Ökostrom: Zahl der Anlagen deutlich gestiegen
2023 betrug der Anteil erneuerbarer Energien am deutschen Stromverbrauch erstmals mehr als 50 Prozent. Und auch bei den neu installierten Anlagen zur Generierung von Wind- und Sonnenenergie gab es deutliche Zuwächse. Die Bundesnetzagentur legte nun vorläufige Zahlen dazu vor.
„Vor allem beim Zubau von Photovoltaik-Anlagen haben wir einen großen Schritt nach vorn gemacht“, berichtet Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. Die Zubauleistung habe sich gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt. „Beim Wind an Land sind wir noch nicht da, wo wir hin wollen. Optimistisch stimmt mich aber, dass 2023 deutlich mehr Genehmigungen ergangen sind. Das wird sich in steigenden Zubauzahlen auszahlen“, so Müller. Insgesamt stieg die installierte Leistung von Erneuerbare-Energien-Anlagen nach den Erhebungen der Bundesnetzagentur im vergangenen Jahr um 17 Gigawatt auf eine Gesamtleistung von knapp 170 Gigawatt (plus zwölf Prozent im Vergleich zu 2022).
Solarleistung fast verdoppelt
Der Zubau der Solarleistung hat sich 2023 mit 14,1 Gigawatt im Vergleich zum Vorjahreszubau fast verdoppelt (2022: rund 7,5 Gigawatt). Dies sei auf zahlreiche private Anlagen zurückzuführen, so die Bundesnetzagentur. Nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) wurden im vergangenen Jahr in Deutschland mehr als eine Million neue Solaranlagen zur Strom- oder Wärmeerzeugung installiert, mehr als jemals zuvor. Für 2024 rechnet der Branchenverband aufgrund von weiter steigenden Strompreisen und einer attraktiven Förderkulisse mit einer anhaltend hohen Nachfrage. Eine aktuelle YouGov-Erhebung stützt die Prognose: Im Dezember 2023 hatten die Meinungsforscher im Auftrag des BSW rund 1.000 Immobilienbesitzende befragt. Danach können sich 69 Prozent der Eigentümer von Wohnimmobilien – die über geeignete Dachflächen verfügen – vorstellen eine Solaranlage auf ihrer Dachfläche zu errichten. 16 Prozent planen dies bereits in den kommenden zwölf Monaten.
Ebenfalls einen verstärkten Zubau von Solaranlagen gab es 2023 auf gewerblichen Dächern und auf Freiflächen. Auf Firmendächern wurden mit rund 2,5 Gigawatt knapp ein Fünftel (18 Prozent) der neu installierten solaren Kraftwerksleistung installiert, rund 75 Prozent mehr als im Jahr 2022.
In Bayern wurde 2023 mit insgesamt 3,5 Gigawatt die meiste Solarleistung installiert. Am Jahresende betrug die installierte Gesamtleistung deutschlandweit 81,7 Gigawatt, ein Großteil der privat betriebenen Gebäudeanlagen umfasst einen Speicher. 2023 war dies bei einem Anteil von rund 70 Prozent der Solaranlagen der Fall.
Solarstrom für Jedermann: Boom bei Balkonanlagen
Als sogenannte Balkonanlagen (steckerfertige Solaranlagen) registrierte die Bundesnetzagentur 2023 etwa 260 000 Anlagen im Marktstammdatenregister. Dies sind dreimal so viele wie im Vorjahr. Dieser Boom an Balkonanlagen hat am gesamten deutschen Solarzubau einen Anteil von 1,5 Prozent (0,2 Gigawatt). Die Bundesnetzagentur geht davon aus, dass die tatsächliche Anzahl dieser Anlagen noch höher ist, da vermutlich nicht alle Balkonanlagen registriert sind.
Wind an Land mit Luft nach oben
Die im Jahr 2023 zugebaute Windleistung liegt mit 2,9 Gigawatt über dem Vorjahresniveau. In diesem Zubauwert sind von den neu in Betrieb genommenen Anlagen die stillgelegten Anlagen abgezogen. Die installierte Gesamtleistung am Jahresende 2023 beträgt damit 60,9 Gigawatt. Bis 2030 soll die installierte Leistung auf 115 Gigawatt steigen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten jährlich 7,7 Gigawatt zugebaut werden.
Die meisten Windenergieanlagen gingen im vergangenen Jahr in Schleswig-Holstein (1,1 Gigawatt) neu in Betrieb. In den süddeutschen Flächenländern Bayern und Baden-Württemberg kamen zusammen rund 0,08 Gigawatt durch Windenergieanlagen neu ans Netz (Bayern: 0,023, Baden-Württemberg: 0,054).
Interessant: 2023 wurden 80 Prozent mehr Genehmigungen für Windenergieanlagen an Land erteilt, als im Vorjahr (insgesamt für rund acht Gigawatt, die nach Einschätzung der Bundesnetzagentur voraussichtlich in den kommenden Jahren realisiert werden).
Ein neuer Windpark auf See
Ein Windpark auf See mit 27 Windenergieanlagen ging im vergangenen Jahr neu in Betrieb (Windpark Arcadis Ost I mit einer Leistung von 0,3 Gigawatt in der Ostsee). Damit wurde 2023 in etwa genauso viel Windleistung auf See zugebaut wie im Vorjahr. Insgesamt ist somit derzeit eine Leistung von 8,5 Gigawatt in Ost- und Nordsee installiert.
Anteil der Biomasse verdoppelt
Auch Biomasseanlagen werden unter erneuerbaren Energien subsumiert. Ihr Zubau hat sich 2023 mit 0,12 Gigawatt im Vergleich zum Vorjahr auf niedrigem Niveau verdoppelt. Den größten Anteil daran haben drei neu in Betrieb genommene Heizkraftwerke, die neben Strom auch Nutzwärme erzeugen. Damit sind deutschlandweit insgesamt rund neun Gigawatt Biomasseleistung in Betrieb.
Die Grundlage für die von der Bundesnetzagentur ermittelten Daten bilden die Registrierungen im Marktstammdatenregister (MaStR). Für den Monat Dezember wurden sie abgeschätzt. Darin müssen alle netzgekoppelten Stromerzeugungsanlagen und Batteriespeicher registriert werden.