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GET Nord startet am 21. November 13.11.2024, 11:21 Uhr

Hamburger SHK-Messe zum Jahresabschluss

Die diesjährige GET Nord gibt Besuchenden vielfältige Impulse zur Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen und Einblicke in das Potenzial von Künstlicher Intelligenz. Rund 600 Unternehmen präsentieren vom 21. bis 23. November auf über 60.000 Quadratmetern ihre neuesten Produkte und Lösungen.

Rund 35.000 Fachbesuchende kamen 2022 zur GET Nord in die Hamburger Messehallen. Foto: Hamburg Messe und Congress / Romanus Fuhrmann

Rund 35.000 Fachbesuchende kamen 2022 zur GET Nord in die Hamburger Messehallen.

Foto: Hamburg Messe und Congress / Romanus Fuhrmann

Selbstlernende Energiesysteme, smarte Sensoren, vorausschauende virtuelle Assistenten – wer sich über den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in der Gebäudetechnik informieren möchte, findet auf der GET Nord umfangreich die Gelegenheit dazu. Die Fachmesse setzt ihren Schwerpunkt in 2024 auf das enorme Potenzial von KI.

Die dynamische Entwicklung von KI verändert bereits viele Branchen. Auch die Gebäudetechnik ist davon betroffen. Denn KI birgt erhebliche Vorteile für die Gebäudeperformance. Nach einer Studie der EnOcean Alliance, einem internationalen Zusammenschluss führender Unternehmen aus der Gebäude- und IT-Wirtschaft, zahlt sich die Digitalisierung und intelligente Automatisierung ganzer Gebäude und Gebäudekomplexe insbesondere bei gewerblich genutzten Immobilien aus: Energie- und CO2-Einsparungen bis zu 30 Prozent sowie reduzierte Raum- und Betriebskosten bis zu 40 Prozent sind hierdurch erzielbar. KI-basierte Softwarelösungen, deren Algorithmen Wetterdaten, Strompreise und Gebäudenutzung in Echtzeit analysieren, um die Heizungs-, Klima- und Lüftungsanlagensteuerung situativ anzupassen, machen aus Gebäuden selbstlernende Energiesysteme, die den Energieverbrauch automatisiert optimieren und so Kosten senken. Ferner ermöglicht KI eine vorausschauende Instandhaltung („Predictive Maintenance“). Indem sie Sensordaten wie Temperatur, Feuchtigkeit oder Druck ständig überwacht und potenzielle Schwachstellen frühzeitig identifiziert, können Wartungsarbeiten gezielt geplant und dadurch Ausfallzeiten minimiert oder vermieden werden. Zur Gebäudesicherheit leistet KI ebenfalls einen wertvollen Beitrag. So sind intelligente Überwachungssysteme in der Lage, verdächtige Aktivitäten oder Verhaltensmuster zu erkennen und automatisch darauf zu reagieren, und biometrische Zutrittskontrollen gewährleisten eine präzise Sicherheitsüberwachung.

KI im Handwerk auf dem Vormarsch

Zudem können Unternehmen mithilfe von KI in ihrer Organisation eine Vielzahl von Aufgaben automatisieren und Prozesse optimieren. Eine KI-gestützte Dokumentenverarbeitung beispielsweise überträgt alle relevanten Daten aus eingehenden Bestellungen, Auftragsbestätigungen und Rechnungen, ohne dass an irgendeiner Stelle händisch eingegriffen werden muss. Weitere Anwendungsfelder für KI sind die Zeiterfassung und die Materialverwaltung. Die Kundenkommunikation lässt sich durch Chatbots vereinfachen, die fähig sind, per Sprache oder Text eingegebene Fragen zu verstehen und eigenständig darauf zu antworten. Bei fortgeschrittenem Digitalisierungsgrad kann KI komplette Produktionsabläufe steuern. Eine 2023 durchgeführte Umfrage von „Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk“, ein Netzwerk des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), zu KI im Handwerk ergab, dass zwei Drittel der Betriebe bereits KI einsetzen und fast 90 Prozent davon überzeugt sind, dass KI in den nächsten zehn Jahren ein wesentlicher Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Branche sein wird. Ein zusätzlicher Beschleuniger für den Einsatz von KI in Unternehmen sind der Fachkräftemangel und die Fachkräftegewinnung. Denn KI-Anwendungen entlasten Mitarbeitende von Routinearbeiten, die stattdessen abwechslungsreichere Aufgaben erledigen können, was wiederum die Motivation steigert. Überdies sind Auszubildende und jüngere Bewerbende digitalisierte und KI-gestützte Abläufe aus dem Alltag gewohnt und erwarten, diese auch im ihrem zukünftigen Arbeitsumfeld anzutreffen.

Praxiserprobte Lösungen im Fokus

Ein wichtiger Anlaufpunkt für TGA-Planende, das Fachhandwerk sowie Bauherren, Projektentwickler und Gebäudeeigentümer ist in diesem Zusammenhang das 100 Quadratmeter große, begehbare E-Haus des Zentralverbands der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH), das in diesem Jahr auf den Einsatz von KI fokussiert. Herstellerübergreifend werden hier intelligent vernetzte Funktionalitäten auf dem neuesten Stand der Technik gezeigt, die sich für die Nachrüstung von Bestandsgebäuden und für den Gebäudeneubau eignen. Weitere Themen sind die netzorientierte Steuerung von Wärmepumpen, Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge oder Stromspeicher sowie variable Stromtarife. Zusätzlich beschäftigt sich das „Energy Forum – Erneuerbare Energien und E-Mobilität“, das Teil des Energy@GET Nord-Bereichs ist, in Vorträgen mit der digitalen Verbrauchsoptimierung des Gebäudebestands.

Darüber hinaus steht auf der Fachmesse die Digitalisierung des Handwerks im Mittelpunkt. Ergänzend dazu wird auf dem Verbändestand der E-Handwerke anschaulich über zukunftsweisende Trends und innovative Entwicklungen in der Elektrotechnik informiert. „Mit KI verknüpfte Lösungen spielen in der Gebäudetechnik zunehmend eine Rolle, insbesondere in den Bereichen Energiemanagement und Sektorkopplung. Damit werden auch die Schnittstellen zu den SHK-Gewerken größer“, so Heiko Nass, Präsident Norddeutscher Fachverband Elektro- und Informationstechnik.

Mobile Anwendungen statt Zollstock und Bleistift

Das Elektro- und SHK-Handwerk befindet sich mitten in der digitalen Transformation. Einerseits müssen die Unternehmen digitaler werden, damit sie wettbewerbsfähig bleiben und weiterhin wirtschaftlich erfolgreich sind. Andererseits brauchen sie eine agile Organisationsstruktur, um schnell auf Veränderungen und neue Kundenbedürfnisse reagieren zu können. Zudem treiben gesetzliche Regelungen die Digitalisierung in Unternehmen voran. Ein Beispiel dafür ist die ab dem 1. Januar kommenden Jahres geltende Pflicht, im Geschäftsverkehr (B2B) elektronische Rechnungen in einem strukturierten Format auszustellen, das dem europäischen Standard EN16931 entspricht und die elektronische Verarbeitung ermöglicht. Ein wichtiger Anlaufpunkt zur Information über branchenspezifische Softwarelösungen ist die Halle B2. Dort stellen Hersteller ihre jüngsten Entwicklungen für das Handwerk vor. Ein Schwerpunkt sind mobile Anwendungen, die einen durchgängigen Datenfluss zwischen Büro und Baustelle ermöglichen, wodurch zeitraubende Rückfragen, lästige Zettelwirtschaft und kommunikative Missverständnisse entfallen. Das reichhaltige Angebot umfasst Apps zur Konfiguration von Bad, Heizung, Elektroinstallationen und Smart Homes, zur Aufmaß- und Rechnungserstellung, zur Einsatzplanung und technischen Dokumentation von Arbeiten bis hin zur digitalen Zeiterfassung. Ferner werden Lösungen für das digitale Archivieren, Managen und Analysieren von Dokumenten und Daten vorgestellt. Weitere Themen sind die digitale Kalkulation und automatisierte Angebotserstellung.

Von Expertenwissen profitieren

Weiterhin erwartet Fachbesuchende ein hochkarätiges Rahmenprogramm, darunter als Teil des Energy@GET Nord-Bereichs das „Energy-Forum – Erneuerbare Energien und E-Mobilität“, das in diesem Jahr zum zweiten Mal stattfindet. Das Konzept mit den Themenschwerpunkten Energiewende, Sektorenkopplung und Digitalisierung basiert auf dem Dreiklang aus Wissensvermittlung, Inspiration und Networking und ist inhaltlich exakt auf die Bedürfnisse von Heizungs-, Gebäude- und Elektroplanende zugeschnitten. Darüber hinaus ist ein Besuch der Sonderschau Startup@GET Nord zu empfehlen. Hier stellen junge Unternehmen ihre Geschäftsmodelle, Produkte und Lösungen in den Bereichen Elektro-, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik vor, beispielsweise zur digitalen Planung von Heizungsanlagen, zur Organisation, Planung und Durchführung von Projekten im Handwerk sowie zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz.

Von Marc Daniel Schmelzer / Messe Hamburg