Zum E-Paper
Energieversorgung 03.02.2025, 12:26 Uhr

Dunkelflaute verdeutlicht Bedeutung von Batteriespeichern

Mitte Dezember 2024 sorgte eine nahezu totale Dunkelflaute kurzfristig für massiv steigende Strompreise. Das Szenario zeigt, wie wichtig der Ausbau der Speicherkapazitäten ist.

PantherMedia 5148149

Foto: Panthermedia/ Brian Guest

Der Strompreis an den Strombörsen eskalierte Mitte Dezember vergangenen Jahres kurzzeitig auf über 94 Euro je Megawattstunde oder 94 Cent für die Kilowattstunde. Die vorweihnachtliche Bescherung hatte unter anderem eine beinahe totale Dunkelflaute verursacht. Teure Erdgaskraftwerke mussten anspringen. Für Verbraucher mit einem Festpreis im Stromliefervertrag bleibt solch eine Überraschung bedeutungslos. Dagegen hätten jene Kunden, die bereits mit einem privaten Dienstleistungsunternehmen einen dynamischen Tarif – beispielsweise für ihre Wärmepumpe – abgeschlossen haben, merklich tiefer in die Tasche greifen müssen, wenn die für sie teure Wetterlage länger angehalten hätte.

Keine Werbung für flexiblen Tarif

Die Spitze von genau 936 Euro/MWh, fast 12-mal mehr als der durchschnittliche Spotmarktpreis im Jahresverlauf, baute sich an jenem Tag rasch wieder ab. Bereits um 20.00 Uhr lag der Preis bei 296 Euro/MWh und um 22 Uhr bei 169 Euro/MWh. Trotzdem verstand das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz diese Situation als Signal, sich mit möglichen Lösungsansätzen für zukünftige Preissprünge dieser Größenordnung zu befassen. Denn es drängt die Versorger zum Angebot von dynamischen Tarifen zur Flexibilisierung der Ein- und Ausspeisung in das öffentliche Stromnetz. Verbunden mit der Erlaubnis, den Stromlieferanten zur Ausbalancierung von Einspeisung und Ausspeisung je nach Lastzustand in den Kabeln, Eingriffe in die Leistung der elektrischen Ausstattung ihrer Endkunden zuzubilligen.

In erster Linie berührt diese Maßnahme PV-, Wärmepumpen-, KWK-Installationen und Wallboxen. Als Anreiz, einen flexiblen Tarif abzuschließen, sollte die Fernsteuerbarkeit durch das Energieversorgungsunternehmen dem Strompreis zugutekommen. Doch solche Höchstkosten wie am 12.12.2024 animieren die Wärmepumpenbetreiber nicht dazu, Einschränkungen in der Regelbarkeit ihrer Stromverbraucher zuzulassen beziehungsweise fremden Akteuren eine bestimmte Hoheit über den Betrieb einzuräumen.

Mitte Januar legte das Habeck-Ministerium dem parlamentarischen Ausschuss für Klimaschutz und Energie den schriftlichen Bericht zu den genaueren Hintergründen für den unerwarteten Preissprung an der Strombörse EPEX SPOT vor sowie mögliche Gegenmaßnahmen.

Ursachenanalyse: Mehrere Gründe für hohe Preise

In der Niederschrift heißt es unter anderem: Am 12. Dezember 2024 kam es sowohl gemittelt über den Tag mit einem Baseloadpreis von 395,34 Euro pro MWh und einem Spitzenpreis von 936,28 Euro pro MWh zu außergewöhnlich hohen Strompreisen an der Börse. Stundenpreise von 500 Euro pro MWh seien jedoch am deutschen Strommarkt extrem selten. Im Jahr 2024 habe man nur an 15 Stunden diese Schwelle überschritten, neun Stunden davon am 12. Dezember. In 118 Stunden lag der Preis zwischen 200 und 500 Euro pro MWh, also zusammen in lediglich 1,64 Prozent der Jahresstunden. Der durchschnittliche Strom-Großhandelspreis zeige dagegen mit knapp 79 Euro pro MWh in 2024 eine sinkende Tendenz, gegenüber den 95 Euro in 2023 und 235 Euro in 2022.

Mehrere Faktoren hätten den Ausreißer verursacht. Dazu gehöre eine außergewöhnlich niedrige Erzeugung von EE-Strom. Aufgrund einer für diese Jahreszeit unüblichen Windflaute sei die Produktionsleistung aus Windrotoren sehr niedrig gewesen.

Häufigkeit von ein- und mehrtägigen Phasen mit geringer Wind- und PV-Tätigkeit (Anzahl des Auftretens). Grafik: BDEW

Auch hätte die Photovoltaik über den gesamten Tag äußerst wenig geliefert. Ein weiterer Faktor bestand offensichtlich in der Nichtverfügbarkeit von Kraftwerken wegen bundesweit zeitgleichen Wartungs- und Reparaturarbeiten am Tag der Dunkelflaute. Des Weiteren mussten Braunkohleanlagen eines Betreibers mit einer Kapazität von knapp drei Gigawatt abschalten, da es Förderprobleme im Tagebau gab.

Mehr Stromspeicher sorgen für mehr Sicherheit

Als Lösungsansätze nennt der Bericht des BMWK vier Punkte:

  • den Zubau steuerbarer Erzeugungskapazität,
  • den Ausbau von Stromspeichern,
  • eine Flexibilisierung des Stromsystems,
  • weitere EU-Strommarktintegration.

Mehr Stromhandel mit den europäischen Stromnachbarn sorge dafür, dass die Verbraucher europaweit Zugang zur kostengünstigsten Stromerzeugung erhielten und helfe dabei, Extrempreise europaweit abzufedern. Soweit der Bericht des BMWK. Zu einer größeren Debatte mit den Abgeordneten kam es nicht, bis auf die Kommentierung, auf die Kraftwerksbetreiber einzuwirken, sich abzusprechen und Wartungs- und Reparaturarbeiten zu entzerren und den Ausbau von großen und kleinen Speichern zu beschleunigen und zu fördern.

Die Bundesnetzagentur erstellte eine Grafik mit dem Strommix in Deutschland zu diesem Zeitpunkt. Der Mix setzte sich aus erhöhten Anteilen von Strom aus Braun-, Steinkohle- und Gas-Kraftwerken sowie aus Pumpspeichern und sonstigen Stromerzeugungsanlagen, wie beispielsweise Ölkraftwerken, zusammen. Zur Deckung der restlichen Stromnachfrage importierten die Netzbetreiber außerdem Strom aus anderen EU-Ländern, da zu diesem Zeitpunkt dort teilweise günstigere Erzeugungsoptionen zur Verfügung standen.

Einspeisesituation am 12. Dezember 2024, 17 bis 18 Uhr, Einspeiseleistung einzelner Energieträger (in MW). Grafik: Bundesnetzagentur

Versorgung gesichert

Eine Versorgungssicherheit war und ist also laut Bundesnetzagentur gewährleistet. Auf die Risiken dynamischer Tarife, nicht wie bei Festtarifen gegen Preissprünge geschützt zu sein, verweist indes der BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft: „Sogenannte dynamische Stromverträge, die seit Januar 2025 von allen Vertrieben angeboten werden müssen, bieten diesen Schutz nicht. Die Endkunden sind hierbei dem volatilen Preissignal der Strombörsen vollständig ausgesetzt. Allerdings ist auch hier, wenn keine extremen Preisänderungen dauerhaft auftreten, über einen längeren Zeitraum eine Glättung des Durchschnittspreises wahrscheinlich. Ebenso können Preisspitzen bei Kunden mit steuerbaren Anlagen und einer entsprechenden Steuerung vermieden werden. Kurzfristig sind Preissprünge jedoch direkt spürbar – mit allen Risiken und Chancen, die ein auf erneuerbaren Energien basierendes Stromsystem bietet.“

Chancen: Gegenteilig zu Preissprüngen bei Dunkelflauten führen Zeiten hoher Stromerzeugung aus Photovoltaik- und Windenergieanlagen zu stark sinkenden Strompreisen am Spotmarkt bis hin zu negativen Preisen: Je mehr Strom aus EE-Energiesystemen kommt, desto tiefer fällt sein Preis. Für den deutschen Strommarkt bedeutet das, dass der Strompreis im Jahr 2024 an insgesamt 449 Stunden im negativen Bereich lag, teilt die Bundesnetzagentur mit.

Ebenfalls interessant:

  1. Absatz massiv gesunken: Wärmepumpen: „Die Talsohle ist erreicht“
  2. Wie steht es um die Kommunale Wärmeplanung?
  3. Wie sicher sind Batteriespeichersysteme?
Von Dipl.-Ing. Bernd Genath, TGA-Fachjournalist