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Marktuntersuchung 19.02.2025, 09:38 Uhr

Bereitschaft zu energetischen Sanierungen konstant hoch

Über sechs Millionen Haushalte in Deutschland planen derzeit ihre Energiebilanz weiter zu verbessern. Besonders beliebt: Eigenstromerzeugung mittels Photovoltaik.

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Foto: Panthermedia / anatoliy_gleb

Nach einer aktuellen Erhebung des Beratungsinstituts Sirius Campus, wollen rund 6,2 Millionen aller deutschen Haushalte binnen der nächsten fünf Jahre eine oder mehrere Maßnahmen zur energetischen Sanierung durchzuführen. Das haben die Kölner im Rahmen ihrer repräsentativen Marktuntersuchung „Monitor zur Energiewende“ erhoben. Im September 2024 wurden dafür über 2.500 Interviews mit Wohneigentümern, privaten Vermietern und Mietern geführt.

Über 40 Prozent möchten in Solartechnik investieren

Und welche konkreten Maßnahmen sind für die nächsten fünf Jahre am häufigsten angedacht? In die Dach-, Außenwand- und Innendämmung planen der Umfrage zufolge 33 Prozent aller befragten Hauseigentümer zu investieren. Ebenfalls 33 Prozent denken über eine regenerative Warmwasseraufbereitung nach; ein Prozent mehr über eine effiziente Heizungsanlage. Bevorzugt werden dafür Luft-Wasser-Wärmepumpen (27 Prozent). Jedoch ist auch das Interesse an Gas-Brennwertthermen wieder gestiegen (von 20 Prozent in 2023 auf 26 Prozent in 2024). Hoch im Kurs stehen zudem Maßnahmen zur Stromgewinnung oder Stromeinsparung. Hier gaben 41 Prozent der an den Interviews Teilnehmenden an, aktiv werden zu wollen. So planen beispielsweise 18 Prozent der Hauseigentümer eine PV-Anlage zu installieren.

Ukrainekrieg und CO2-Steuer befördern energetische Sanierung

Auch zu den Hintergründen haben die Analysten von Sirius Campus nachgefragt: Einer der größten Motivatoren für energetische Sanierungen, vor allem für den Einbau einer Wärmepumpe, war demnach der Energiepreisschock zu Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Während in 2023 noch die Hälfte der Befragten (49 Prozent) sehr wahrscheinlich von steigenden Gas- und Ölpreisen ausgingen, waren es in 2024 nur noch 42 Prozent. Dagegen sei das Wissen über die CO2-Bepreisung von 21 Prozent auf 28 Prozent der Haushalte, die sich mindestens damit beschäftigt haben, gestiegen. Weitere 44 Prozent haben zumindest von der CO2-Steuer gehört. Allerdings hat sich nur ein Zehntel aller Haushalte konkret mit der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) beschäftigt; 48 Prozent haben davon gehört.

Fehlende Überzeugung: Ist eine Energiewende wahrscheinlich?

Gleichzeitig fehlt vielen Befragten der Glaube an die Machbarkeit der Energiewende. Nur drei Prozent erwarten bis 2045 sehr wahrscheinlich sinkende Strompreise und 14 Prozent eine 90-prozentige Abdeckung des deutschen Energiebedarfs. Es zeige sich, so Sirius Campus, ein positiver Zusammenhang zwischen staatlichen Förderangeboten über Vorteilswahrnehmung von energetischen Sanierungen bis hin zur konkreten Investitionsplanung. Dieser Zusammenhang werde durch eine positive Einstellung beziehungsweise den Glauben an die Energiewende zusätzlich verstärkt. „Die fehlende Überzeugung, vielleicht auch sogar der fehlende Mut für die Energiewende erstaunt nicht nur wegen Deutschlands historisch großer Technologiekompetenz und -verliebtheit“, so Dr. Oliver Gaedeke, Geschäftsführer von Sirius Campus. Seine Befürchtung: „Das Verharren in alternde Technologien wird nicht nur privaten Haushalten, sondern auch der deutschen Wirtschaft mit ihren hohen internationalen Verflechtungen schaden.“

Gute Argumente für eine Investition

Besonders überzeugend für eine Investitionsentscheidung seien die Motive Energiesparen, Wertsteigerung der Immobilie und Klimaschutz durch CO2-Reduktion. Vermieter motiviert zusätzlich, ihren Anteil an den CO2-Kosten zu reduzieren. „Hieraus ergeben sich klare Empfehlungen für die Sanierungsberatung von privaten Haushalten“, schlussfolgert Dr. Gaedeke. Argumente entlang des Energiesparpotenzials hätten den größten Einfluss auf die Entscheidung. „Eine Kalkulation zum häufig auch gegebenen Geldsparen macht interessierte Haushalte eher misstrauisch und skeptisch“, so der Geschäftsführer von Sirius Campus.

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Von Sirius Campus / Marc Daniel Schmelzer