Farbliche Anpassungen erhöhen die Akzeptanz
Im Rahmen einer Studie haben sich Forschende mit der Frage beschäftigt, welche Faktoren die Akzeptanz von bauwerkintegrierter Photovoltaik steigern können. Abhängig vom Gebäudetyp fallen die Antworten sehr unterschiedlich aus.
Das Institut für Psychologie der Universität Freiburg und das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE haben gemeinsam eine Studie zur sozialen Akzeptanz bauwerkintegrierter Photovoltaik (PV) durchgeführt. Ein Ergebnis: Generell ist die Akzeptanz von Photovoltaik im urbanen Raum bereits sehr hoch. Allerdings wird PV an modernen Bauwerken positiver bewertet als an historischen Gebäuden. Eine farbliche Anpassung der PV-Anlage an das Gebäude erhöhe die Akzeptanz weiter, so die Studienverfassenden. Handelt es sich um eine nahezu unsichtbare Integration, sind tatsächlich keine Akzeptanzunterschiede mehr für unterschiedliche Gebäudetypen feststellbar.
Einschätzung online und in Präsenz abgefragt
Die Studie, die im Rahmen des Exzellenzcluster livMatS der Universität Freiburg durchgeführt wurde, wertet zwei Befragungen aus: Eine Online-Umfrage anhand von Fotos und eine Erhebung in Präsenz mit Ansichtsexemplaren von verschiedenfarbigen PV-Modulen mit MorphoColor-Technologie. Dabei handelt es sich um am Fraunhofer ISE entwickelte, solare Fassadenelemente, die nahezu unsichtbar und ohne nennenswerten Wirkungsgradverlust in eine Gebäudehülle integriert werden können. Die Plug-in-Lösung lässt sich mit allen gängigen sowie den absehbaren zukünftigen PV-Technologien einsetzen und ist kostengünstig industriell herstellbar. Besonders gut eignen sich Zell- und Modultechnologien, die einen homogenen optischen Eindruck liefern. Dazu gehören rückseitenkontaktierte Solarzellen oder die ebenfalls am Fraunhofer ISE entwickelte Matrix-Schindeltechnologie – eine Montagemethode, die an das Prinzip eines Mauerwerks erinnert.
Ästethik wichtig für Akzeptanz
„Eine wichtige Erkenntnis der Studie ist, dass die soziale Akzeptanz für PV-Anlagen abhängig von Gebäudetyp und optischem Eindruck ist. Diese zwei Faktoren wiegen viel schwerer, als personenbezogene Variablen wie persönliche Werte, politische Einstellungen oder Umweltbedenken“, so Angela Zhou, Masterandin an der Universität Freiburg und Hauptautorin der Studie. Andreas Wessels, Doktorand am Fraunhofer ISE und Co-Autor der Untersuchung, ergänzt: „Die Studie gibt erste Einblicke zur sozialen Akzeptanz von PV-Anlagen auf und an Gebäuden und bestätigt, dass die Akzeptanz für PV-Anlagen durch eine gute visuelle Integration mit farbigen Modulen tatsächlich gesteigert werden kann – und das insbesondere für historische Gebäude.“
So könne aus der Studie geschlossen werden, dass es für Bestandsbauten sinnvoller ist, PV-Module so auszuwählen, dass sie sich homogen in das Erscheinungsbild des Gebäudes einfügen, anstatt PV als architektonischen Akzent zu nutzen. Eine große Bandbreite an verschieden aussehenden PV-Modulen sei damit für verschiedene Gebäudekontexte wichtig, so die Forschenden. Photovoltaik in Kombination mit Neubauten wurden in der Studie nicht untersucht.
PV wichtiger Baustein für Gelingen der Energiewende
Bereits heute befindet sich 75 Prozent der installierten PV an Gebäuden. Der Markt für Photovoltaik an Gebäuden wächst kontinuierlich und birgt großes Potenzial. So werden für ein Gelingen der Energiewende in Deutschland bis 2045 rund 400 Gigawatt Peak an installierter PV-Leistung benötigt. Mit einem technischen Potenzial von etwa 1.000 Gigawatt Peak kann Photovoltaik an Gebäuden einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors und bebauter Infrastruktur leisten ohne zusätzliche Flächen zu beanspruchen.