoffen ist ein viel diskutiertes Thema. Neben einer bundeseinheitlichen Regelung fordert die Politik auch innovative Lösungen. Eine dieser Lösungen ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Mithilfe der KI können die Warenströme von Baustellen organisiert werden und damit auch die zielgenaue Wiederverwendung von Baustoffen.
Laut Statistischem Bundesamt machen Bau- und Abbruchabfälle in Deutschland die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens aus. 88 Prozent davon werden zwar wiederverwertet, aber dazu werden sie häufig durch das ganze Land transportiert, aufwendig zwischengelagert und teuer aufgearbeitet. „Für eine nachhaltige und klimafreundliche Bauwirtschaft, müssen wir Ressourcen beim Bauen effizienter und schonender einsetzen. Das heißt, das Kreislaufprinzip muss in der Baubranche stärker Anwendung finden“, forderte der Amtschef des Umweltministeriums Baden-Württemberg, Helmfried Meinel. Bereits bei der Planung von Bauprojekten muss der Einsatz der Baustoffe bedacht werden und die Fragen geklärt werden, welcher Baustoff verbaut wird und wie der Baustoff eingesetzt wird. „So setzen wir unsere Ressourcen verantwortungsvoll ein und vermeiden, dass Bauabfälle am Ende deponiert werden müssen. Dazu benötigen wir noch mehr innovative Lösungen und müssen diese in der Praxis umsetzen“, ergänzte Meinel.
Künstliche Intelligenz in der Planungsphase
Das digitale Lösungen für die Bauindustrie die Phasen des Bauzyklus aufzeigen, zeigt das Unternehmen N1 Trading, die innovative digitale Lösungen für diesen Bereich entwickeln. Für Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens Christian Landes ist dabei Künstliche Intelligenz (KI) ein Schlüsselinstrument. Für seine automatische Analyse von Leistungsverzeichnissen wurde er auch bereits beim Innovationswettbewerb Baden-Württemberg ausgezeichnet. „Prozesse neu zu denken und per KI radikale neue Lösungen zu entwickeln, spart den Bauunternehmen viel Zeit und Geld“, sagt Landes. Dabei wird die KI bereits in der Planungsphase von Bauprojekten eingesetzt. Hier schlüsselt sie auf, welche Baustoffe für das Projekt benötigt werden und gibt auch an, welche anfallen werden, die dann an anderer Stelle wiederverwendet werden können. „Wichtig ist doch, dass das Material nicht deponiert, sondern recycelt wird“, meint Landes, „und zwar am liebsten in der jeweiligen Region.“
Baustoffströme aufzeichnen
„Das Grundproblem war bisher die Transparenz über diese temporären und wandernden Depots auf Baustellen. Denn sie sind häufig Lager und Baustoffquelle gleichzeitig – und zwar nur zeitweilig“, erklärt Landes. Manchmal können pro Baustelle bis zu 50 solcher temporären Depots entstehen, dabei fehlt dann häufig die Übersicht. Hier setzt die KI ein, denn in den Leistungsverzeichnissen ist hinterlegt, was wann, wo und wie gebaut werden soll. „Diese lesen wir aus“, beschreibt Landes die KI. Dabei wird ausgegeben, wie viel und welche Art von Baustoffen in den Depots gelagert wird. Auch gibt die KI an, welche Körnung das Material hat und ob es belastet ist. So bildet die KI ein eigenes Depot. Aus diesem kann dann der Bauverantwortliche entscheiden, ob er die Baustoffe intern nutzten kann oder auf dem Markt anbieten möchte. „Wenn beispielsweise eine Grube bei Projekt A ausgehoben werden muss und es ein weiteres Projekt B gibt, bei dem Füllgut benötigt wird oder ein anderes Unternehmen in der Nähe Material braucht, lassen sich Stoffströme und damit auch die Ressourcennutzung optimieren.“ Entstanden ist die Software rund um die KI aus der Praxis in mehreren mittelständischen Bauunternehmen heraus. „Bauen ist ein regionales Geschäft. Deshalb ist die Entwicklung einer KI gerade in der Baubranche ein ganz individueller Vorgang!, beschreibt Landes.
Künstliche Intelligenz fördert Nachhaltigkeit
Die bisherigen Input-Geber für die KI haben das Ziel, das Thema Nachhaltigkeit fest in deren Firmenphilosophie zu etablieren. Sie nutzten die KI dazu, zusätzliche Transporte zu vermeiden und Material zu entsorgen, da es an anderer Stelle eingesetzt wird. Das sich das rechnet, erklärt Landes an einem Beispiel aus einer Gemeinde in Baden-Württemberg. Hier wollte die Gemeinde eine Lärmschutzwand errichten und hat damit noch 200.000 Euro verdient. Dies hat ein Bauunternehmer dafür gezahlt, dass er das Material von einer Baustelle dort als Lärmschutzwand einbauen durfte. Die Entsorgung des Materials hätte für den Unternehmer auch einen sechsstelligen Betrag gekostet. „Das ist ein enormer wirtschaftlicher Hebel“, sagt Landes. „Wenn du zum Beispiel ein Drittel weniger Material einkaufen musst, weil du den Rest von anderen Baustellen erhältst, ist das in der Kalkulation ein riesiger Vorteil. Entweder steigert das deinen Gewinn oder du kannst im Wettbewerb mit anderen Unternehmen deine Leistung günstiger anbieten.“ Die KI sagt dem Anwender auch, ob es wirtschaftlicher ist, das Material für die Baustelle aus der Kiesgrube zu nutzten oder von einer anderen Baustelle.
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