Marode Brücke unterbricht Hauptverkehrsachse zwischen Nord und Süd
Die 53 Jahre alte Brücke der A45 bei Lüdenscheid kann nie wieder befahren werden und muss abgerissen werden – ein eklatantes Beispiel für den Zustand vieler Brücken in Deutschland.
Das Bauwerk Rahmede der Autobahn 45 bei Lüdenscheid (NRW) muss abgerissen werden, wie die zuständige Autobahn GmbH des Bundes Ende vergangener Woche mitteilte. Eine Sanierung der Brücke auch nur für Pkw würde nach aktuellen Schätzungen etwa drei Jahre dauern. „Und ob das dann auch funktioniert, ist völlig offen“, erläuterte Elfriede Sauerwein-Braksiek, die Leiterin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH.
Damit kann der Autoverkehr auf der Sauerlandlinie zwischen dem östlichen Ruhrgebiet und Frankfurt nicht wie geplant wieder freigegeben werden. Für mindestens fünf Jahre soll diese Verkehrsachse unterbrochen sein. Währenddessen wird die alte Brücke jetzt abgebrochen und an derselben Stelle und im selben Linienverlauf eine neue Brücke gebaut werden. „Mit Hochdruck bauen wir dann die neue Brücke. Wir hoffen, dass sie dann in fünf Jahren steht“, so Sauerwein-Braksiek.
Brückenkollaps in Deutschland droht
„Deutschland steht vor einem Brückenkollaps“, bewertete Tim-Oliver Müller die Situation, der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie e.V. „Der Abriss der maroden Brücke bei Lüdenscheid ist neben Wiesbaden und Berlin-Treptow ein weiteres Beispiel für ein bundesweites Verkehrsdesaster. Jetzt geht es darum, schnell alle möglichen Kapazitäten, Kräfte und Know-how zu bündeln, um koordiniert und zügig Herr der Lage zu werden.“
Kritisch sei vor allem der Zustand von Bauwerken, die zwischen 1960 und 1979 errichtet wurden. Dazu gehören rund 40 Prozent der deutschen Brücken:
- 4,2 Prozent der Brückenbauwerke wurde zwischen 1960 und 1964 errichtet,
- 8,8 Prozent zwischen 1965 und 1969,
- 14,4 Prozent zwischen 1970 und 1974 und
- weitere 12 Prozent zwischen 1975 und 1979.
Task-Force soll den Brückenkollaps verhindern
Der Hauptverband der Bauindustrie fordert jetzt eine Task-Force aus Politik, Auftraggebern und Praxis, um gemeinsam einem drohenden Brückenkollaps vorzugreifen. Denn: Laut Bericht des Bundesverkehrsministeriums erhalten mehr als 10 Prozent der gesamten Brückenfläche (31,08 Millionen Quadratmeter) die Note „nicht ausreichend“ oder „ungenügend“ (Brückenbericht 2020). Diese Zahl habe sich seit 2005 nur um wenige Punkte verbessert.
Weder die Autobahn GmbH noch die Bundesländer sollten nach Meinung des Verbands jetzt allein vorangehen. Bei der Herausforderung handele es sich vielmehr um eine Generationenaufgabe, insbesondere, wenn man den maroden Zustand der Brücken auf Landes- und kommunaler Ebene hinzuzieht. Gleiches gilt auch für die Schiene, so Müller.
„Wir brauchen deshalb eine gemeinsame Runde mit einem kompetenten Team aus Auftraggebern, Planern und Bauindustrie, um gemeinsam planerische- und Ingenieurtechnische Lösungen zu identifizieren und umzusetzen. Die Politik muss den Genehmigungsweg freimachen, damit langwierige Verfahren vermieden sowie die Mobilität und der Güterverkehr in Deutschland sichergestellt werden können.“
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