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Demontierbarer Pavillon 11.05.2022, 15:11 Uhr

Schwebe-Ausguck bringt Holzingenieurbau ans Limit

Um in Augsburg einen wiederverwendbaren Pavillon aus 130 Kubikmeter Holz samt scheinbar schwebender Auskragung zu realisieren und zu verankern, waren fast zwei Tonnen verdeckt eingebaute Stahlteile und 2700 Schrauben nötig.

Der aufsehenerregende Entwurf für das Bauwerk weist aufgrund des weit auskragenden Endes Herausforderungen bei der Umsetzung auf. Foto: MVRDV

Der aufsehenerregende Entwurf für das Bauwerk weist aufgrund des weit auskragenden Endes Herausforderungen bei der Umsetzung auf.

Foto: MVRDV

Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der Fuggerschen Stiftungen wurde am 6. Mai auf dem Rathausplatz in Augsburg der interaktive Ausstellungspavillon „Fuggerei Next500“ feierlich eröffnet. Der Pavillon wurde vom für experimentelle Formgebung renommierten Architekturbüro MVRDV in Rotterdam entworfen und ist bis zum 12. Juni 2022 Teil des Jubiläumsprogramms.

Präzisionsarbeit im Holzingenieurbau

Das aufsehenerregende Bauwerk ist eine Neuinterpretation eines typischen Fuggerei-Wohnhauses mit Satteldach. Es besteht aus einem lang gestreckten Zeilenbau, der nach rund 10 Meter in eine 8,50 Meter lange, ansteigende Auskragung führt. Für die Außenhülle wurden im Züblin-Timber-Werk in Aichach 36 bis zu 50 Quadratmeter große und bis zu 6 Tonnen schwere Einzelbauteile aus Leno-Brettsperrholz gefertigt.

Tonnenschwere Einzelbauteile wurden im Werk Aichach von Züblin Timber gefertigt.

Foto: Sandra Sitzmann

Für die aufwendigen, mehrfach in sich gekrümmten Freiformflächen kamen ein 3D-CAD-Modell sowie ein modernes 7-Achs-CNC-gesteuertes Bearbeitungszentrum zum Einsatz. Im Anschluss an die Produktion, die vom 1. März bis 20. April dauerte, wurde der Pavillon innerhalb von zwei Wochen (vom 21. April bis 5. Mai) unter den Blicken neugieriger Passantinnen und Passanten auf dem Rathausplatz montiert.

Freischwebend über dem Boden

„Eine der Herausforderungen des Projekts war der weit auskragende Teil, der mehr als drei Meter über dem Boden freischwebt“, erklärt Rupert Beier, Projektleiter bei Züblin Timber. „Aufgrund der abhebenden Zugkräfte musste er mit eigens dafür angefertigten 1,8 Tonnen schweren, verdeckt eingebauten Stahlteilen sowie mit 2.700 Vollgewindeschrauben verankert werden.“

Außenansicht des scheinbar frei schwebenden Bauteils, das im Inneren eine Reihe ansteigender Sitzplätze bietet.

Foto: Eckhart Matthäus

Darüber hinaus musste der Pavillon so konzipiert und gefertigt werden, dass eine Nutzung auch nach dem Jubiläum und an anderer Stelle möglich ist. Denn der Pavillon am Rathausplatz wird nach dem 12. Juni demontiert und an anderer Stelle für die Bürgerinnen und Bürger Augsburgs wieder aufgestellt.

Die rund 130 Kubikmeter Brettsperrholz, die in dem Projekt verbaut wurden, stammen zum Großteil aus den nachhaltig beforsteten Fuggerschen Stiftungswäldern. Bezogen auf den jährlichen Zuwachs dieser 3.200 Hektar großen Forstfläche braucht diese Menge an Holz drei Tage, um nachzuwachsen und bindet rund 100 Tonnen Kohlendioxid.

Innenansicht: Der Pavillon kann im Rahmen des Fuggerschen Jubiläumsprogramms am Augsburger Rathaus besucht werden.

Foto: Eckhart Matthäus

Züblin Timber als Tochterunternehmen der Ed. Züblin AG verantwortete die Statik, Konstruktion und Umsetzung des einzigartigen Holzbauwerks.

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Von Züblin Timber / Karlhorst Klotz