Verkaufszahlen für Wärmepumpen so hoch wie nie
Die Absatzzahlen bei Wärmepumpen sind 2023 das zweite Jahr in Folge um mehr als 50 Prozent gestiegen. Führende Branchenverbände warnen dennoch vor einer sinkenden Nachfrage. Schuld sei die lange unklare Fördersituation.
Die Dekarbonisierung kommt voran: Im vergangenen Jahr stieg der Anteil erneuerbarer Energien am deutschen Stromverbrauch erstmals auf über 50 Prozent, die Solarleistung wurde verdoppelt und auch beim Wärmepumpenabsatz wurde eine neue Rekordmarke erreicht: Insgesamt verkauften die Hersteller nach Zahlen von BDH und BWP in 2023 438.500 Geräte (davon 356.000 Heizungswärmepumpen und 82.500 Warmwasserwärmepumpen). Zufrieden mit der Bilanz ist man beim Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) und dem Bundesverband Wärmepumpe (BWP) aber nicht.
Erstes Halbjahr 2023 verantwortlich für die hohen Zuwächse
Ausschlaggebend für das positive Gesamtergebnis sei nach Auffassung der Verbände alleine die starke Nachfrage im ersten Halbjahr 2023, bedingt durch die Sorge der Verbraucher vor einer drohenden Gasmangellage in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine. In der zweiten Jahreshälfte sei die Nachfrage nach Wärmepumpen bereits deutlich zurückgegangen. „Die Menschen wollen offensichtlich den Umstieg, sofern die Rahmenbedingungen stimmen. Doch die sehr destruktive und irreführende Debatte um das Gebäudeenergiegesetz und das lange Warten auf die neue Förderkulisse haben den Markt insbesondere im letzten Quartal spürbar gelähmt“, so Claus Fest, Vorstandsvorsitzender des BWP. Geschäftsführer Dr. Martin Sabel ergänzt: „Seit Juni 2023 ist der Trend beim Absatz rückläufig. Besonders alarmierend ist der jüngste Einbruch im Dezember 2023 – im Vergleich zum Vorjahr haben wir hier einen Absatzrückgang um über 40 Prozent verzeichnen müssen. Damit ist leider genau das eingetreten, wovor wir auf Grundlage der rückläufigen Zahl an Förderanträgen bereits seit dem Sommer gewarnt haben. Falls sich die Rahmenbedingungen nicht verbessern und die Politik nicht aktiv eingreift, rechnen wir eher mit einem gleichbleibenden oder sogar rückläufigen Absatz im Jahr 2024.“
BWP fordert mehr Unterstützung durch die Politik
Die Politik könne sich daher nicht auf der neuen Förderkulisse und dem Gebäudeenergiegesetz ausruhen. Ein wesentlicher Faktor zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor seien die Energiepreise: „Wer im Moment eine Wärmepumpe einbaut, spart schon heute durch den hohen Anteil kostenloser Umweltwärme viel CO2, schützt sich damit vor steigenden CO2-Preisen für fossile Energieträger und spart somit unter dem Strich Geld. Gleichzeitig aber fehlt den Verbrauchern beim Blick auf die aktuellen Energiepreise das entscheidende, intuitive Argument. Erst ab einem Verhältnis von Gas- zu Strompreisen von eins zu zweieinhalb oder weniger wird der Wechsel auf eine Wärmepumpe für viele besonders attraktiv“, erläutert Sabel. Vor diesem Hintergrund sei es unverständlich, dass auf Wärmepumpen-Strom immer noch das Doppelte an Steuern, Abgaben und Umlagen anfällt wie auf Erdgas: „Hier geht es schlicht und ergreifend darum, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und dafür zu sorgen, dass die fossilen Energien zumindest nicht weiter bevorteilt werden.“
Meistverkauft 2023: Luft-Wasser-Wärmepumpe als Monoblock
Die Zahlen im Einzelnen: Die meistverkauften Heizungswärmepumpen in 2023 waren Luft-Wasserwärmepumpen (330.000 Geräte, davon 251.000 Monoblock- (plus 78 Prozent) und 79.000 Split-Wärmepumpen (plus 15 Prozent)). Die Anzahl der verkauften Sole-Wasser-Wärmepumpen blieb mit 23.000 Geräten im Vergleich zu 2022 beinahe konstant. Deutliche Zuwächse verbuchten die Verbände auch bei den Warmwasserwärmepumpen (82.500 Geräte, plus 81 Prozent).
Industrie bereit für das Erreichen der Sektorziele
Neben einem wachsenden Interesse der Verbraucher an einer Wärmewende dokumentierte die Absatzentwicklung auch, dass die Industrie in der Lage sei ihren Teil zum Erreichen der von der Politik formulierten Sektorziele beizutragen, so der BDH. Demnach sollen ab 2024 pro Jahr 500.000 Wärmepumpen neu in den Markt gebracht werden. „Die Industrie hat ihre Hausaufgaben erledigt und umfangreiche Investitionen in neue Fertigungskapazitäten getätigt“, so BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt. Die Branche hoffe, dass sich die Entwicklung der vergangenen Jahre durch die nun feststehenden Förderbedingungen und gesetzlichen Rahmenbedingungen fortsetzt. „Aus Paragrafen müssen jetzt schnellstmöglich wieder eingebaute Heizungen werden“, fordert Staudt.