BHKW-Technik in der Industrie
Die günstige Verfügbarkeit von Strom und Wärme ist für produzierende Unternehmen unverzichtbar – Kosten müssen kalkulierbar, die Versorgungssicherheit garantiert sein. Bei der Rendsburger Oxytabs GmbH entschied man sich deshalb für BHKW-Technik und sorgte damit auch für einen höheren Autarkiegrad.
Zwischen dem Chemieunternehmen Oxytabs und dem BHKW-Hersteller RMB/Energie gibt es einige interessante Parallelen: Beide wurden als Familienunternehmen gegründet, weil ihre Inhaber von der Marktchance einer guten Idee überzeugt waren und sie diese in aller Konsequenz umgesetzt haben. Beide Unternehmen sind sehr fokussiert in einem eingegrenzten Produktbereich erfolgreich – die von Anne Lie und Robert Vesterager in zweiter Generation geführte Oxytabs GmbH verzichtet dabei auf einen eigenen Markenauftritt am Point of Sale: Als „privates Label“ fertigen und konfektionieren sie in marktführender Stellung im Auftrag und unter dem Etikett anderer namhafter Marken Reiniger- und Entkalkungsprodukte – unter anderem für Kaffeevollautomaten in Pulver-, Tabletten- oder flüssiger Form.
Offeriert werden zudem Produkte für landwirtschaftliche Betriebe. Neben dem Firmensitz im schleswig-holsteinischen Rendsburg gibt es einen weiteren Produktionsstandort im sächsischen Freiberg.
Bei dem norddeutschen BHKW-Hersteller RMB/Energie ist es ähnlich. 2008 im Saterland gegründet, schickte sich das Unternehmen an, mit Blockheizkraftwerken im kleinen und mittleren Leistungsbereich in die Liga der Marktführer aufzusteigen, was ihnen – seit 2015 zum weltweit operierenden Motorenkonzern, der Yanmar Gruppe gehörend – auch gelang. RMB/Energie vertreibt seine Blockheizkraftwerke ebenfalls nicht nur unter der eigenen Marke, ein „neoTower“ steckt auch hinter manchem Label anderer Unternehmen der Heiztechnik-Branche. Wie bei RMB/Energie lässt sich übrigens auch bei Oxytabs das rasche Wachstum an immer neuen Gebäuden zur Kapazitätserweiterung ablesen.
Höhere Unabhängigkeit durch Photovoltaik und Blockheizkraftwerke
Als bei dem Chemieunternehmen im Frühjahr 2021 die sechste Halle als Zentrallager mit einer Grundfläche von 2 320 Quadratmeter neu geplant wurde, bestand nicht nur die Notwendigkeit die Wärmeversorgung auch für diesen Komplex sicherzustellen, sondern es war beabsichtigt, durch Kraft-Wärme-Kopplung zugleich den Grad der Energieautarkie auf eine höhere Stufe zu heben. Durch eine Photovoltaikanlage mit 300 Kilowattpeak (Kostal) und mit neuen Blockheizkraftwerken sollte dieses Ziel erreicht werden.
Die Rendsburger hatten mit der Kraft-Wärme-Kopplung bereits positive Erfahrungen gesammelt, denn schon zu einem früheren Zeitpunkt waren drei kleine Blockheizkraftwerke eines anderen Herstellers und eine Photovoltaikanlage mit 100 Kilowattpeak (Fronius) in weiteren Gebäuden ans Netz gegangen. Bei der Entscheidung für zentrale Stromerzeugung spielten nicht nur die Ökologie und Energiekosten eine Rolle, sondern tatsächlich auch die Versorgungssicherheit.
BHWK-Motoren mit Erdgas, Biomethan oder Wasserstoff-Beimischung
Für die neue Halle wählte man mit zwei Blockheizkraftwerken vom Typ neoTower 25.0 eine sowohl strom- als auch wärmeseitig leistungsfähige Variante, denn die beiden Geräte liefern stufenlos modulierend zwischen 12,5 (einzeln) und 50 Kilowatt (kombiniert) elektrisch und zwischen 34,8 Kilowatt und 109,8 Kilowatt thermisch. Die Installation übernahm die Krauss Haustechnik GmbH aus Klein Offenseth-Sparrieshoop.
In den Blockheizkraftwerken kommen Yanmar Gasmotoren zum Einsatz, die wahlweise mit Erdgas oder Biomethan betrieben werden können und zudem für Wasserstoff-Beimischungsquoten bis zu 40 Prozent freigegeben sind. Der beachtliche Hubraum von 3,3 Liter ermöglicht in Verbindung mit der niedrigen Betriebsdrehzahl (1 530 Umdrehungen pro Minute) und einem Motorölvolumen von 90 Litern besonders lange Wartungszyklen (8 000 Betriebsstunden). Eine permanente Fernwartung, Fernüberwachung, -auswertung und -meldung sichert darüber hinaus den dauerhaft störungsfreien Betrieb der Anlage.
Auslegung für maximale Laufzeiten
Die Hydraulik der beiden BHKW ist auf maximale Betriebszeiten ausgelegt. Entsprechend muss der ebenfalls neu installierte gasbetriebene Spitzenlastkessel mit 250 Kilowatt Nennwärmeleistung nur so selten wie möglich einspringen. Dimensioniert ist er dennoch so, dass er die Wärmeversorgung gegebenenfalls auch alleine sicherstellen könnte.
Alle Wärmeerzeuger speisen einen Schichtenlade-Pufferspeicher mit 6 500 Litern Fassungsvermögen. Für die neu gebaute Halle allein ist die Anlage übrigens überdimensioniert. Das geschah mit Absicht, denn für die nähere Zukunft ist geplant, die Heizung im benachbarten Haupt- und Verwaltungsgebäude stillzulegen und die übrigen Gebäude ebenfalls mit an diese Anlage anzubinden.