Holzbau: DGNB mahnt zu differenziertem Umgang
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. hat ein Positionspapier veröffentlicht, das Holzbau als einen Baustein für die Transformation hin zu einem klimagerechten und nachhaltigen Bausektor benennt – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Der Achtseiter stellt fünf zentrale Thesen auf.
Zu den Grundaussagen des achtseitigen Dokuments zählt die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung jeder Bauaufgabe. Gefragt seien Offenheit und eine differenzierte Auseinandersetzung mit allen Baustoffen, um die individuell beste Lösung zu finden. Das Positionspapier wurde unter fachlicher Begleitung des DGNB-Innovationsbeirats und weiterer Experten erarbeitet.
Wertvolle Eigenschaften, aber kein Selbstläufer in Sachen Nachhaltigkeit
Im Zuge des Diskurses rund um Klimawandel und die Verknappung von Ressourcen, erfährt der Holzbau seit einigen Jahren einen anhaltenden Aufschwung im Bausektor. „Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, kann Kohlenstoff speichern und schafft ein angenehmes Raumklima – damit bringt es wertvolle Eigenschaften für eine nachhaltige Bauweise mit sich“, sagt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. Ob diese Potenziale zu einem ganzheitlich nachhaltigen Ergebnis führen, hänge jedoch von der Planung und einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Thema der Materialität ab.
Dazu gehöre auch, die Materialwahl nicht vor die Bauaufgabe zu stellen oder per se auf einen Baustoff zu setzen. Die DGNB sieht den Holzbau als einen Baustein des nötigen Wandels im Bausektor, nicht jedoch als pauschale Lösung, wie sie in fünf Kernaussagen ausführt:
- Holz hat viele positive Eigenschaften, die im Kontext von Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Bauen zum Einsatz kommen können.
- Holz ist weder als nachwachsender Rohstoff noch als Naturprodukt automatisch gut.
- Auch Holzwerkstoffe sind nicht automatisch vorzuziehen, weil sie Holz enthalten.
- Holz und Holzwerkstoffe sollen mit dem darin gespeicherten Kohlenstoff so intensiv und lange wie möglich in der Gebäudenutzung bleiben.
- Ein Gebäude ist so zu planen, dass im Zuge des Rückbaus alle Materialien fraktioniert entnommen werden können.
„Um Zukunftsaufgaben zu lösen, müssen wir uns faktenorientiert mit allen Kriterien einer nachhaltigen Architektur auseinandersetzen“, so Lemaitre. Fällt die Wahl auf Holz, ist es beispielsweise wichtig im Sinne der Circular Economy vom Ende her zu planen. „Wenn wir Holz-Komposite verbauen, die am Ende zu Abfällen werden oder ein Holzhaus planen, das schon nach wenigen Jahren wieder abgerissen und thermisch verwertet wird, ist von der CO2-senkenden Wirkung nicht mehr viel übrig.“
Appell an alle Akteure des Bauens
Damit der Holzbau im Sinne des nachhaltigen Bauens erfolgreich durchgeführt wird, seien alle Akteure der Bau- und Immobilienbranche gefragt. Die Politik wird in dem Positionspapier dazu aufgerufen, innovative Lösungen baustoffübergreifend zu fördern und die ganze Bandbreite alternativer biobasierter Werkstoffe im Blick zu haben. An Planer, Bauherren, Investoren und Projektentwickler geht der Appell, die Vorteile unterschiedlicher Werkstoffe im Sinne der Nachhaltigkeit zu kombinieren.
Lösungsansätze seien das einfache und robuste Bauen und eine integrale Planung. Nicht zuletzt soll die Zusammenarbeit über die gesamte Wertschöpfungskette gestärkt und der Austausch sowie gegenseitiges Verständnis gesteigert werden.
Vertiefendes Wissen zum Holzbau
Auch die DGNB fördert den Austausch und das Wissen rund um Holz und hat hierzu eine eigene Seminarreihe im Rahmen der DGNB Akademie ins Leben gerufen. In Kooperation mit proHolzBW findet der nächste mehrtägige Einstiegskurs zum Bauen mit Holz im November 2021 statt.
Das achtseitige Positionspapier ist als PDF-Datei verfügbar.