Wie die Pelješac-Brücke Windböen und Erdbeben trotzt
Hohe Windkräfte und die Gefährdung durch Erdbeben stellen extreme Anforderungen an diese imposante Schrägseilbrücke, die in Kroatien eine wichtige Rolle bei der Verbindung der Landesteile spielt. Sonderlager machen das Bauwerk unempfindlicher gegenüber solche Beanspruchungen.
Die Pelješac-Brücke an der malerischen Küste von Kroatien dürfte eine der imposantesten Schrägseilbrücken sein. Politisch ist sie allerdings umstritten, verbindet sie doch seit ihrer Fertigstellung 2022 Nordkroatien über einen vollständig kroatischen Landweg mit dem Süden des Landes.
Neue Verbindung in den Süden Kroatiens
Die gut 22 Meter breite, neue Brücke verbindet das kroatische Festland mit der vorgelagerten Halbinsel Pelješac. Eine Schnellstraße mit je zwei Fahrspuren eröffnet damit die Verbindung in die Region Dubrovnik. Zuvor war der Süden Kroatiens auf dem Landweg nur über die Stadt Neum erreichbar, die zu Bosnien-Herzegowina gehört.
Die tektonische Situation erfordert spezielle Lager
Beim Brückenbau interessierten allerdings nicht die politischen Verwerfungen, sondern die tektonischen: Die Region ist Erdbebengebiet, entsprechend müssen die Lager große Bewegungen und hohe Horizontalkräfte aufnehmen. Die Hälfte der Lager ist wegen dieser Kräfte senkrecht eingebaut. Das Münchner Unternehmen Maurer entwickelte hierfür eine Sonderlösung, um sicherzustellen, dass zwischen den Gleitflächen kein Spalt aufgehen kann. So wird der Verschleiß reduziert und eine Lebensdauer von mindestens 50 Jahren erreicht.
Über zwei Kilometer lang
Die Brücke ist insgesamt 2 404 Meter lang und in 13 unterschiedliche Felder unterteilt. Die Hauptbrücke über den sogenannten Pelješac-Kanal ist eine Schrägseilbrücke mit zwölf Pylonen. Die fünf zentralen Spannweiten betragen je 285 Meter, die Durchfahrtshöhe 55 Meter.
Da die gesamte Region erdbebengefährdet ist, müssen die Brückenlager spezielle Anforderungen bezüglich Beweglichkeit, Dauerhaftigkeit und Lastkapazität erfüllen.
Mehr zu den teilweise senkrecht eingebauten Kalottenlagern sowie zum Korrosionsschutz
Welche Maßnahmen die Planer ergriffen haben, um zwängungsfrei sehr große Kräfte vom Brückendeck in den Unterbau übertragen zu können, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Bauingenieur 03|2023 (Inhalt 03|2023: Der Bauingenieur im März 2023) auf den Seiten A6–A8.
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