Klimaneutrales und schnelles Bauen mit Holz
Bundesbauministerin Klara Geywitz und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir haben gemeinsam den Entwurf einer Holzbauinitiative vorgelegt, der vom Bundeskabinett beschlossen wurde. Ziel ist es, den Holzbau für klimaneutrales und schnelles Bauen einzusetzen.
Der Rohstoff Holz soll im Bausektor verstärkt eingesetzt werden und damit für mehr Klimaschutz, Ressourceneffizienz und schnelleres Bauen sorgen, so die Absicht der Holzbauinitiative von Bundesbauministerin Klara Geywitz und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Bis 2023 soll mit der Initiative der Einsatz von Holz verbessert werden und die Quote des Holzbaus erhöht werden. Der Weg dahin soll über acht Handlungsfelder führen, die Schwerpunktthemen und Lösungsansätze beschreiben:
- Der Bund als Vorbild und Vorreiter im klima- und ressourceneffizienten Bauen,
- Stärkung von Forschung, Innovation, Modell- und Demonstrationsvorhaben,
- Ausbau von Bildung, Information, Beratung, Wissenstransfer und Fachkräftesicherung,
- Schaffung von Anreizen für ein klimafreundliches Bauen mit Holz, anderen nachwachsenden Rohstoffen sowie mit anderen nachhaltigen Bauweisen,
- Unterstützung des kreislaufgerechten und ressourceneffizienten Bauens,
- Sicherung nachhaltiger Rohstoffversorgung und Wertschöpfungsketten,
- Weiterentwicklung rechtlicher Rahmenbedingungen, Regelungen und Entscheidungsgrundlagen hinsichtlich Klimarelevanz und auf Grundlage einer sektorübergreifenden Treibhausgasbilanzierung,
- Datenerfassung, -haltung und Monitoring im Handlungsfeld Bauen und Wohnen insbesondere zur Evaluierung klimarelevanter Effekte.
Aufholen im Holzbau
Aus Holz oder Holzhybridbauweise sind in den letzten Jahren beeindruckende Gebäude in Deutschland entstanden, wie das Rathaus in Hainburg, die Aufstockung der Berlin Metropolitan School oder das Forstamt Jena-Holzland in Stadtroda. In der Hamburger Hafencity entsteht mit Roots das höchste Holzhaus Deutschlands. Doch die Holzbauquote bleibt in Deutschland hinter dem Stand des Möglichen. Im Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser liegt die Quote schon bei guten 26 Prozent. Doch im Bereich des mehrgeschossigen Wohnungsbaus liegt sie unter fünf Prozent. Hier will die Holzbauinitiative ansetzen und gibt damit ein klares Signal für die Transformation und Dekarbonisierung der Wirtschaft.
Wohnraum aus Holz schaffen
Für Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, ist es wichtig, dass für bezahlbaren und guten Wohnraum das serielle und modulare Bauen verbessert wird. Hierzu eignet sich der Baustoff Holz besonders gut. Sie schildert: „Darüber hinaus ist das Holz beliebt. Es schafft ein gutes Raumklima, Menschen fühlen sich in Gebäuden aus Holz wohl. Länder wie die Schweiz, Österreich, Schweden oder Finnland machen vor, wie gut sich Holz in modernen Gebäuden verwenden lässt. Mit der Holzbauinitiative zeigen wir die große Vielfalt dieses Rohstoffes auf und wollen den nachhaltigen Einsatz von Holz in unserem Land stärken.“
Holzgebäude als CO2-Speicher
Cem Özdemir, Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung, erklärt zur Initiative: „Der Wald ist unser natürlicher Verbündeter im Kampf gegen die Klimakrise – er entzieht der Atmosphäre das klimaschädliche CO2 und bindet Kohlenstoff im Holz. Unser Ziel ist die möglichst langfristige Nutzung von Holz. Jedes neue Holzgebäude ist ein CO2-Speicher und im Vergleich zu anderen Bauweisen können bis zu über 50 Prozent der Treibhausgasemissionen eingespart werden – also eine echte Win-Win-Situation fürs Klima und unseren Wald. Das brauchen wir dringend, denn die Folgen der Klimakrise haben unseren Wald bereits geschwächt und geschädigt.“ Für ihn ist die Holzbauinitiative auch eine Möglichkeit, Holz nachhaltig zu verwerten, das aus dem notwendigen Waldumbau und aus Waldschäden stammt.
Förderung des Holzbaus in den Ländern
In einigen Bundesländern gibt es bereits eigene Initiativen zur Förderung des Holzbaus oder es werden Aktivitäten in dieser Richtung geplant. Daher ist ein weiteres Element der Holzbauinitiative des Bundes ein enger Austausch mit den Ländern. Hierzu soll ein regelmäßiger Austausch stattfinden.
Stimmen aus der Holzbauindustrie
Der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) und der Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI) begrüßen den Schritt der Bundesregierung und sehen in der Holzbauinitiative ein starkes Signal für die Bauwende. „Der Bund als Vorbild und Vorreiter im klima- und ressourceneffizienten Bauen ist ein wichtiges und richtiges Signal, ebenso der Ausbau von Information und Bildung zum Thema“, erklärt die Geschäftsführerin des VHI, Anemon Strohmeyer, zum Kabinettsbeschluss. Sie betont dabei, dass der Holzbau nicht nur im Neubau seine Vorteile ausspielen könne, sondern auch beim Bauen im Bestand durch zum Beispiel Aufstockungen.
Maßnahmen zur Förderung der Bauwirtschaft
Auch Strohmeyer betont die Möglichkeiten des seriellen Bauens mit Holz und die damit einhergehenden Zeit- und Kostenvorteile und meint: „Damit der dringend benötigte Wohnraum geschaffen wird, müssen jetzt Maßnahmen ergriffen werden, die die Bauwirtschaft überhaupt wieder auf die Beine bringt, etwa über Sonderabschreibungen und planbare sowie verlässliche Fördermechanismen, wie das BMWSB sie etwa über das „Wohneigentum für Familien“ auf den Weg bringt. Aber das reicht angesichts der dramatischen Situation nicht: Bauen muss wieder bezahlbar und das Vertrauen der Gesellschaft zurückgewonnen werden, dass sich die Investition in Wohnraum lohnt.“
Zukunft des Holzbaus erkannt
Johannes Schwörer, Präsident des HDH, begrüßt den Willen des Bundes, mit der Holzbauinitiative eigne Maßnahmen zur Stärkung des Holzbaus zu entwickeln, nachdem es in einigen Bundesländern schon politische Strategien für den Holzbau gibt. „Dass der Bund nun seinerseits die Notwendigkeit erkannt hat, eigene Maßnahmen zu entwickeln, unterstützen wir. Mit der Initiative hat die Bundesregierung ihren Ankündigungen aus dem Koalitionsvertrag Taten folgen lassen. Nun muss es zügig in die Umsetzung gehen. Der Bund hat als öffentlicher Auftraggeber viele bislang noch nicht genutzte Möglichkeiten, dem dringend notwendigen Wachstum des Holzbaus in noch wenig erschlossenen Sparten wie dem mehrgeschossigen Hochbau auf die Sprünge zu helfen.“
Schwörer ist der Meinung, dass der Bund mit der Initiative viele wichtige Impulse setzen könne und unterstützt die weiteren Ziele der Initiative, wie die Stärkung von Forschung und Innovation sowie der Ausbau von Bildung, Information, Beratung, Wissenstransfer und Fachkräftesicherung. „Denn nur, wenn die Vorteile des Holzbaus in der ganzen Breite bei Planern, Bauherren, Investoren und im Handwerk ankommen, wird die erforderliche Marktdurchdringung erreicht“, betont Schwörer.
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