Light + Building: Neustart nach vier Jahren
Nach Corona-bedingter Pause in 2020 öffnet die Light + Building im März kommenden Jahres erstmals seit vier Jahren wieder ihre Tore. Vom 13. bis 18. März 2022 werden vor allem die Chancen der Digitalisierung das Geschehen auf der Weltleitmesse für Licht und Gebäudetechnik bestimmen.
In Frankfurt arbeitet man seit Monaten intensiv am Konzept für einen erfolgreichen Neustart der Light + Building, denn tatsächlich steht die international renommierte Fachmesse vor einem Neubeginn: Seit ihrer Premiere in der Mainmetropole im Jahre 2000 ist es den Verantwortlichen gelungen, die ehemals in Hannover angesiedelte Fachmesse für Licht (damals unter dem Label „Weltlichtschau“) zu einem Format mit globaler Strahlwirkung zu entwickeln. Seitdem war man verwöhnt: Die Besucher- und Ausstellerzahlen stiegen kontinuierlich, zuletzt (2018) freute sich die Messe Frankfurt über 220.000 Fachbesucher und 2.714 Aussteller – davon über 70 % aus dem Ausland. Dann kam Corona. Vier Monate vor Beginn der Light + Building 2022 äußern sich die Organisatoren deshalb zurückhaltend zu ihrer Erwartungshaltung. „Wir gehen derzeit von 1.600 Ausstellern aus“, so Johannes Möller, Leiter Brandmanagement für die Light + Building anlässlich eines Fachpressetermins. Sein Chef nebendran, Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung Messe Frankfurt, erwartet hier noch eine Steigerung: „Die Branche brennt darauf sich endlich wieder persönlich zu treffen.“
Digitalisierung kann Energiewende maßgeblich befördern
Im Fokus der nächstjährigen internationalen Leistungsschau stehen die Möglichkeiten und Chancen einer fortschreitenden Digitalisierung. „Energiewende und Digitalisierung sind untrennbar miteinander verbunden“, so Ingolf Jakobi, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH). Zahlreiche Erhebungen attestieren intelligenten Lösungen aus dem Bereich Gebäudetechnik ihre maßgebliche Bedeutung für das Gelingen einer Energie- und Wärmewende. Unlängst legte der Branchenverband Bitkom eine Studie vor, wonach die CO2-Emissionen im Gebäudesektor durch den zielführenden Einsatz von Gebäudeautomationslösungen bis zum Jahr 2030 um 14,7 Millionen Tonnen reduziert werden könnten. „Die Elektrifizierung ist ein wichtiger Hebel für weniger CO2-Emissionen. Die Elektroindustrie hält dafür zahlreiche zentrale Lösungen bereit“, sagt Klaus Jung, Fachverbandsgeschäftsführer Elektroinstallationssysteme des ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie). Ingolf Jakobi ist sich deshalb sicher: „Die Light + Building 2022 ist die Klimaschutzmesse par excellence.“
Raum- und Gebäudeautomationslösungen auf Westgelände konzentriert
Das neue Messe-Konzept sieht vor, dass die Branche sowohl vor Ort in Frankfurt als auch digital (in einem verlängerten Zeitraum unter dem Claim „Light + Building Digital Extension“ vom 13. bis 25. März 2022) zusammenkommen kann. Auf dem Gelände am Frankfurter Messeturm präsentieren die Aussteller auf 18 Hallenebenen die komplette Breite und Tiefe an Produkten für eine integrierte Gebäudeplanung. Alle stromführenden Gewerke sind hier vereint: von Licht- und Leuchtendesign über vernetzte Sicherheit und Gebäudeautomatisierung bis hin zu Elektroinstallationssystemen, intelligentem Energiemanagement und Anbietern von E-Ladeinfrastruktur. Das gesamte Spektrum der Haus- und Gebäudeautomation, Gebäudesystemlösungen, Elektroinstallationen sowie Netzwerk- und Gebäudesystemtechnik wird in den Hallen 9, 11 und 12 zu sehen sein. In thematischer Nähe ist außerdem ein Treffpunkt für Wissenstransfer und Networking zu branchenrelevanten Themen (Building Information Modeling, Power for Mobility) geplant. Um die Integration von Sicherheitssystemen, deren Vernetzung und die Einbindung in die technische Gebäudeautomation geht es auf der Intersec Building in Halle 8.0; Planern, Betreibern und Entwicklern von gebäudetechnischen Anlagen liefert zudem das Kongress-Format „Intersec Forum“ (14. bis 18. März) zusätzlichen fachlichen Input.
Messe definiert drei Top-Themen für die Light + Building 2022
Inhaltlich haben die Organisatoren der Messe drei Top-Themen identifiziert: Das Thema „Green Deal & Sustainability“ nimmt Systeme in den Fokus, die dazu beitragen, die Energieeffizienz von Gebäuden und Städten nachhaltig zu steigern. Die Basis dafür sind die optimale Nutzung von bebauten Flächen, eine breite Erfassung und Auswertung von Daten und möglichst geschlossene Ressourcenkreisläufe. Dazu gehören ökologische und recycelte Baumaterialien, der Einsatz von erneuerbaren Energien und eine automatisierte Gebäudetechnik. Bei „Electrification & Digitalisation“ stehen effiziente Planung, optimaler Energieeinsatz und der Komfort in Gebäuden im Mittelpunkt. Arbeiten die Systeme der Gewerke interoperabel und sind mit künstlicher Intelligenz gekoppelt, ist eine bedarfsorientierte Regelung einer Immobilie dauerhaft möglich. Im gleichen Zuge steigt die Sicherheit im Gebäude und vorausschauende Wartung verbessert den Einsatz von Ressourcen. Das dritte Top-Thema „Light & Design“ stellt das Licht in den Fokus. Für die Raum- und Gebäudeplanung spielt sowohl die Qualität als auch das Design der Beleuchtung eine wichtige Rolle. Das Thema Nachhaltigkeit zeigt sich sowohl bei der Verwendung von natürlichen Materialien und Farben als auch der Wiederverwertung von Ressourcen. Zudem hat Licht als Teil der Gebäudearchitektur Einfluss auf das Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit und die Sicherheit. Im UVC-Bereich ist die Desinfektion von Luft und Oberflächen möglich.
Veranstaltungskonzept den Bedingungen angepasst
Hinsichtlich des Sicherheitskonzeptes sei man in enger Abstimmung mit den Frankfurter Behörden und werde natürlich die im März geltende gesetzliche Regelung (2G, 3G, etc.) umsetzen, berichtet Messe-Chef Wolfgang Marzin. Darüber hinaus werden sich Besucher wie Aussteller auch an eine modifizierte Hallenplanung gewöhnen müssen: Gänge wurden verbreitert, größere Ausweichflächen geschaffen. Durch die erfolgreiche Durchführung der „Indoor-Air“ als Präsenzmesse im Oktober habe man zudem eine weitere wichtige Erkenntnis gewinnen können. Im Rahmen der Fachmesse für Lufthygiene und Luftqualität hätten zahlreiche Aussteller ihre Produkte getestet und damit die Luftqualität in der Messehalle 12 analysiert. Das Ergebnis: „In unseren Messehallen ist die Luftqualität genauso gut wie draußen“, so Marzin. Insofern hoffen die Organisatoren jetzt auf zahlreiche Besucher und sinkende Inzidenzwerte, um die Messe im kommenden März tatsächlich auch durchführen zu dürfen. Denn, so ZVEI-Fachverbandsgeschäftsführer Klaus Jung: „Für die Entwicklungsabteilungen in den Unternehmen ist es das Schlimmste ihre neuen Produkte nicht auf der Messe zeigen zu können.“
Parallel keine Luminale
Anders als bei vergangenen Veranstaltungen wird die Light + Building im kommenden Jahr übrigens nicht von der Luminale begleitet. Das internationale Licht- und Kulturfestival wird 2022 aus wirtschaftlichen Gründen pausieren. „Wir haben die Marke Luminale gemeinsam mit Partnern weiter auf- und ausgebaut. Im vergangenen Jahr musste die zehnte Luminale pandemiebedingt abgesagt werden, genauso wie die Light + Building. Leider befinden wir uns nach eineinhalb Jahren Pandemie nicht in der finanziellen Situation, dieses Projekt zu stemmen“, erläutert Wolfgang Marzin. Die Luminale genieße inzwischen den Ruf als Biennale für Lichtkunst und Stadtgestaltung mit hohem künstlerischen Anspruch – dennoch müsse man sich 2022 auf das Kerngeschäft konzentrieren.
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