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Auswertung für Januar bis März 2025 25.04.2025, 13:38 Uhr

Stromverbrauch: Anteil der Erneuerbaren stark gesunken

Erneuerbare Energien deckten im ersten Quartal 2025 nur noch rund 47 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland – deutlich weniger als zuletzt. Was sind die Gründe?

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Foto: PantherMedia/eyematrix

Beim Blick in die Statistiken der vergangenen Jahre setzte sich ein Trend stets fort: Der Anteil erneuerbarer Energien am deutschen Stromverbrauch stieg permanent an. Doch diese Entwicklung hat nun – zumindest vorübergehend – ein Ende. Nach vorläufigen Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sank der Anteil von Wind, Sonne & Co. im ersten Quartal 2025 auf rund 47 Prozent.

Flaute bei der Windenergie

Insgesamt erzeugten Erneuerbare-Energien-Anlagen von Januar bis März 63,5 Milliarden Kilowattstunden Strom, Das sind rund 16 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Rückgang habe witterungsbedingte Ursachen, so der BDEW. Vor allem die Stromerzeugung aus Windenergie habe unter den windschwachen Monaten Februar und März gelitten. Dies gelte sowohl für die Windkraft an Land als auch auf See. Die Stromproduktion durch Windenergieanlagen auf See sank um 31 Prozent, während die Analysten für die Windenergie an Land ein Minus von 22 Prozent verzeichneten. Insgesamt wurden durch Windkraftanlagen im ersten Quartal 2025 33,3 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt, rund 14 Milliarden Kilowattstunden weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit deckten sie rund ein Viertel des deutschen Bruttostromverbrauchs ab. Bemerkenswert bleibt: Seit April 2024 wurden insgesamt 872 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 4,3 Gigawatt zugebaut. Bei mit den Vorjahren vergleichbaren Witterungsbedingungen wäre die Stromerzeugung aus Wind somit deutlich gestiegen.

Wasserkraft bleibt konstant

Ein niederschlagsarmer Februar und März sorgten nach den Auswertungen von BDEW und ZSW auch bei der Wasserkraft für Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr. Sie trug im Zeitraum Januar bis März 4,2 Milliarden Kilowattstunden Strom zur Stromerzeugung bei – etwa 26 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Hier hatten allerdings außergewöhnlich gut nutzbare Niederschlagsmengen zu einem starken Anstieg der Stromerzeugung aus Wasserkraft geführt. Nach den neuesten Zahlen entspricht der Anteil der Wasserkraft nun wieder genau dem ersten Quartal 2023 (drei Prozent des deutschen Stromverbrauchs).

Solarenergie mit Zuwächsen

Positiv habe sich hingegen die Stromerzeugung aus Photovoltaik entwickelt: Der weitere Zubau von Solaranlagen sowie ein überdurchschnittlich sonniger März haben für einen spürbaren Anstieg der Solarstromerzeugung gesorgt, so die Analysten. Mit einem Plus von 3,2 Milliarden Kilowattstunden gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg die PV-Erzeugung im ersten Quartal um rund 32 Prozent und deckte damit zehn Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland. Allerdings habe der Zuwachs den starken Rückgang bei der Windenergie nicht vollständig kompensieren können.

Trotz Schwankungen auf dem richtigen Weg

„Die Erzeugung aus Erneuerbaren schwankt mit der Witterung“, sagt Kerstin Andreae. Dennoch leisten Wind- und Solarenergie mittlerweile einen zentralen und stetig wachsenden Beitrag zur Deckung des Strombedarfs, was zeige, wie leistungsfähig die Erneuerbaren heute bereits sind, so die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Und Professor Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg, ergänzt: „Die Zahlen unterstreichen einmal mehr: Windenergie und Photovoltaik sind DIE Säulen unserer Energieversorgung – heute und noch mehr in Zukunft. Um Versorgungssicherheit trotz witterungsabhängiger und auch saisonaler Schwankungen jederzeit gewährleisten zu können, muss der dynamische Ausbau der Erneuerbaren durch einen ebensolchen Ausbau der Infrastrukturen und Flexibilitätsoptionen flankiert werden.“

Anteil erneuerbarer Energien: Zwei Berechnungsmöglichkeiten

Den Ökostromanteil am Bruttostromverbrauch zu bemessen, ist die gängige Berechnungsgrundlage. Sie geht zurück auf europäische Vorgaben und steht im Einklang mit den Zieldefinitionen der Bundesregierung zum Ausbau der Erneuerbaren Energien. Eine andere Möglichkeit ist, den Anteil der Erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung zu messen. Sie umfasst die gesamte in Deutschland erzeugte Strommenge, also auch die exportierten Strommengen.

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Von BDEW / ZSW / Marc Daniel Schmelzer