Extremwetter und Boden erschweren LNG-Anleger-Bau
Die Arbeiten am künftigen Terminal für den Import von Flüssigerdgas in Wilhelmshaven haben begonnen, erfordern allerdings besondere Vorkehrungen und Sicherheitsstandards.
Nach dem ersten Rammschlag unter Beteiligung von Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Landesumweltminister Olaf Lies (SPD) und dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Dr. Bernd Althusmann (CDU) haben spezialisierte Unternehmen die Bauarbeiten am künftigen LNG-Terminal in Wilhelmshaven aufgenommen.
Anleger mit bis zu 9 Milliarden Kubikmeter jährliche Import-Kapazität für LNG
Der bestehende Anleger der Umschlaganlage Voslapper Groden (UVG) wird im Rahmen des Vorhabens bis Ende 2022 für den LNG-Import aus- und umgebaut. An einem neu zu errichtenden Anleger wird anschließend der stationär schwimmende LNG-Terminal (Floating Storage and Regasification Unit, FSRU) befestigt. Die neue Anlegerinfrastruktur umfasst eine Umschlagsplattform, Vertäu- und Anlegedalben, Laufstege und Festmacheranlagen. Um großen LNG-Tankern die Zufahrt zu ermöglichen, wird ein rund 70 Hektar großer Zufahrtsbereich zwischen der bestehenden Fahrrinne und dem neuen Anleger ausgebaggert.
Nach Fertigstellung soll die jährliche LNG-Kapazität zur LNG-Aufnahme bis zu 9 Milliarden Kubikmeter betragen. Die gesamte Anlage wird 150 Stahlpfähle mit einer Länge von jeweils 50 Meter und einem jeweiligen Gewicht von etwa 45 Tonnen umfassen. Ein 250-Tonnen-Seilbagger wird die Rohre in Position bringen. Aufgrund des sandigen Untergrunds müssen die einzelnen Gründungselemente jeweils 35 Meter tief in den Boden gerammt werden.
Herausforderungen durch Extremwetter und Bodenbeschaffenheit
Bei Planung und Umsetzung des innerhalb Deutschlands völlig neuartigen Projekts müssen nach Angaben der ausführenden Unternehmen nicht zuletzt die natürlichen Gegebenheiten vor Ort beachtet werden. So herrscht beispielsweise im Hafen eine starke Strömungsgeschwindigkeit, die die Bauausführung erschwert. Extremwetterereignisse, die sich im Bereich des Hafens ereignen könnten, machen zudem besondere Sicherheitsstandards für das Projekt notwendig.
Die beteiligten Unternehmen
Die Depenbrock Ingenieurwasserbau GmbH & Co. KG, Hamburg, übernimmt im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft mit der Kurt Fredrich Spezialtiefbau GmbH Planung, Ausführung und Bau des neuen Anlegers, der bereits Ende 2022 fertiggestellt sein und im Winter 2022/23 in den Probebetrieb gehen soll. Für Depenbrock handelt es sich nach der Grundsteinlegung für die Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle FFB Münster Anfang April 2022 bereits um das zweite Großprojekt im Kontext der Neuausrichtung der deutschen Energiepolitik.
Erik Depenbrock, Gesellschafter der Firma Depenbrock, erklärt hierzu: „Am Projekt in Wilhelmshaven zeigt sich, was möglich ist, wenn Politik, Verwaltung und Wirtschaft zielorientiert und Hand in Hand arbeiten.“ Der Zeitplan für die Fertigstellung des Terminals bis Jahresende machte ein beschleunigtes Planfeststellungsverfahren und eine reibungslose Abstimmung der Behörden mit dem Bauherrn notwendig. „Trotz einiger Herausforderungen sind wir in der Lage, die beauftragten Leistungen in sehr kurzer Zeit zu erbringen. Wir können uns dabei auf die langjährige Erfahrung unserer spezialisierten Ingenieure und unseren eigenen großen Gerätepark verlassen“, erklärt Erik Depenbrock. „Die Entscheidung, gegen den Trend weiterhin in einen breiten Gerätepark zu investieren, macht nun eine schnelle Abwicklung mit eigenen Ressourcen möglich.“
Auftraggeber für den Bau ist die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts), Betreibergesellschaft das Energieunternehmen Uniper SE. „Jede Hafenbaustelle hat ihre Besonderheit, es gibt keine Hafenanlagen von der Stange“, betont Holger Banik, Geschäftsführer von Niedersachsen Ports GmbH und Co. KG und JadeWeserPort Realisierungs GmbH und Co. KG. „In diesem Fall kommen außergewöhnliche Rahmenbedingungen hinzu, die schnelles und flexibles Handeln erfordern.“
Tatkräftige Unterstützung erfährt das Projekt durch die Beteiligung der Firma Kurt Fredrich Spezialtiefbau GmbH mit Sitz in Bremerhaven. Kurt Fredrich ist, ebenso wie Depenbrock, ein traditionsreiches Spezialtiefbauunternehmen mit über 60-jähriger Erfahrung. Die beiden Unternehmen bündeln ihre Kompetenzen bei Personal und Geräten für das Projekt in einer gemeinsamen ARGE.