Heiz- und Kühllösung in der Decke integriert
Die außergewöhnliche Optik fällt sofort ins Auge, doch auch im Inneren des Bürogebäudes „mikado“ erwartet Besuchende ein Highlight: Die bronzefarbene Streckmetalldecke mit integrierten Lichtbändern ist nicht nur ein Hingucker, sondern auch funktioneller Bestandteil der in der Decke verbauten Heiz- und Kühltechnik.
Die Bauherren und Planer des dreiteiligen Gebäudekomplexes – die Eheleute Sandra Gramm, von Beruf Architektin, und ihr Gatte Ingo Gramm, Inhaber der Gramm GmbH & Co. KG, einem Unternehmen für Metallfassaden und Dächer – verwirklichten sich mit „mikado“ einen Lebenstraum. Auf über 4.000 Quadratmetern fanden in den Gebäudeteilen 1 und 2 verschiedene Mieter sowie auch Sandra Gramm mit ihrem Architekturbüro neue Büroflächen. Gebäudeteil 3 mit rund 4.000 Quadratmetern Nutzfläche, davon 1.500 Quadratmeter Bürofläche, wird ebenfalls bald fertiggestellt.
Namensgebend für das Bauprojekt ist die ungewöhnliche Fassade: Bronzefarbene, auf den ersten Blick wahllos platzierte Streben an der Glasfassade sollen an das Geschicklichkeitsspiel Mikado erinnern. Sie spiegeln die Berührungspunkte der Menschen im Arbeitsalltag sowie die Förderung der Konzentrationsfähigkeit wider, so die Architektin. So individuell wie jeder Mikado-Wurf, ist auch das Raumkonzept, variabel angepasst auf die jeweiligen Bedürfnisse der Nutzenden. Die großzügige Glasfassade sorgt für Lichteinfall und gewährt einen Ausblick auf Obstplantagen, bei guter Sicht über den nahen Bodensee hinweg bis in die Alpen.
Wärme und Kälte aus der Decke
Auch in den Innenräumen setzt sich das besondere Design fort. Als es um die Deckengestaltung ging, kamen für Sandra und Ingo Gramm Standardprodukte nicht in Frage. „Der Markt bot uns kein Deckensystem, das unseren Qualitätsansprüchen entsprach“, erinnert sich Sandra Gramm. Daher entwickelten die Eheleute eine eigene Streckmetalldecke: Bronzefarben wie die Mikado-Stäbe an der Außenfassade passt sie optimal ins Konzept. „Wir legen großen Wert auf Nachhaltigkeit und setzen optisch hohe Ansprüche, deshalb zeichnet unsere Decke nicht nur die einzigartige Technik, sondern auch das moderne und wandelbare Design aus“, erläutert Sandra Gramm. „Technische Highlights sind die exakten Kreuzfugen mit kleinster Toleranz und ein individuelles Einhängesystem, bei dem man jede Kassette einzeln aushängen kann“, so die Architektin. LED-Lichtbänder sind in die Fugen bündig integriert. Die Randstücke der Decke wurden durch Randfriese realisiert, in denen Schlitze für die Zuluft Platz finden. Die Randfriese sorgen für einen nahtlosen Übergang, was Passstücke entbehrt. „Des Weiteren bietet unsere Decke ein offenes System für die Abluft, ohne sichtbare Abluftanschlüsse“, berichtet Sandra Gramm.
Auch die Heiz- und Kühltechnik, die sich in der Streckmetalldecke verbirgt, ist außergewöhnlich. In die rund 5.000 Deckenelemente wurde ein Flächenheiz- und Kühlsystem von Aquatherm eingesetzt. Die schwarzen Register aus korrosionsbeständigem Polypropylen sorgen durch einen gleichmäßigen Strahlungsaustausch mit den Raumumfassungsflächen für eine angenehme Raumtemperatur im Kühl- und Heizbetrieb. Zugluft oder Staubaufwirbelungen sind durch diesen Prozess ausgeschlossen und die thermische Behaglichkeit im Raum nimmt zu. Durch den geringen Verlegeabstand der Registerrohre und der erzielten quadratmeterbezogenen hohen Flächendichte des Systems, kann es mit niedrigeren Vorlauftemperaturen als konventionelle Heiz- beziehungsweise höheren Vorlauftemperaturen als andere Kühlsysteme betrieben werden und ermöglicht in Verbindung mit seiner schnellen Reaktionsfähigkeit einen besonders effizienten und energiesparenden Betrieb unter wechselnden Bedingungen. Ein Akustikvlies wirkt zudem schallabsorbierend und sorgt für ein angenehmes Arbeitsklima.
Passgenaue Anfertigung
Die einzelnen Elemente des Heiz- und Kühlsystems wurden am Aquatherm-Hauptsitz im südwestfälischen Attendorn passgenau in den Maßen 56 mal 60 Zentimeter angefertigt.
Im Objekt wurden sie anschließend in die einzelnen Deckenelemente eingesetzt. Die Zuleitung zwischen den Registern erfolgte mit Hilfe eines Anschlusswellrohres und eines Steckstutzens. Das Wellrohr ermöglicht eine flexible, aber unauffällige Anbindung, während der Schnellsteckverbinder mit Sicherungsclip eine vollkommen dichte, aber dennoch lösbare Verbindung schafft. Sandra Gramm: „Das System passt sich perfekt an unser Raumkonzept an und war die beste Möglichkeit die Räume optimal zu temperieren. Die einfache Montage und die Flexibilität des Systems sind klare Vorteile. Die Temperaturen sind zuverlässig regelbar. Durch die korrekte Verlegung schaffen wir ein angenehmes Raumklima. Die Räume werden durch die ausgereifte Planung gleichmäßig gekühlt.“
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