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Fraunhofer ISE findet heraus: 27.03.2025, 11:48 Uhr

Leistung bei PV-Modulen häufig zu hoch angegeben

Sie können oft weniger, als die Hersteller versprechen: Forschende des Fraunhofer ISE haben über 70.000 Leistungsmessungen an Photovoltaik-Modulen analysiert und dabei Erstaunliches herausgefunden.

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Foto: PantherMedia / Daniel Schoenen

Ein Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE hat über 70.000 Leistungsmessungen ausgewertet, die im Kalibrierlabor des Instituts, dem CalLab PV Modules, seit 2012 durchgeführt wurden. Demnach wurde bis zum Jahr 2016 im Durchschnitt mehr Leistung gemessen, als vom Hersteller versprochen wurde. Seit 2017 aber gibt es eine steigende negative Diskrepanz zwischen der Leistungsangabe der PV-Modulhersteller und den Messergebnissen des Forschungsinstituts. Insbesondere für die Jahre 2020 bis 2023 identifizierten die Forschenden einen negativen Trend, der zu einer durchschnittlichen Minderleistung von etwa 1,3 Prozent führte. Betrachtet wurden monokristalline Silizium PV-Module unter standardisierten Bedingungen.

Bis zum Jahr 2016 wurde im Labor des Fraunhofer ISE im Durchschnitt mehr Leistung gemessen als vom Hersteller versprochen. Seither ist ein negativer Trend zu erkennen, der sich insbesondere in den Jahren 2020 bis 2023 abzeichnet. Grafik: Fraunhofer ISE

Module von 15 Herstellern überprüft

Die Daten wurden für die Auswertung nach geeigneten Kriterien gefiltert. Zunächst entfernten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler inkonsistente Daten, beispielsweise Module ohne Seriennummer, Typenbezeichnung, defekte Module und Module ohne Nominalwert. Danach wurden weitere Filter angewendet, die statistische Verzerrungen zum Beispiel aufgrund der unterschiedlichen Prüfmusteranzahl je Messkampagne des gleichen Projekts und Typs ausschließen und die sicherstellen, dass nur Messdaten von neuwertigen Modulen in die Auswertung flossen.

Um ein Ergebnis zu erzielen, das vor allem repräsentativ für Modulabnehmer ist, wurden darüber hinaus nur Daten aus Projekten betrachtet, bei denen der Auftraggeber und der Hersteller nicht übereinstimmen. Außerdem wurden nur Modulhersteller in die Betrachtung einbezogen, die im jeweiligen Betrachtungsjahr zu den Top 10 Herstellen gehörten, sodass insgesamt Module von 15 Herstellern in die Auswertung einflossen.

Trendwende ab 2024?

Die Analyse der Leistungsmessungen zeigte, dass von 2012 bis 2016 Messabweichungen im üblichen Bereich existierten, der Unterschied lag im Durchschnitt stets unter einem Prozent. Häufig wurden auch positive Abweichungen gemessen. Im Jahr 2016 lag der Unterschied zwischen den Leistungsangaben des Herstellers und der gemessenen Leistung im Labor des Instituts bei durchschnittlich 0,6 Prozent. „Seitdem zeigen die Daten allerdings einen negativen Trend“, berichtet Daniel Phillip, Leiter der Abteilung Modulcharakterisierung und Zuverlässigkeit am Fraunhofer ISE.

Bereits 2024 veröffentlichten die Forschenden eine Statistik zur angegebenen und im Labor gemessenen Leistung. Im Rahmen des 40. PV-Symposiums Anfang März im bayerischen Bad Staffelstein stellen sie aktualisierte Daten zur Leistungskonformität vor, die nun auch die erhobenen Daten aus 2024 beinhalten. „Im Jahr 2024 beobachten wir eine leichte Trendwende, aber immer noch im Mittel starke negative Abweichungen von 1,2 Prozent“, so Daniel Phillip. Dies könne ein Hinweis darauf sein, dass die Herstellerfirmen die Tendenz zu „optimistischen“ Leistungsangaben als Problem erkannt haben, konstatiert der Wissenschaftler. „Wenn wir davon ausgehen, dass unsere Daten repräsentativ für den deutschen Installationsmarkt sind, entspricht eine durchschnittliche Minderleistung von 1,2 Prozent bei einem Zubau von 16,2 Gigawatt im Jahr 2024 einer Gesamtleistung von etwa 195 Megawatt“, rechnet Philipp vor. Dies entspreche der Nennleistung von einem der größten Solarparks in Deutschland.

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Von Fraunhofer ISE / Marc Daniel Schmelzer