Tragfähige Windkraftanlagen-Türme aus Holz
Ein Unternehmen aus Göteborg setzt bei Windkraftanlagen auf den nachwachsenden Rohstoff, um Türme zu realisieren, die Kohlendioxid speichern.
Windkraftanlagen machen sich die Kraft der Natur zunutze und helfen auf diese Weise bei der Verlangsamung des Klimawandels. Ihr Bau erfordert bisher jedoch eine Menge Energie zur Herstellung der Türme, die meist aus Stahl, teilweise auch aus Beton gebaut werden.
Eine Idee bekommt neuen Schub
Eine nachhaltigere Alternative könnte der nachwachsende Baustoff Holz eröffnen – eine Idee, die bereits vor über zehn Jahren zum Bau der Windkraftanlage im Stadtteil Marienwerder von Hannover geführt hat. Allerdings kam die Idee dann in Deutschland nicht weiter voran. Das Göteborger Unternehmen Modvion und Metsä Wood arbeiten jedoch seit 2016 zusammen, um den Werkstoff beim Bau von Windkraftanlagen zu etablieren. Jetzt haben beide Unternehmen ihre Zusammenarbeit mit der Unterzeichnung einer Vereinbarung nochmals manifestiert.
Metsä Wood beliefert Modvion mit Furnierschichtholz des Typs Kerto LVL, das in den in den Windkrafttürmen des schwedischen Unternehmens zum Einsatz kommt. Sein Verhältnis von Festigkeit zu Gewicht ermöglicht weist nach Angaben der finnischen Metsä Group eine Festigkeit auf, die eine Realisierung schlanker und tragfähiger Konstruktionen zulässt. Der Anteil der Bewehrung in den Fundamenten der relativ leichten Türme kann daher deutlich reduziert werden.
Weg zur Netto-Null-Energieerzeugung aus Wind
„Kerto LVL bietet eine hohe Materialeffizienz und eignet sich ideal für nachhaltiges Bauen“, erklärt Henrik Söderström, Senior Vice President, Sales and Marketing bei Metsä Wood. Die Windkrafttürme seien überdies ein gutes Beispiel für die Vielseitigkeit des Furnierschichtholzes
Die Konvertierung von Windkraft in Strom werde so deutlich nachhaltiger. „Damit wird der Weg zur Netto-Null-Energieerzeugung aus Wind geebnet“, erklärt Pär Hallgren, Leiter Vertrieb und Einkauf bei Modvion.
Mehr Kohlendioxid-Äquivalente speichern als zur WKA-Herstellung benötigt
Kerto LVL senke auch die Emissionen bei der Realisierung der Windkraftanlagen. Das Forschungsinstitut RISE (Research Institutes of Sweden) führte hierzu eine Lebenszyklusanalyse durch. Im Vergleich zum konventionellen Stahlturm reduziert der Windkraftturm aus Holz die Emissionen um 90 Prozent.
Berücksichtigt man, dass Holz zudem Kohlenstoff speichert, werde der Bau sogar kohlenstoffnegativ, da er mehr CO2 bindet, als er bei der Herstellung emittiert. Je Turm kommen nach Angaben von Metsä zwischen 300 und 1.200 Kubikmeter Holz zum Einsatz. Das entspricht einem CO2-Äquivalent von 240 bis 950 Tonnen.
Erste kommerzielle Windkraftanlage mit Furnierschichtholzturm noch 2023
Schon in diesem Jahr wird die erste kommerzielle Windkraftanlage realisiert. Der Holzturm soll mit einer 2-Megawatt-Windturbine an der Spitze installiert werden und einschließlich der Flügel eine Gesamthöhe von 150 Meter erreichen. Zum Vergleich: Die in Deutschland 2022 an Land errichteten 551 Windkraftanlagen wiesen laut derr Ausbaustatistik der Deutschen WindGuard im Durchschnitt eine Leistung von 4,36 MW auf und eine Gesamthöhe von 206 Meter.
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