Behagliche Wärme für Elefant und Giraffe
Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser, Büros: Für viele Gebäudetypen gibt es erprobte Konzepte für eine effiziente Wärmeversorgung. Die Realisierung von Heizkonzepten für Sonderbauten ist mitunter anspruchsvoller – vor allem, wenn tierische Nutzer davon profitieren sollen wie im Augsburger Zoo.
Mehr als 700 000 Menschen besuchen jährlich den Zoo in Augsburg. Damit nicht nur die Schwaben auch weiterhin zahlreich kommen, soll der Tiergarten regelmäßig neue Anziehungspunkte bieten. So wurde in den vergangenen Jahren unter anderem das Giraffenhaus modernisiert und erweitert, die Elefanten bekamen eine neue Anlage. Beheizt und beleuchtet werden die Innenräume beider Häuser mit Deckensystemen.
Ausbau steigert die Attraktivität
Die Anforderungen an Zoobetriebe wachsen ständig, was mit ein Grund für das neue Elefantenhaus war. Und weil zudem auch die Haltungsvorgaben für Giraffen nicht mehr erfüllt waren, musste der Augsburger Zoo zunächst ein neues Gehege bauen, um die höchsten Tiere der Welt wieder halten zu dürfen. Die Erweiterung und der Neubau sind eine Investition in die Zukunft. Denn beide Tierarten gehören zu den Besuchermagneten.
Zwei Jahre nach der Grundsteinlegung wurde das neue Elefantengehege im Jahr 2020 in Betrieb genommen. Mit 7,3 Millionen Euro ist es die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Augsburger Zoos. Mit einem Zuschuss in Höhe von zwei Millionen Euro beteiligte sich die Stadt Augsburg an den Baukosten. Zusammen mit seinem Förderverein „Freundeskreis“ hat der Tierpark 800 000 Euro gesammelt. Wie wichtig der Zoo für Augsburg ist, belegen die zahlreichen Sponsoren und Unterstützer. Ein großes Sponsorenschild am Eingang des Elefantenhauses benennt alle, die den Bau der neuen Anlage unterstützt haben. Dadurch konnte auch ein Umweltbildungszentrum ermöglicht werden, in dem vor allem Schüler und Schülerinnen Arten- und Umweltschutz erlernen und erleben. Die insgesamt 10 000 Quadratmeter große Anlage bietet heute Platz für bis zu fünf Elefanten. Einer davon ist Targa, mit 66 Jahren der älteste indische Elefant in Europa. Zwei weitere Elefantenkühe kamen 2020 aus Berlin hinzu.
Verbesserte Haltungsbedingungen
Die neue Elefantenanlage ist rund viermal so groß wie das frühere Areal und bietet seinen neuen Bewohnerinnen Wasserfall und Wasserbecken. In Gehegen von Elefanten staubt es oft, die Tiere bewerfen sich und ihre Gefährten gerne mit Sand. Deswegen bauen viele Tiergärten aufwendige Filteranlagen in die Gehege ein. Diese hat sich der Augsburger Zoo mit einem Bewässerungssystem erspart. Der sandige Boden kann mit einer App-gesteuerten Sprenkleranlage benässt werden: Das Wasser regnet auf den Sand, dazu lassen sich weit oben in der Halle Luken für einen Durchzug öffnen – womit das Staubproblem gelöst ist.
Mit der neuen Anlage ändert sich auch die Tierhaltung. Die Elefanten werden nun in sogenanntem „geschütztem Kontakt“ gehalten. Damit haben die Pfleger keinen unmittelbaren Kontakt mehr mit den Tieren. Die natürlichen Sozialstrukturen der Herde sollen dadurch gefördert werden, für die Pflegenden ist diese Methode sicherer.
Stolz sind sie im Zoo, dass sie mit relativ geringen Mitteln eine moderne, weitläufige Anlage gebaut haben, die auf dem neuesten Stand hinsichtlich Technologie und Haltung ist. Draußen gibt es einen Teich, und auch in der Halle dürfen die Elefanten baden. Die Tiere können sich auf der Anlage Tag und Nacht frei bewegen. Deckenstrahlplatten halten drinnen die Temperatur auf konstant 18 bis 19 Grad.
Elefantenhaus: Wärme strahlt von der Decke
Die Wärmeerzeugung erfolgt mittels Gasbrennwert-Doppelkesselanlage. Die Heizanlage beinhaltet unter anderem einen indirekt beheizten Heizungspufferspeicher und geregelte Pumpen mit Nachtabsenkung. Insgesamt 66 Deckenstrahlplatten des Typs Eco Evo Plus sind im 1 500 Quadratmeter großen Elefantenhaus montiert. Sie sind in Savannengelb ausgeführt, einer Sonderfarbe ähnlich RAL 1024. Durch die gebogene Dachform war die Montage herausfordernd, dennoch waren nach zwei Wochen alle Heizbänder vom herstellereigenen Montageteam fertig montiert.
Beleuchtet wird das Gebäude mit insgesamt 82 LED-Leuchten. Sie sind in die Platten integriert. Das vereinfachte die Montage unter dem neun Meter hohen Dach, denn sie wurden einfach durchverbunden und per Steckverbindung angeschlossen. Auf diese Weise konnten zusätzliche Kosten für Elektroarbeiten eingespart werden. Die LED-Leuchten bieten eine Lebensdauer von bis zu 100 000 Betriebsstunden bei mindestens 80 Prozent Restlichtstrom. Dank vorgesetzter Scheibe besteht ein hoher Schutz vor Beschädigung durch den von den Elefanten umher geworfenen Sand. Die Heizlast des Elefantenhauses liegt bei knapp 187 kW. Ausgelegt wurde die Leistung mit einer Vorlauftemperatur von 75 °C und einer Rücklauftemperatur von 55 °C.
Giraffenhaus: Referenz für gelungene Erweiterung
Verantwortlich für die Planung der Haustechnik im Elefantenhaus war die Augsburger Donner Planung GmbH für Haustechnik, die zwei Jahre zuvor bereits die Erweiterung des Giraffenhauses realisiert hatte. Auch hier kamen Deckenheizsysteme zum Einsatz: 25 Deckenstrahlplatten sorgen für die gewünschten 18 °C in dem 220 Quadratmeter großen Gebäude. Sie belegen eine Fläche von rund 160 Quadratmetern. Die Vorlauftemperatur beträgt hier 70 °C, die Rücklauftemperatur 50 °C. Die Heizlast liegt bei rund 80 kW.
Giraffenbullen können bis zu sechs Meter, die drei Kühe im Augsburger Zoo maximal viereinhalb Meter groß werden. Für die höchsten Tiere der Welt sind die Heizbänder an der acht Meter hohen Decke bestens geeignet, denn die Wärme verteilt sich gleichmäßig horizontal wie vertikal. So werden Boden, Wände und Tiere gleichmäßig ohne Kältelöcher erwärmt. Selbst bei nur kurzer Distanz zu den Platten herrschen angenehme Temperaturen ohne die Gefahr von Überhitzung oder gar Verbrennung. Für die passende Beleuchtung sorgen insgesamt 28 LED-Leuchten, die in die savannengelb lackierten Strahlplatten eingebaut sind.