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Branchentreff 19.04.2022, 08:20 Uhr

Die Präsenzmesse ist zurück: IFH/Intherm startet am 26. April

Die IFH/Intherm ist nach über zwei Jahren Zwangspause der erste große Branchentreff für direkte Kontakte und Geschäfte im Bereich Sanitär, Haus- und Gebäudetechnik. In sieben Hallen des Nürnberger Messezentrums bietet die Leistungsschau vom 26. bis 29. April einen kompletten Marktüberblick über die Produkte und Neuheiten der Branche.

Besuchermagnet im Süden: 2018 kamen rund 40 500 Fachbesucher zur IFH/Intherm. Foto: GHM

Besuchermagnet im Süden: 2018 kamen rund 40 500 Fachbesucher zur IFH/Intherm.

Foto: GHM

Auch 46 Jahre nach der ersten IFH im Jahr 1976 ist man in Nürnberg nicht vor Überraschungen gefeit: Durch die Verschiebung der SHK Essen in den September findet sich die Messe in einer bisher unbekannten Rolle wieder: In diesem Jahr ist die fränkische Leistungsschau plötzlich die erste SHK-Fachmesse des Jahres auf deutschem Boden – und noch dazu die erste in Präsenz durchgeführte seit 2019. Neben den Produktpräsentationen der Aussteller setzt die Fachmesse drei Themenschwerpunkte.

  • 1. Heiztechniken der Zukunft: Nach Jahren des Stillstands auf dem Wärmemarkt – Branchenverbände wie der BDH sprachen vom Modernisierungsstau – ist seit 2020 Bewegung in den Markt gekommen, die Installationszahlen steigen. Und so liegt ein wesentlicher Fokus (auch in Nürnberg) auf Heiztechniken, die mit erneuerbaren Energien arbeiten. Wärmepumpen sind in diesem Kontext derzeit die Technologie mit der höchsten Steigerungsrate (siehe auch Seite 20). Der jährliche Zuwachs an Solarthermie-Dachanlagen hingegen hält sich seit Jahren auf einem Niveau von 80 000 Stück. Auch wenn es hier keine sonderlichen Weiterentwicklungen gegeben hat, bleibt die Technik bewährt, insbesondere in der Kombination mit Gas-Brennwert. Eine andere Entwicklung nimmt derzeit die Photovoltaik: Sie festigt ihren Platz auf dem Dach einmal mehr gegen die Solarthermie, indem sie nun auch über das Thema Heizen mit Strom einen weiteren Nutzen erhält. Interessant werden Infrarotheizungen, elektrische Flächenheizungen und natürlich Wärmepumpen dann in Kombination mit PV. In den Messehallen der IFH werden dazu zahlreiche Neuerungen zu sehen sein. Zudem gibt es erste Heizsysteme am Markt, die auf einer Brennstoffzelle basieren. Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit ist hier allerdings zu beachten, welche Energiequelle zur Produktion von Wasserstoff zum Einsatz kommt.
  • 2. Hygiene: Das Thema Hygiene hat durch die Pandemie massiv an Bedeutung gewonnen. Hier stehen auf der Messe die Bereiche Lüftungsanlagen und Klimatechnik („Luftqualität in Innenräumen“) ebenso im Fokus wie der Sanitärbereich, beispielsweise bei der Wasseraufbereitung, mit berührungslosen Armaturen oder dem Generationenbad. Rund 40 Unternehmen präsentieren ihre Produkte und Lösungen zu Klima- und Wohnraumlüftungssystemen. Einige Klimatechnik-Hersteller haben auf Covid-19-Pandemie reagiert und bieten zudem Lösungen zur mobilen Luftreinigung an. Ein weiterer Treiber für den Bedeutungszugewinn der Raumlufttechnik sind verschärfte Effizienzanforderungen an Wohn- und Nichtwohngebäude. Die Bundesregierung will schrittweise die Standards für wesentliche Ausbauten, Umbauten und Erweiterungen von Bestandsgebäuden im Gebäudeenergiegesetz (GEG) anpassen, so dass die auszutauschenden Teile dem EH 70 entsprechen. Zum 1. Januar 2025 soll außerdem der Neubau-Standard KfW EH 40 gelten. Auch Trinkwasser-Bereitstellungen in Gebäuden stehen heute ganz im Zeichen der Hygiene und des Komforts. In Hotels, in der Gastronomie, in Einkaufszentren und vielen Firmenzentralen sind sie bereits seit Jahren Standard. Durch die Pandemie ist die Wahrnehmung für die sensorgesteuerten Möglichkeiten nochmals deutlich gewachsen.
  • 3. Smarte Gebäudeautomation: Auch die Gebäudeautomation gewinnt in Zusammenhang mit Klimaschutzpotenzialen weiter an Bedeutung. Das Thema Energiemanagement nimmt vor allem in Nichtwohngebäuden Fahrt auf. Die Home-Office-Erfahrungen der vergangenen Monate hat zudem im Wohnbau die Wahrnehmung in Richtung Smart Home geschärft und das Bedürfnis nach besserer Vernetzung sowie intelligenter Steuerungsoptionen verstärkt, die das Arbeiten von zu Hause aus verbessern. Andererseits führt die Flexibilisierung des Arbeitens von Vor-Ort-Präsenz und remote dazu, dass für Unternehmen Gebäudemanagementsysteme an Bedeutung gewinnen, die auf diese Entwicklung flexibel reagieren können. Damit wird das Thema (Daten-)Sicherheit, wie beispielsweise Hackerangriffe zuverlässig verhindert werden, noch wichtiger. Weitere Trend-Themen sind, aufgrund zunehmender Komplexität der Systeme und der Datenvolumina, Prozesse via Cloud zu externalisieren. KNX-Lösungen sind weiter Standard, werden aber vermehrt auch unter dem Aspekt der Langlebigkeit gesehen und wie IoT-Komponenten eingebunden. Dabei bieten die Automationskonzepte die größten Vorteile, wenn sie bereits in der Planungsphase eines Gebäudes aufgestellt und von Anfang an mitgedacht werden. Das Bedürfnis nach einfacher Bedienbarkeit nimmt über die zunehmende Komplexität der Systeme weiter zu. Experten erwarten, dass dieses Paradox bei der Bedienung wachsenden Komfort-Ansprüche für die Anbieter eine stete Herausforderung bleiben wird. Die Sektorkopplung führt zudem dazu, dass das Handwerk vermehrt vernetzt und technikübergreifend denken muss. Klassisches Denken in abgegrenzten Fachgebieten wird auf Dauer keine Zukunft mehr haben. Stattdessen gilt es, Gewerke zu vernetzen und Kooperationen zu schließen, mit dem Ziel, Gesamtlösungen für den Kunden aus einer Hand anzubieten. Aktuelle Entwicklungen sind auch in diesem Segment in Nürnberg zu sehen.

Fachinformationen im Forum

Ergänzend zum Austausch an den Messeständen haben Besucher täglich von 10 Uhr bis 16 Uhr die Möglichkeit im IFH/Intherm Forum mit Experten die neuesten Branchentrends zu diskutieren. Hier stehen ebenfalls die drei Fokusthemen im Mittelpunkt. Im Bereich Sanitär geht es beispielsweise um die Gefährdungsanalyse in der Trinkwasserinstallation, am Messemittwoch rückt das Generationenbad in den Mittelpunkt. Im Anschluss an den Fachvortrag gibt es von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr eine Expertenrunde mit Faktencheck und offener Diskussion. Hinzu kommen kostenfreie Schulungen für Monteure. Am Dienstag und Donnerstag von 10.50 Uhr bis 11.30 Uhr bekommen diese im Forum zum Beispiel praxisnahe Informationen zur Trinkwasserhygiene. Anmeldungen zu den Schulungen sind über die Messewebsite möglich.

 

 

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Von Marc Daniel Schmelzer