Aerosole aus Klassenräumen entfernen
Wie kann man die Luft in Schulen von infektiösen Aerosolen befreien? Forschende des Max-Planck-Instituts für Chemie haben eine Lüftungsanlage konstruiert, die sich ganz einfach nachbauen lässt.
Die Raumluft in Klassenzimmern ist oft stickig und nicht selten mit Viren und Bakterien belastet. Damit Schüler wieder freier atmen können, haben Forschende des Max-Planck-Instituts für Chemie eine Lüftungsanlage konstruiert, die sich mit Materialien aus dem Baumarkt für ca. 200 Euro nachbauen lässt. An einer Mainzer Gesamtschule wurde die einfache Abluftanlage bereits getestet – und 90 % der Aerosolpartikel aus den Klassenzimmern entfernt. Die Anlage basiert physikalisch auf dem Prinzip der Messeabluftanlagen.
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Aerosole über jedem Tisch einsammeln
Die selbst gebaute Anlage funktioniert ganz einfach: Jeder Mensch produziert warme Luft, die nach oben steigt. Richtet man diesen Luftstrom nach draußen, nimmt er auch Aerosolpartikel mit sich. Daher wurde über jedem Tisch im Klassenzimmer eine trichterförmige Haube in Deckenhöhe angebracht, die mit einem Rohr verbunden ist. Alle Rohre führen in ein zentrales Rohr, das wiederum über ein gekipptes Fenster nach draußen führt. Ein Ventilator am Ende des Rohrs sorgt dafür, dass die Luft aktiv nach außen transportiert wird. Mit Aerosolspektrometern und künstlich erzeugten Aerosolen wurde nachgewiesen, dass die trichterförmigen Hauben der simplen Anlage Aerosole der Raumluft gezielt einsammeln. Messungen haben gezeigt, dass das Abluftsystem kontinuierlich über 90 % der Aerosole entfernen kann. Weitere Vorteile: Das System befördert nicht nur Aerosole nach draußen, sondern reduziert zudem die CO2-Anreicherung in den Klassenräumen. Darüber hinaus werden auch lüftungsbedingte Energieverluste verringert.
Praktisch und kostengünstig
Die Anlage wurde bewusst für den praktischen Einsatz konzipiert: Wegen der geringen Material- und Betriebskosten könnte sie eine gute Alternative zum Stoßlüften und teuren Filteranlagen bieten. Die Anforderungen an den Raum sind zudem niedrig: Benötigt werden nur eine Steckdose und ein kippbares Fenster oder Oberlicht. Da das modulare System somit z. B. auch in Turnhallen geeignet ist, prüft das rheinland-pfälzische Bildungsministerium zurzeit, ob die Anlage auch an anderen Schulen eingesetzt werden kann.
Anleitung und Kontaktformular
Ein Baubericht für den Nachbau ist auf der Internetseite des Max-Planck-Instituts für Chemie zu finden. Hier gibt es auch ein Kontaktformular, über das Interessierte Fragen klären können. Die Mainzer Forschenden stehen zudem in Kontakt mit Unternehmen, die einzelne Formteile für die Konstruktion fertigen könnten – was einen Nachbau noch leichter machen würde.