Erstes Segment des Fehmarnbelt-Tunnels betoniert
Wichtiger Meilenstein beim Bau des Tunnels zwischen Deutschland und Dänemark: Die Betonage der Tunnelelemente für den 18 Kilometer langen Absenktunnel zwischen Lolland und Fehmarn hat mit dem ersten von 711 benötigten Segmenten begonnen.
Vor rund zweieinhalb Jahren startete der Bau der riesigen Tunnelfabrik auf der dänischen Insel Lolland. Nun hat dort die Betonage der Tunnelelemente für das größte Infrastrukturprojekt Nordeuropas begonnen.
Das Fehmarnbelt- Projekt hat damit einen entscheidenden Punkt erreicht: Die ersten 24 Meter des 18 Kilometer langen Absenktunnels zwischen Dänemark und Deutschland wurden in der Fabrik betoniert.
Das Betonieren der Tunnelelemente hat begonnen
„Das ist ein besonderer Augenblick und ein wichtiger Meilenstein für das Fehmarnbelt-Projekt“, sagt Jens Ole Kaslund, Technischer Direktor bei Femern A/S, dem Bauherrn des Fehmarnbelt-Tunnels. Bislang standen der Bau der Fabrik, des Arbeitshafens und des Tunnelportals im Fokus. „Aber jetzt können wir tatsächlich sagen, dass auch das Betonieren der Tunnelelemente begonnen hat.“
Gründlich vorbereitete Betonage des ersten Segments
Sowohl für den Bau der Fabrik als auch für die Herstellung der Tunnelelemente ist der Hauptauftragnehmer Femern Link Contractors (FLC) verantwortlich. An dem ersten Betoniervorgang haben mehr als 140 FLC-Mitarbeitende mitgewirkt.
„Wir haben uns sehr gründlich auf die Betonage des ersten Segments vorbereitet. Für uns war es extrem wichtig, dass die Mitarbeiter optimal auf die Abläufe während des Betonierens vorbereitet sind, damit der Prozess reibungslos verläuft“, sagt FLC-Vorstandsvorsitzender Sébastien Bliaut.
Aufbau des Tunnels
Für den Fehmarnbelt-Tunnel werden insgesamt 89 Tunnelelemente hergestellt. Davon sind 79 Standardelemente, die jeweils 217 Meter lang, 42 Meter breit und neun Meter hoch sind.
Ein Standardelement besteht aus neun Segmenten, die alle einzeln in der Fabrik betoniert werden. Das 24 Meter lange Teilstück, das nun gefertigt wurde, ist somit das erste Segment von insgesamt 711 Segmenten.
3 Millionen Kubikmeter Beton benötigt
Zur Herstellung dieser Tunnelelemente sind 3 Millionen Kubikmeter Beton nötig, die von insgesamt fünf vollautomatischen Betonmischanlagen der oberösterreichischen Firma SBM Mineral Processing GmbH produziert werden. Für die elektronische Ausstattung der Anlagen hat sich SBM die Eqos Energie Österreich GmbH ins Boot geholt. Dieser für das Unternehmen junge Bereich hat sich in den letzten beiden Jahren am Standort Koppl, nahe Salzburg, mit der Fertigungsautomation in Industrieanlagen am Markt nach Unternehmensangaben bereits etabliert.
„Es sind unvorstellbare Dimensionen, in denen wir uns hier bewegen“, schildert Manfred Resch, Leiter des Profit Centers EVU/Automation Österreich bei Eqos Energie. „Die Größe der Mischanlagen ist enorm. Die Linemix Anlagen erreichen eine Höhe von 30 Metern und die fertigen Tunnelelemente wiegen rund 73.000 Tonnen.“
Absenkarbeiten beginnen 2024
Im Rahmen dieses derzeit größten Infrastrukturprojekts Nordeuropas wird das erste Tunnelelement voraussichtlich 2024 in den Fehmarnbelt transportiert und dort im Tunnelgraben abgesenkt. Von dem Graben sind mittlerweile bereits mehr als 90 Prozent ausgehoben.
Die Produktion der Tunnelelemente wird bis voraussichtlich 2027 dauern. Die Eröffnung des Fehmarnbelt-Tunnels ist für 2029 geplant.
Über den Fehmarnbelt-Tunnel
Der Fehmarnbelt-Tunnel ist ein 18 Kilometer langer Unterwassertunnel, der Rødbyhavn auf Lolland in Dänemark mit der deutschen Insel Fehmarn verbinden wird. Er wird der längste Absenktunnel der Welt und der längste Unterwassertunnel für den kombinierten Straßen- und Schienenverkehr. Zugleich ist er das größte Infrastrukturprojekt in Nordeuropa.
Der Fehmarnbelt-Tunnel enthält sowohl zwei elektrifizierte Bahnröhren als auch zwei jeweils zweispurige Autobahnröhren. Er schließt eine wichtige Lücke zwischen den skandinavischen und mitteleuropäischen Schienennetzen und ist ein zentraler Bestandteil des transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V). Die Reisezeit durch den Tunnel beträgt künftig sieben Minuten mit dem Zug und zehn Minuten mit dem Auto. Mit dem Zug wird man künftig in rund 2,5 Stunden von Hamburg nach Kopenhagen reisen können. Damit halbiert sich die Fahrtzeit.
Schienenanbindung für die Fehmarnbeltquerung
Die dänische Projektgesellschaft Femern A/S realisiert das Gesamtprojekt, das neben dem geplanten Fehmarnbelttunnel auch eine belastbare Schienenanbindung auf deutscher und dänischer Seite umfasst. Dänemark ist für die Verbindung zwischen Fehmarn und Lolland verantwortlich.
Die DB Netz AG plant und realisiert die rund 160 km lange Schienenanbindung an die Fehmarnbeltquerung auf deutscher Seite, die von Lübeck nach Puttgarden im Norden von Fehmarn führt. Diese in zehn Abschnitte unterteilte Strecke soll nun zweigleisig ausgebaut, teilweise neugebaut und elektrifiziert werden. Sie beinhaltet auch die Fehmarnsundquerung zwischen dem deutschen Festland und Fehmarn, welche ebenfalls als Absenktunnel realisiert wird.
Die Fahrzeit von Hamburg nach Kopenhagen wird sich so von rund fünf auf nur noch zweieinhalb Stunden halbieren.
Grundlage aller Maßnahmen ist der Staatsvertrag, den die Bundesrepublik Deutschland und das Königreich Dänemark zum Bau einer festen Fehmarnbeltquerung im September 2008 geschlossen hatten. Ziel ist es, dem stetig zunehmendem Verkehr durch Europa langfristig und nachhaltig gerecht zu werden.
Trassenauswahlverfahren führte zur Entscheidung für Absenktunnel
Obermeyer wurde von der DB Netz AG in Ingenieurgemeinschaft mit Ramboll und Arcadis federführend mit der Bearbeitung zweier Planfeststellungsabschnitte beauftragt (IG FBQ Bad-Schwartau-Haffkrug). Obermeyer war schon früh in die Planungen rund um die gesamte feste Fehmarnbeltquerung eingebunden: bereits 2011 mit Entwurfsplanungen, später unter anderem mit Consulting-Leistungen im Bereich Tunnelbau für den Fehmarnbelttunnel sowie mit schall- und erschütterungstechnischen Untersuchungen im Abschnitt 1 der Schienenanbindung im Stadtgebiet von Lübeck.
Das Unternehmen war zudem mit dem Variantenvergleich der Fehmarnsundquerung zwischen dem deutschen Festland (Schleswig-Holstein) und der Insel Fehmarn beauftragt worden. Dieser Auftrag umfasste die Entwicklung einer Bewertungsmethodik sowie die Durchführung eines Trassenauswahlverfahrens. Aus der Bewertung von rund 200 Varianten für den Neubau beziehungsweise die Erweiterung wurde die Errichtung eines Absenktunnels als feste Verbindung bevorzugt.
Der Fehmarnbelt-Tunnel in Zahlen
- 18 Kilometer langer Absenktunnel zwischen Rødbyhavn und Puttgarden aus 89 Tunnelelementen (79 Standardtunnelelemente und 10 Spezialelemente)
- Die 79 Standardelemente sind jeweils 217 Meter lang, 42 Meter breit und 9 Meter hoch und wiegen 73.500 Tonnen.
- Ein Standardelement wird in 9 Segmenten betoniert, die jeweils etwa 24 Meter lang sind.
- Die 10 Spezialelemente werden 39 Meter lang, 47 m breit und 13 Meter hoch sein. Sie verfügen über ein Untergeschoss, in der die Technik des Tunnels untergebracht ist. Die Spezialelemente werden alle 1,8 Kilometer platziert.
- Das erste Tunnelelement soll 2024 abgesenkt und an das dänische Tunnelportal angedockt werden.
- Der Fehmarnbelt-Tunnel ist für eine Lebensdauer von mindestens 120 Jahren ausgelegt.
Das Unternehmen Femern
Femern A/S ist mit der Planung und dem Bau des Fehmarnbelt-Tunnels zwischen Deutschland und Dänemark beauftragt. Die Projektgesellschaft gehört zur Sund & Bælt Holding A/S, die sich zu 100 Prozent im Eigentum des dänischen Staats befindet und dem Verkehrsministerium unterstellt ist. Sund & Bælt Holding A/S ist auch für die Verbindungen über den Großen Belt und den Øresund verantwortlich.
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