Wie sicher sind Batteriespeichersysteme?
Mit validierten Fakten beantworten konnten diese Frage bisher weder Forschende noch die Industrie. Eine Studie der RWHT Aachen liefert nun erstmals Zahlen.
Batteriespeichersysteme erfüllen eine wichtige Funktion bei der Energiewende, um flexibel Phasen ohne verfügbare erneuerbare Energie zu überbrücken. Die Zahl der Heimspeichersysteme in Deutschland steigt daher kontinuierlich an und hat bereits Ende 2023 die Marke von einer Million überschritten. Parallel haben vereinzelt vorkommende Brandereignisse von PV-Speichern in den Jahren 2022 und 2023 zu einer ausführlicheren medialen Berichterstattung und politischen Diskussionen geführt. Jedoch fehlten bisher verlässliche statistische Daten zur Einordnung des tatsächlichen Brandrisikos, was zu Unsicherheiten bei Nutzenden als auch beim Regelsetzer im Hinblick auf den richtigen Einsatz der Batterietechnologie geführt hat.
Brandereignisse in Deutschland ausgewertet
Die Studie der RWTH Aachen, veröffentlicht unter dem Titel „Quantitative Fire Risk Assessment of Battery Home Storage Systems in Comparison to General House Fires in Germany and Other Battery Related Fires“, bietet nun erstmals eine verlässliche Grundlage für die Einordnung des Brandrisikos von Hausspeichern. Für die Untersuchung nutzten Forschende des Instituts für Stromrichtertechnik und elektrische Antriebe (ISEA) alle öffentlich zugänglichen Meldungen über Brandereignisse aus den Jahren 2022 und 2023 in Deutschland. Auf deren Basis wurden die Brandrisiken von Batteriespeichersystemen im Vergleich zu anderen Haushaltsgeräten und Technologien wie Photovoltaik-Systemen und Elektrofahrzeugen analysiert.
Brandrisiko von Batteriespeichern genauso gering wie bei vielen Haushaltsgeräten
Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Wahrscheinlichkeit eines Brandes durch Batteriespeicher ähnlich gering und zum großen Teil geringer ist als bei anderen elektrischen Haushaltsgeräten. Demnach beträgt die Wahrscheinlichkeit eines Brandes durch Batteriespeicher lediglich 0,0049 Prozent pro Jahr. Dies entspricht einer 50-mal niedrigeren Wahrscheinlichkeit als bei allgemeinen Hausbränden. Große Batteriespeichersysteme weisen aufgrund ihrer höheren Energiekapazitäten eine noch geringere Brandwahrscheinlichkeit (0,015 Prozent pro Megawattstunde) auf.
In Relation zu Haushaltsgeräten wie Wäschetrocknern (0,0037 Prozent) oder Kühlschränken (0,0012 Prozent) liegt das Risiko von Batteriespeichern in einem vergleichbar niedrigen Bereich. Elektrofahrzeuge (0,024 Prozent) und Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor (0,089 Prozent) sind laut der RWTH-Studie deutlich häufiger von Bränden betroffen. „Unsere Untersuchung zeigt, dass Batteriespeicher eine sichere Technologie darstellen, die das allgemeine Brandrisiko in Haushalten nicht messbar erhöht“, so Hauptautor Florian Hölting vom Institut für Leistungselektronik und Elektrische Antriebe (ISEA) der RWTH Aachen. Und Urban Windelen, Geschäftsführer des Bundesverbands Energiespeicher Systeme (BVES) ergänzt: „Die Studie leistet einen wichtigen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion um die Sicherheit von Hausspeichern.“
Energiewende durch Ausbau der Speichertechnologie möglich
Batteriespeicher in Haushalten und Gebäuden spielen eine zentrale Rolle bei der Energiewende, da sie die Flexibilität bieten, Phasen ohne verfügbare erneuerbare Energie zu überbrücken und gleichzeitig das Energiesystem entlasten. Auf der Weltklimakonferenz COP28 im November 2023 einigten sich die teilnehmenden Staaten in Dubai auf eine kapazitäre Verdreifachung erneuerbarer Energien bis 2030. Solarenergie und Windkraft stehen dabei im Mittelpunkt. Der im April 2024 veröffentlichte Sonderbericht „Batteries and Secure Energy Transitions“ der Internationalen Energie-Agentur (IEA) betont, dass diese Zielsetzung nur durch einen massiven Ausbau von Speicherkapazitäten erreicht werden kann. Die IEA erwartet, dass etwa 90 Prozent der benötigten Speicherkapazität durch Batteriespeicher abgedeckt werden, was ein jährliches Wachstum von 25 Prozent erfordert.
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