Eckpunkte zur Beschleunigung des Wärmepumpenhochlaufs beschlossen
Ab 2024 sollen in Deutschland pro Jahr 500.000 Wärmepumpen installiert werden. Wie dieses ehrgeizige Ziele erreicht werden kann, diskutierten am 16. November Vertreter von Unternehmen, Verbänden und Politik beim 2. Wärmepumpengipfel in Berlin.
Ende Juni 2022 hatte Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck erstmals gemeinsam mit Bundesbauministerin Klara Geywitz zum Austausch eingeladen, jetzt wurde das Format fortgesetzt. Rund 50 Vertreter aus den Bereichen Handwerk, Industrie, Wohnungswirtschaft, Strom und Netze sowie von Sozialpartnern, Gewerkschaften, Forschung und Wissenschaft waren beteiligt. „Alle Akteure haben auf der heutigen Sitzung das gemeinsame Ziel noch einmal bekräftigt: Wir wollen ab 2024 500.000 neu installierte Wärmepumpen pro Jahr. Das ist ein ambitioniertes Ziel und vieles muss hierfür verbessert und beschleunigt werden. Daher haben wir heute mit allen Akteuren ein Eckpunktepapier mit klaren Prioritäten und Maßnahmen verabschiedet“, so Habeck im Anschluss. Im Fokus stehen drei Themen: Produktionsentwicklung, Fachkräfte und Wohnungswirtschaft.
Produktionskapazitäten in Europa erweitern
Um unabhängiger von Produktionsstandorten außerhalb Europas zu werden und die Verfügbarkeit von Produkten zu sichern, sollen die Herstellungskapazitäten in Deutschland sowie auf dem europäischen Kontinent ausgebaut werden. Die Sicherung von Lieferketten habe dabei immense Bedeutung. Im Wortlaut heißt es in dem verabschiedeten Eckpunktepapier: „Wir brauchen eine stärkere europäische Zulieferindustrie, um Komponenten wie Verdichter, Halbleiter und Chips sowie Steuerungs- und Regelungstechnik lokal zu beziehen.“ Einen Ansatz hierfür könne die Europäische Plattform für Transformationstechnologien bieten. Parallel müsse die Produktentwicklung im Verbund mit Forschungseinrichtungen weiter vorangetrieben werden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) wird dies in der Energieforschung mit dem Förderaufruf „Klimaneutrale Wärme und Kälte“ unterstützen.
Angebot für Aus- und Weiterbildung stärken
Zweiter wesentlicher Punkt für die Umsetzung des 500.000 Wärmepumpen-Ziels ist die Verfügbarkeit der für die Installation notwendigen Fachkräfte. Daher soll die Attraktivität des Handwerks mit neuen Qualifikationen im Bereich Wärmepumpe und Erneuerbare Energien gesteigert werden. Dies gilt sowohl für Ausbildungsberufe wie für Fortbildungen. Beispielsweise plant das Handwerk im Bereich Fortbildung ein Angebot zur Qualifizierung als „Geprüfte/r Berufsspezialist/in Wärmepumpe“. Bereits umgesetzt wurde der neue Ausbildungsberuf „Elektroniker(in) für Gebäudesystemintegration“. Mit dem „Aufbauprogramm Wärmepumpe“ wird das BMWK zudem ab 2023 die Teilnahme von ausgebildeten Fachkräften im Handwerk, von Planenden und Energieberatenden an Fortbildungen speziell zum Thema Wärmepumpen fördern. Darüber hinaus haben die Zentralverbände des Handwerks, der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und der Elektrotechnik eine Vereinbarung geschlossen, um die gewerkeübergreifende Installation von Wärmepumpen besser gestalten zu können. Damit sollen Installationszeiten verkürzt und knappe Fachkraftkapazitäten effizient und effektiv genutzt werden.
Vorteile für Sanierungen im Bestand transparent machen
Auch die Wohnungswirtschaft wird in dem Eckpunktepapier in die Pflicht genommen, denn der Markt für Wärmepumpen ist derzeit noch stark auf den Neubau und das Segment Einfamilienhäuser konzentriert. Wärmepumpen im Gebäudebestand und besonders in größeren Gebäuden werden daher 2023 ein Kernthema sein müssen, so die Beteiligten des Wärmepumpengipfels. Die Wohnungswirtschaft arbeite hieran intensiv in Kooperation mit weiteren Akteuren. In einem Leitfaden für Wärmepumpen in Mehrfamilienbestandsgebäuden sollen Best-Practice-Beispiele gebündelt werden.
BDH mahnt zu Technologieoffenheit
Jan Brockmann, CEO von Bosch Thermotechnik sprach in der anschließenden Pressekonferenz für den Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH). Seit dem letzten Gipfel habe man bereits viel erreicht, allerdings habe die Industrie bedingt durch die Pandemie und geopolitische Spannungen aktuell immer noch mit gestörten Lieferketten zu kämpfen. Vor diesem Hintergrund sprach er sich für ein Gipfeltreffen von Politik, Herstellern und Zulieferern aus, um die Engpässe bei der Komponentenbelieferung von Heizgeräten zu beseitigen.
Außerdem mahnte er, neben der Wärmepumpe auch alle weiteren verfügbaren Effizienztechnologien für die Wärmewende zu berücksichtigen. Insbesondere angesichts des heterogenen Gebäudebestands und mit Blick auf die soziale Ausgewogenheit der Wärmewende könne man sich nicht auf eine Lösung fokussieren. Hybrid-Systeme, die die Anwendung der Wärmepumpe erweitern, müssten ebenso Berücksichtigung finden wie H2-Ready-Heizsysteme, die mit grünen Gasen wie Wasserstoff betrieben werden können oder holzbasierte Systeme, KWK-Anlagen und Brennstoffzellenheizungen. Auch Wohnungslüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung zählten zu den möglichen zukünftigen Lösungen.
Dena-Kampagne soll Fachkräfte unterstützen
Bei der Deutschen Energie-Agentur (dena) zeigte man sich im Anschluss an den Austausch zufrieden: „Der 2. Wärmepumpengipfel setzt ein wichtiges Signal für die Energiewende im Gebäudebereich“, so Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. Mit einer im kommenden Jahr startenden Wärmepumpen-Informationskampagne wolle man den Wärmepumpenhochlauf forcieren. Im Rahmen des „Gebäudeforums klimaneutral“ sollen qualitätsgesicherte Informationen für Fachleute gebündelt bereitgestellt werden. Eine dena-Umfrage unter Energieberatenden habe gezeigt, dass an diesen Materialien und Tools ein großes Interesse bestehe. „Die Umsetzenden müssen im direkten Kontakt mit den Eigentümerinnen und Eigentümern die erforderliche Sicherheit bei der Entscheidung für eine Wärmepumpe vermitteln können“, erläutert Kuhlmann. Ergänzend werde die dena ihre Best-Practice-Plattform „Schaufenster klimaneutrales Bauen und Sanieren“ um die Kategorie „Wärmepumpen“ weiter ausbauen.
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