Firmen setzen kaum auf Gebäudeautomation
Nur jedes achte Unternehmen nutzt digitale Gebäudetechnologien, um den eigenen Energieverbrauch zu reduzieren. Dabei ließe sich durch den Einsatz intelligenter Technik reichlich Gas und Strom sparen.
Kann in einem Bürogebäude jeder Angestellte eigenständig die Temperatur am Heizkörper regulieren oder wird sie in Abhängigkeit von Wetter und Raumnutzung automatisiert gesteuert? Läuft die Klimaanlage auf Hochtouren, während die Sommersonne durch die großen Fenster die Räume erhitzt? Oder fahren automatisch Jalousien herunter, wenn draußen gewisse Soll-Temperaturen erreicht werden? Mit einer intelligenten Gebäudeautomation können massiv Energie und CO2 eingespart werden. Allerdings nutzt nicht einmal jedes achte Unternehmen (12 %) solche Technologien, wie jetzt eine von Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführte Befragung offenbart.
Gebäudeautomation für ein Drittel aller Unternehmen uninteressant
„Welche der folgenden Maßnahmen haben Sie in Ihrem Unternehmen im Zusammenhang mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit bereits umgesetzt, planen Sie aktuell umzusetzen oder können es sich zumindest vorstellen?“ Dies war die Frage, die die Bitkom-Interviewer Vertretern von 506 deutschen Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitenden stellten. Neben den Unternehmen, die bereits Gebäudeautomationslösungen bei sich einsetzen, planen 22 % der Befragten, digitale Gebäudetechnologien demnächst zu installieren. 30 % können sich dies zumindest vorstellen, ohne jedoch entsprechende Pläne zu verfolgen. Für ein Drittel (32 %) ist der Einsatz intelligenter Gebäudeautomation generell kein Thema. Für Bitkom-Präsidiumsmitglied Matthias Hartmann ist dies nicht nachvollziehbar: „Angesichts knapper Gasspeicher ist Energiesparen das Gebot der Stunde.“ Im Gebäudesektor werde in Deutschland mit am meisten Energie und hier vor allem Gas verbraucht, neben Verkehr und industrieller Produktion sei er einer der wesentlichen Verursacher von CO2-Emissionen. „Digitale Technologien können hier den Ausstoß von Treibhausgasen und den Energiebedarf massiv senken. Die Unternehmen tun damit nicht nur dem Klima einen Gefallen, sondern reduzieren auf diese Weise auch ihre Energiekosten. Mit digitalen Technologien der Gebäudeautomation lässt sich die Energie- und Prozesseffizienz im Gebäude steigern und der Komfort für die Nutzer verbessern“, so Hartmann.
Klimaziele: Bitkom fordert digitale Renovierungswelle
Insgesamt können digitale Technologien nach Angaben des Branchenverbandes Bitkom fast ein Drittel dazu beitragen, dass der Gebäudesektor in Deutschland seine Klimaziele für das Jahr 2030 erfüllt. Bis zu 14,7 Millionen Tonnen CO2-Emissionen könnten so eingespart werden. Dies entspricht fast 30 % des im Klimaschutzgesetz formulierten Reduktionsziels für den Gebäudesektor von 51 Millionen Tonnen CO2. Maßgebliche Technologien seien eine smarte Steuerung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen. Weitere wichtige Einsatzfelder seien die Warmwassererzeugung und die Beleuchtung. „Mit Hilfe traditioneller energetischer Baumaßnahmen beziehungsweise Sanierung allein werden die nötigen Einsparungen nicht gelingen – schon allein deshalb, weil es kaum ausreichend Fachkräfte im Handwerk für ein solches Mammutprojekt gibt“, so Hartmann. Deshalb fordert er: „Wir brauchen eine stärker ergebnisorientierte Förderung, die den Einsatz digitaler Technologien berücksichtigt. Mehr noch: Wir brauchen eine digitale Renovierungswelle.“
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