Social Media: Bauingenieure starten durch
Genau seit einem Jahr ist der Bauingenieur auf der Business-Plattform Linkedin mit eigenem Auftritt aktiv. Unsere Erwartungen wurden deutlich übertroffen, weil sich die Baubranche offenbar immer stärker auf Social Media engagiert. Hier finden Sie Hintergrundinformationen und Tipps für Einsteiger.
Wer ist eigentlich da draußen in den Tiefen der Social-Media-Plattformen? Sind speziell auf Business- und Karriere-Plattformen wie Linkedin oder Xing auch aus der eher als konservativ geltenden Baubranche schon genug Menschen vertreten? Und kann es gelingen, sie für unsere Infos zu begeistern? Solche Fragen haben wir uns gestellt, als wir Anfang Oktober 2021 für die Fachzeitschrift Bauingenieur ein Portal auf LinkedIn eingerichtet und am 4. Oktober 2021 den ersten Beitrag gepostet haben.
150 Beiträge im ersten Jahr
Ungefähr 150 Beiträge (im Linkedin-Jargon „Updates“ genannt) sind seither dort erschienen. Anfangs haben nur einige Dutzend oder Hundert Linkedin-Nutzer davon etwas bemerkt – aller Anfang ist bekanntlich schwer. Inzwischen erreichen unsere Postings meist mehrere Tausend „organische Impressions“. Kein Wunder: Die Zahl unserer Follower ist binnen Jahresfrist enorm gestiegen und hat nach wie vor eine sehr erfreuliche Dynamik.
Und erfreulich ist auch, dass viele Follower unsere Beiträge kommentieren, durch Teilen weiterverbreiten oder auch einfach mit „gefällt mir“, „Applaus“ oder ähnlichen Kennzeichnungen reagieren (siehe Bild unten nach der Aufzählungsliste).
Immer wieder kommen inzwischen unsere „Updates“ so auf über Hundert solcher zustimmenden Äußerungen. In den letzten Monaten waren Basis dafür übrigens unter anderem diese Meldungen auf bauingenieur.de:
- Urban Mining: Zweites Leben für Baumaterialien und Baustoffe
- Deutscher Ingenieurbaupreis 2022: Carbonseilbrücke gewinnt Staatspreis
- Industriebau: Holzbaupreis für Halle mit weltgrößtem Dachtragwerk
- Kreislaufwirtschaft: Heidelberg will Baustoffe-Schätze der Stadt heben
Über 2000 Follower allein innerhalb der letzten 9 Monate
Inzwischen haben wir (Stand Anfang Oktober 2022) mehr als 2170 Follower. Von einer solchen Anzahl an wissenshungrigen Linkedin-Nutzern konnten wir Ende 2021 durchaus nicht träumen, waren es doch zum Jahreswechsel 2021/22 erst 135 – die ersten Hundert sind anscheinend die schwierigsten.
Doch Anfang Januar platzte der Knoten und Nachrichten von bauingenieur.de gingen über unser Linkedin-Portal viral, fanden also mehr Leser als wir zum jeweiligen Zeitpunkt Follower hatten – und brachten so wiederum neue Follower.
Allein in den letzten neun Monaten konnten wir uns auf diese Weise über mehr als 2000 neue Follower freuen: Schon Anfang Februar stand der Zähler bei 500 Followern, Anfang Mai über 1000 und vor einem Monat haben wir die 2000er-Marke übersprungen.
Nur mal zum Vergleich: Der Mitte Januar 2022 gestartete Xing-Kanal des Bauingenieur ist dagegen nur langsam gewachsen und verzeichnet neun Monate nach seinem Start gerade mal etwa 120 Follower. Vielleicht nicht überraschend, wird Xing doch inzwischen von vielen Nutzern eher als Job-Portal gesehen, bei dem Informationen über Neuigkeiten aus der Branche, wie wir sie liefern, stark in den Hintergrund treten gegenüber Karriereaspekten.
Aufschlussreiche Analyse der Follower-Zahlen
Aber was sind das für Leute, die sich um das LinkedIn-Portal des Bauingenieur scharen? Haben die überhaupt etwas mit dem Bauwesen im Sinn?
Die Analyse der Linkedin-Daten zeigt, dass es sich genau um die Besucher handelt, die der Bauingenieur erreichen will:
- Über die Hälfte (etwa 53 Prozent) der Follower ordnet sich einem der vier Sektoren Baugewerbe, Hoch- und Tiefbau, Architektur und Bauplanung sowie Baumaterialien zu. Auf Platz 5 folgt noch die sehr verwandte Immobilienbranche mit gut 4 Prozent. Und natürlich dürften auch unter den wenig branchenspezifischen Zuordnungen wie Hochschule und Forschung (siehe Abbildung) viele Bau-Interessierte sein.
- Über 31 Prozent bezeichnen sich als Berufseinsteiger. Unter unseren Fans sind also sehr viele informationshungrige junge Menschen.
- Rund 22 Prozent bezeichnen sich als berufserfahren, weitere 31 Prozent haben nach eigenen Angaben eine Funktion als Manager, Direktor, Geschäftsführer, Unternehmensinhaber oder Partner (oder vergleichbare englischsprachige Bezeichnungen für ihre Karrierestufe), gehören also unter unseren Followern zu den „Entscheidern“.
Deutschsprachig – aber immer wieder international beachtet
Englischsprachige Berufsbezeichnungen tauchen auf, weil längst nicht alle unsere Follower im deutschsprachigen Raum arbeiten. Obwohl die Beiträge sich an eine deutschsprachige Leserschaft wenden, werden sie durchaus auch von ausländischen Besuchern gelesen, vermutlich sogar von Interessierten, die nicht einmal Deutsch sprechen. Denn die in Internet-Browser eingebauten Übersetzungsfunktionen vereinfachen den Zugriff aus aller Welt, wie auch die Nutzungsstatistik des Bauingenieur-Webportals immer wieder zeigt.
So kommentierte ein nordamerikanischer Leser erst jüngst eine Meldung über einen Holz-Hangar im Ruhrgebiet mit der Aufforderung, eine solche Halle doch auch im holzreichen Kanada zu errichten – vielleicht nimmt heutzutage auf diese Weise die Geschäftsanbahnung über Social-Media-Kanäle zu, nachdem Reisen und persönliche Besuche mit dem Beginn der Corona-Pandemie abgenommen haben.
Viele Unternehmen sind auf Social-Media-Kanälen unterwegs, andere zögern noch
Tatsächlich ergibt sich aber immer noch ein sehr heterogenes Bild, was die Präsenz von Unternehmen der Bauwirtschaft und ihrer Mitarbeiter auf Linkedin-Kanälen betrifft. Wir sehen dort zwar viele bekannte Firmen, aber immer wieder, beispielsweise wenn wir über ausgezeichnete Projekte berichten und die beteiligten Firmen namentlich mit einbinden wollen, müssen wir feststellen, dass sie noch keinen Linkedin-Auftritt haben. Oft finden wir dann zwar Mitarbeiter der Firmen, aber eben noch nicht die Unternehmen selbst.
Ursache dafür ist wohl, dass die Baubranche sehr mittelständisch geprägt ist und es insbesondere auf dem Feld der Ingenieur- und Planungsbüros eine sehr große Zahl an kleinen Unternehmen gibt, die sich noch nicht die Mühe gemacht haben, auf Social-Media-Kanälen Flagge zu zeigen. Warum auch?
Die Antwort hat aus meiner Sicht damit zu tun, dass man Dinge nicht nur gut machen, sondern von Zeit zu Zeit auch darüber reden sollte. Das kann nicht nur im Hinblick auf Aufträge sinnvoll sein (siehe Beispiel oben), sondern auch im Hinblick auf den Austausch mit Kollegen. Dass Studierende und Berufseinsteiger bei der Gelegenheit auf das eigene Unternehmen aufmerksam werden und vielleicht anklopfen, wenn sie später einmal eine neue oder andere Stelle suchen, ist ein weiterer und nicht zu unterschätzender Vorteil solcher Social-Media-Aktivitäten.
Gut investierte Zeit
Auch die Redaktion des Bauingenieur benötigt natürlich Zeit, um den Linkedin-Auftritt mit interessanten Nachrichten (meist zu Beiträgen auf bauingenieur.de) zu einer attraktiven Quelle für Brancheninformationen zu machen. Aber der Aufwand lohnt sich: Nicht nur, dass die wachsende Zahl der Besucher auch auf bauingenieur.de überschwappt, sondern manche redaktionellen Beiträge wären im vergangenen Jahr ohne Linkedin nicht oder nicht in dem Umfang möglich gewesen.
Ein Beispiel dafür ist die Übersicht über „100 Bau-Start-ups, die Sie kennen sollten“, für die eine große Anzahl von Hinweisen über die rührige Start-up-Community auf Linkedin bei uns einging. Keimzelle des Beitrags war eine Veröffentlichung im Januar 2021, die nur etwa 50 Start-ups aufwies. Inzwischen wurde die Tabelle um eine Rubrik erweitert und umfasst weit über 100 Einträge.
Und auf so manche Projekte von Universitäten oder Unternehmen, die zu diesem Zeitpunkt keine klassischen Presseinformationen veröffentlicht hatten, sind wir durch ein Postings auf Linkedin überhaupt erst aufmerksam geworden.
Fazit: Probieren geht über Abwarten
Viele aus der Baubranche sind also schon da, und es werden täglich mehr. Wenn Sie selbst überlegen, ob Sie sich auf Linkedin engagieren sollten, wäre es vermutlich ein guter Einstieg, sich jetzt auf dem LinkedIn-Portal des Bauingenieur umzusehen und Follower zu werden. Sie können auf diese Weise ganz in Ruhe erst einmal etwas Linkedin-Luft schnuppern und erste Erfahrungen mit „Likes“ sowie der Kommentar- und Teilen-Funktion machen.
Beobachten Sie einfach eine Weile, ob der Informationsfluss für Sie in die richtige Richtung läuft. Je mehr sie die Plattform nutzen, desto eher wird das geschehen. Dann sehen Sie vermutlich auch bald, ob ein stärkeres Engagement für Sie sinnvoll ist.
Die Redaktion des Bauingenieur wünscht Ihnen jedenfalls viel Erfolg!
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